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Erdzauber 02 - Die Erbin von Wasser

Erdzauber 02 - Die Erbin von Wasser

Titel: Erdzauber 02 - Die Erbin von Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia A. McKillip
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Tristan hervor. »Von einem Land wie diesem hat er nie etwas gewußt. Man könnte Hed wie einen Wassertropfen in diesem Land fallen lassen und es niemals sehen. Wie soll - wie soll etwas sich so weit gespannt haben, über Berge und Flüsse und über das Meer hinweg bis nach Hed, um ihm diese Sterne auf die Stirn zu drücken?«
    »Das weiß keiner«, sagte Lyra mit unerwarteter Sanftmut. »Deshalb sind wir hier. Um den Erhabenen danach zu fragen.« Sie sah Rendel an und zog fragend die Brauen hoch. »Sollen wir Danan Bescheid geben?«
    »Er könnte Einwendungen machen. Ich bin nicht in Stimmung, mich auf Erörterungen einzulassen. Dies ist ein Haus mit nur einer Tür, und keiner von uns weiß, was Danan Isig für ein Mann ist. Weshalb sollten wir ihn mit Dingen belasten, an denen er doch nichts ändern kann?« Sie hörte Bris Seufzer und fügte hinzu: »Ihr könntet in Kyrth bleiben, während wir den Paß durchqueren. Wenn wir dann wirklich nicht zurückkehren sollten, werdet Ihr wenigstens Bescheid wissen.«
    Seine Erwiderung war knapp und markig; sie zog die Brauen hoch.
    »Nun, wenn Ihr es so seht. «
    Lyra wendete ihr Pferd nach Kyrth hin.
    »Wir schicken Danan eine Botschaft.«
    Bri warf die Hände in die Luft.
    »Eine Botschaft!« brummte er griesgrämig. »Die Stadt ist doch gerammelt voll mit Händlern, da wird der Klatsch ihm eher zu Ohren kommen als jede Botschaft.«
    Bei ihrer Ankunft in dem kleinen Ort stellten sie bald fest, daß seine Einschätzung der Zungenfertigkeit der Händler wohlbegründet war. Das Städtchen lag in sanftem Bogen an ein Ufer der Öse geschmiegt; im Hafen schaukelten Flußschiffe und Barken, die schwer beladen waren mit Pelzen und Häuten, Metallbarren, Waffen, edlem Silbergeschirr, Bechern und Geschmeide aus Danans Werkstätten. Lyra sandte drei der Wachen aus, ein Pferd für Tristan aufzutreiben, die anderen beauftragte sie, Nahrungsmittel und Kochgeschirr für den Zug durch den Paß zu kaufen. In einer von scharfen Gerüchen durchzogenen Straße, wo sich eine Gerberei an die andere reihte, erstand sie Felle, in einem Tuchladen pelzgefütterte Decken. Entgegen
    Bris Vorhersagen wurden sie nur selten erkannt, doch ihre Gesichter gaben den Kaufleuten, Händlern und Handwerkern, die einen langen, bitteren Winter untätig in dem Städtchen festgesessen hatten, immer wieder Anlaß zu freundlichen und neckischen Bemerkungen. Bri, der ohne viel Wirkung knurrend seinen Unwillen kundtat, wurde selbst von einem alten Bekannten angerufen und rief, während Rendel die Decken bezahlte, über die Straße, um sich in der Türnische eines Gasthauses mit dem Mann zu unterhalten. Sie verweilten noch ein wenig in dem Tuchladen und sahen sich die prächtigen Pelze und fremdartigen, grobgewebten Wollstoffe an. Tristan umkreiste mit sehnsüchtigem Blick einen Ballen blaßgrünen Wollstoffes, bis plötzlich ein Ausdruck grimmiger Entschlossenheit auf ihrem Gesicht erschien und sie genug für drei Röcke von dem Tuch kaufte. Bis unter das Kinn mit Paketen und Bündeln beladen, traten sie schließlich wieder auf die Straße und hielten nach Bri Corvett Ausschau.
    »Er muß ins Gasthaus gegangen sein«, meinte Rendel. Ein wenig gereizt, denn ihre Füße brannten und sie hätte selbst gern einen Becher Wein gehabt, fügte sie hinzu: »Er hätte ruhig auf uns warten können.«
    Dann aber gewahrte sie über dem niedrigen Gasthaus die finsteren, schier endlos ansteigenden Granitnadeln und den Paß selbst, der in einem eisigen Licht funkelte, während die letzten Strahlen der Sonne die schneebedeckten Gipfel streichelten. Von einem kalten Schauder der Furcht ergriffen bei dem überwältigenden Anblick, holte sie tief Atem und fragte sich zum erstenmal, seit sie An verlassen hatte, ob sie wirklich den Mut hatte, dem Erhabenen von Angesicht zu Angesicht gegenüberzutreten.
    Das Licht erlosch langsam, noch während sie auf die Gipfel blickten; Schatten glitten in seinem Gefolge über die Kette der Berge und warfen bläulichviolette und graue Schleier über den Paß. Nur ein einziger Gipfel in weiten Fernen stand noch weißglühend. Die Sonne versank schließlich hinter den Grenzen der Welt, und die gewaltigen Hänge und Spitzen der Berge nahmen eine öde Blässe an wie der Mond.
    »War das der Erlenstern-Berg?« flüsterte Lyra.
    »Ich weiß es nicht.«
    Rendel sah Bri Corvett aus dem Gasthaus treten und über die Straße kommen. Eine seltsame Düsterkeit lag über seinen Zügen; und als er sie erreichte, schien

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