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Erdzauber 02 - Die Erbin von Wasser

Erdzauber 02 - Die Erbin von Wasser

Titel: Erdzauber 02 - Die Erbin von Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia A. McKillip
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holen, aber -«
    »Sie sind nach Hed abgesegelt.«
    In seiner Stimme lag etwas so Endgültiges, daß sie ihn einen Moment lang forschend anblickte.
    »Du möchtest sie nicht sehen.«
    »Noch nicht.«
    »Sie bat mich, dir, wenn ich dich sehen sollte, dieses zu sagen: Sei vorsichtig.«
    Er schwieg, seinen Blick noch immer in den ihren gesenkt. Sie gewahrte, daß er eine besondere Gabe besaß, still zu sein. Wenn er es wollte, schien die Stille aus ihm herauszuströmen, die gelassene Stille von alten Bäumen oder Steinen, die jahrelang reglos dagelegen haben. Sie pulsierte in seinem Atem, in seinen unbewegten, von Narben gezeichneten Händen. Abrupt, lautlos stand er auf, und die Stille schwang mit ihm, als er sich umdrehte und dort hintrat, wo sie gestanden hatte, um zum Fenster hinauszublicken. Flüchtig schoß ihr die Frage durch den Kopf, ob er draußen in der Nacht Hed sehen könnte.
    »Ich habe Berichte von eurer Reise gehört«, sagte er. »Ich habe gehört, daß ihr, Tristan, Lyra und du, euch gemeinsam auf Mathoms Schiff bei Nacht und Nebel aus Caithnard hinausgestohlen habt; daß ihr sieben Kriegsschiffe von Ymris mit einem Licht geblendet habt, das wie eine kleine Sonne funkelte, und dann den vom Schmelzwasser angeschwollenen Winter hinaufgefahren seid zur Schwelle des Hauses des Erhabenen, um ihm eine Frage zu stellen. Und du sagst mir, daß ich vorsichtig sein soll. Was war das für ein Licht, das selbst Astrin blendete? Die Händler stellten die tollsten Mutmaßungen darüber an. Selbst ich wurde neugierig.«
    Sie setzte zu einer Antwort an, unterbrach sich jedoch. »Und zu welchen Schlußfolgerungen bist du gekommen?« Er wandte
    sich um und kam wieder zu ihr. »Daß es wahrscheinlich etwas war, was du getan hast. Mir fiel ein, daß du gewisse Gaben besitzt.«
    »Morgon -«
    »Warte. Ich will dir etwas sagen und ich will es dir jetzt sagen. Ganz gleich, was sonst noch geschehen ist oder geschehen wird, für mich war es wichtig, daß ihr, während ich von Isig herunterzog, diese Reise machtet. Ich hörte hier und dort auf meinem Weg euren Namen, deinen, Lyras, Tristans. Sie blitzten unerwartet auf wie kleine, ferne, anheimelnde Lichter.«
    »Sie verlangte so sehr danach, dich zu sehen. Hättest du nicht -«
    »Noch nicht.«
    »Wann dann?« fragte sie ratlos. »Nachdem du Thod getötet hast? Morgon, noch ein Harfenspieler!«
    Sein Gesicht veränderte sich nicht, doch seine Augen glitten von ihr fort, zu einer Erinnerung.
    »Corrig? Ich hatte ihn vergessen.«
    Sie hatte das Gefühl, als hätte sich mit den einfachen Worten die Mauer wieder zwischen sie geschoben. Er zog sich in seine Stille zurück wie hinter einen Schild, der unangreifbar und unzerstörbar war; sie fragte sich, ob sich dahinter ein Wildfremder verbarg oder jemand, der ihr so vertraut war wie sein Name. Er schien ihre Gedanken zu lesen. Mit einer Bewegung überwand er die Entfernung zwischen ihnen und berührte sie flüchtig. Doch da stieg aus der Stille eine andere Erinnerung in seine Augen, eine Erinnerung, die keine Gestalt hatte und schrecklich war; er wandte leicht den Kopf, bis sie verblaßte. »Auch dich zu sehen, hätte ich aufschieben sollen«, sagte er leise. »Aber ich - ich sehnte mich einfach nach dem Anblick von Schönheit. Ich wollte die Legende von An sehen; den kostbaren Schatz der Drei Teile. Ich wollte wissen, daß es dich noch gibt. Ich brauchte das.«
    Seine Finger streichelten sie wieder, als wäre sie etwas so Zartes und leicht Verletzliches wie der Flügel eines Schmetterlings. Sie machte die Augen zu und drückte ihre Hände auf die geschlossenen Lider.
    »Ach, Morgon«, flüsterte sie. »Was, in Hels Namen, glaubst du wohl, daß ich hier in dieser Schule tue?« Sie ließ die Hände sinken; vielleicht war es ihr gelungen, den Panzer seiner Einsamkeit zu durchdringen, endlich seine Aufmerksamkeit zu gewinnen. »All das wäre ich für dich, wenn ich könnte«, stieß sie hervor. »Für dich wäre ich stumm, schön, unwandelbar wie die Erde von An. Ich wäre das Bild deiner Erinnerung, das ewig gleich und stets unschuldig im weißen Haus des Königs in Anuin auf dich wartet - für dich und für keinen anderen Mann im Reich würde ich das tun. Aber es wäre eine Lüge, und niemals werde ich dich belügen - das schwöre ich. Ein Rätsel ist eine Sage, die einem so vertraut ist, daß man das Rätsel in ihr gar nicht mehr sieht; sie ist einfach da, wie die Luft, die man atmet, wie die uralten Namen einstiger Könige, deren

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