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Erebos

Erebos

Titel: Erebos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Poznanski
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Nick selbst war schwindelig vor Nervosität. Sicher hatte jemand den Schuss gehört und würde gleich auftauchen, um nachzusehen, was los war – das könnte alles noch schlimmer machen.
    Andrew Ortolan stieg aufs Fensterbrett. Das Fenster war hoch, aber er war groß gewachsen und musste sich ducken, um durchzupassen. Mit seinen gefesselten Händen fiel ihm das Festhalten schwer. Er warf einen flehenden Blick zurück in sein Büro.
    »Weiter«, sagte Helen.
    »Bitte nicht.«
    Sie hob wieder die Pistole, das Alien tat es ihr nach.
    »Wir müssen ihn noch nicht mal perfekt treffen, da reicht schon ein Streifschuss für den großen Abflug«, grölte es.
    Ortolan stand jetzt auf dem Fensterbrett und stieg mit dem linken Bein auf das etwas höher liegende Brett des Baugerüsts.
    Kletter hinüber und dann hinunter, dachte Nick. Das müsste klappen. Du kommst unverletzt bis auf die Straße, wenn du die Nerven behältst.
    Doch Ortolans Beine zitterten. Er klammerte sich mit den Händen am Fensterrahmen fest, man sah ihm an, dass er genau wusste, was zu tun war. Umgreifen, möglichst schnell die Metallstange des Gerüsts packen. Doch er schien es nicht über sich zu bringen.
    »Nicht um Hilfe rufen, sonst macht es bumm«, sagte das Alien.
    Ortolans gefesselte Hände schnappten nach der Stange wie die Scheren eines Krebses. Es war eine Qual, ihn dabei zu beobachten, wie er auf das Gerüst hinüberkroch, mit kalkweißem Gesicht und verkrampften Gliedern.
    In dem Moment, als er es geschafft hatte und einigermaßen sicher auf seinem Brett kniete, hörte Nick hinter sich ein Geräusch. Adrian war wieder zu ihnen gestoßen.
    Sein Anblick löste eine Reihe von Reaktionen aus.
    »Du?«, keuchte Ortolan und verlor beinahe den Halt.
    Helen, offenbar ebenso überrascht, senkte kurz die Waffe. »Was treibst du hier?«, herrschte sie ihn an. »Verschwinde.«
    »Du lässt ihn weglaufen?«, fragte Colin hinter seiner Teufelsmaske. »Bist du noch normal?«
    Die Pistole schwenkte auf ihn zu. »Ruhe. Er ist tabu.«
    »Wer sagt das?«
    »Der Bote! Was denkst du denn?«
    Wenn sie zu streiten anfingen, würde Nick seine Chance nutzen und mit Emily, Adrian und Victor das Weite suchen.
    »Hast du die Polizei gerufen?«, flüsterte er in Adrians Richtung. Er bekam keine Antwort. Adrians ganze Aufmerksamkeit galt dem Mann auf dem Baugerüst.
    »Guten Tag, Mr Ortolan.«
    Bei Adrians Anblick hatte Ortolan sich noch fester an seine Stange geklammert. »Steckst du hinter alldem?«, fragte er.
    »Nein.« Adrian ging näher ans Fenster und sah hinunter. »Da geht es weit abwärts.«
    »Was du nicht sagst.« Für einen Moment gewann Ortolans Wut die Oberhand. »Erkläre diesen maskierten Flaschen, dass sie mich wieder reinlassen sollen.«
    »Wieso sollten die auf mich hören?«
    »Du hast doch etwas damit zu tun. Verkauf mich nicht für blöd. Ich muss mir nur ansehen, was das Mädchen da um den Hals hat, und mir ist alles klar!«
    Adrian drehte sich zu Helen um, sah, was Ortolan meinte, und ging, ohne zu zögern, auf sie zu. Er griff nach dem Symbol des Inneren Kreises und betrachtete es. »Wieso trägst du das?«
    »Verschwinde, du verstehst das nicht!« Adrians Nähe erschwerte es ihr, Ortolan im Visier zu behalten.
    »Das hast du selbst gemacht, nicht? Aber warum?«
    »Weil ich im Inneren Kreis bin und das ist sein Symbol.« Sie schubste Adrian weg, es war eine Handbewegung, die fast entschuldigend aussah, aber gleichzeitig genug Kraft hatte, um ihn rücklings durch den Raum torkeln zu lassen. Emily fing ihn auf, bevor er stürzte.
    »Eigentlich«, sagte er, »ist es das Logo von Vay too far. Der Firma meines Vaters.«
    »Genau«, sagte Ortolan. Das Wort endete in einem Aufschrei, denn ein Windstoß rüttelte an dem Baugerüst und brachte die Halterungen zum Klirren.
    Außerdem brachte der Wind ein Geräusch. Sirenen. Waren das Polizeiautos? Gut möglich und sie kamen näher. In Ortolans Gesicht zeichnete sich Erleichterung ab.
    »Spring«, sagte Helen.
    »Wie bitte?«
    »Du sollst springen.«
    Sie ging näher ans Fenster, hob die Pistole und richtete die Mündung auf Ortolans Brust. »Spring oder ich schieß dich runter.«
    Die Sirenen kamen näher, das Alien und das Gollum-Mädchen tauschten hektische Blicke.
    »Wir sollten abhauen«, sagte das Mädchen. »Da hat jemand die Polizei gerufen. Los, Leute, schnell!«
    »Spring jetzt, du Schwein«, sagte Helen hinter ihrer Totenkopfmaske.
    Das Bild brannte sich unauslöschlich in Nicks Gedächtnis ein. Als

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