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Erebos

Erebos

Titel: Erebos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Poznanski
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Minuten später, als Emily und Adrian zu ihnen stießen, war immer noch nichts passiert. Zwar gingen ständig Leute in das Bürogebäude hinein, aber es waren keine Schüler darunter.
    »Es ist mit Sicherheit heute«, beharrte Victor. »Der Innere Kreis ist losgeschickt worden und Nick und ich haben beide den blutenden Turm gesehen.«
    Weitere zehn Minuten vergingen. Nichts. Nicks Rücken begann zu schmerzen, weil er sich hinter den Lieferwagen ducken musste, um nicht hervorzuragen. Ob der Innere Kreis plötzlich Schiss bekommen hatte? Jetzt, wo es um die Wurst ging?
    »Da kommt Ortolan«, sagte Adrian. Er sagte es ganz ruhig, aber Nick sah seine angespannten Kiefermuskeln und seine zu Fäusten geballten Hände.
    Jetzt mussten die Krieger des Inneren Kreises endlich erscheinen. Wann, wenn nicht jetzt? Aber niemand tauchte auf. Niemand blieb auffällig lang irgendwo stehen. Mit jeder Minute wuchs in Nick das Gefühl, dass irgendetwas nicht stimmte. Waren sie zu gradlinig an die Sache herangegangen? War der Ort doch falsch? Montierte in diesem Moment jemand im Parkhaus eine Autobombe an Ortolans Jaguar?
    Er hatte den Gedanken kaum zu Ende gebracht, als er etwas klirren hörte. Es kam vom Bürogebäude, von hoch oben. Eine Fensterscheibe?
    Nick starrte nach oben, konnte aber nichts sehen, wegen des verfluchten Baugerüsts … Aber es klirrte schon wieder, nein, es krachte eher …
    »Wir sind so bescheuert«, murmelte er. »Die sind schon drin.«
    Klirr! Nicht sehr laut, gerade so, dass man es über den Straßenlärm hinweg hören konnte.
    Sie sahen einander an und rannten los, als hätte jemand ein Kommando gegeben.
    Sie rannten über die Straße, über den Vorplatz, erreichten die Halle.
    »Jetzt langsam«, sagte Victor. »Sonst lassen die uns nicht durch. Und die Treppen nehmen, nicht den Lift.«
    Da waren grauer Marmor, Säulen, viel Glas und ein Empfangspult mit einer Frau, die ihnen entgegenlächelte. Und da war Rashid, in einer versteckten Ecke der Halle, fast unsichtbar lauernd auf einem schwarzen Ledersessel.
    »Soft Suspense?«, fragte Victor und zückte seinen Presseausweis.
    »Fünfter Stock. Einen Moment, ich melde Sie an.«
    Rashid sah Nick unsicher an, er hatte sichtlich nicht damit gerechnet, dass jemand auftauchen und Probleme machen würde. Dann schien er zu einem Entschluss zu kommen, er schnellte hoch und lief auf sie zu.
    »Sehr freundlich, aber eine Anmeldung ist nicht nötig«, sagte Victor.
    Dahinten waren die Treppen. Sie jagten darauf zu, Nick hörte nicht mehr, was die Rezeptionistin ihnen hinterherrief, er fragte sich nur, ob Rashid eine Pistole hatte.
    Erster Stock. Bisher nichts Auffälliges, keine panischen Menschen, kein Lärm. Aber hier residierte auch nur die Immobilienfirma.
    Zweiter Stock. Wo war Rashid? Nick warf einen Blick über die Schulter – hinter ihm war nichts als ein menschenleeres Treppenhaus. Beruhigt war er trotzdem nicht.
    Sie passierten den dritten und vierten Stock, überall Business as usual, und für kurze Zeit hoffte Nick gegen jede Vernunft, dass sie sich vielleicht doch irrten und heute überhaupt nichts passieren würde. An diese Hoffnung klammerte er sich, während er die Treppen zum fünften Stock hinauflief.
    Kaum waren sie oben, trat Rashid ihnen in den Weg. »Bleibt stehen. Das geht euch nichts an.«
    Er hatte keine Pistole in der Hand, immerhin. Aber eine Spraydose, die er ihnen entgegenstreckte. Pfefferspray.
    Die Hand zitterte, Rashids Stimme auch. »Stehen bleiben, habe ich gesagt. Ich will euch nichts tun. Bleibt … oder noch besser, geht wieder zurück, dann passiert keinem etwas.«
    Als Emily antwortete, war ihre Stimme völlig ruhig. »Du musst das nicht machen, Rashid. Sieh mal, du kannst einfach diese Treppe hinuntergehen und raus auf die Straße. Niemand wird dir etwas tun. Wir nicht, der Bote nicht, keiner von den anderen Spielern. Ich verspreche es dir.«
    In Rashids Gesicht zuckte es. »Sei still, du hast keine Ahnung. Haut jetzt ab.«
    Emily nahm einen neuen Anlauf. »Wenn du dich beeilst, bist du weg, bevor die Polizei kommt. Die werden bald da sein, fürchte ich, und dann könntest du richtige Schwierigkeiten bekommen.«
    Rashids Finger auf dem Sprühkopf bewegte sich. Nick zog Emily zurück.
    »Wir drohen dir nicht«, sagte Nick rasch. »Im Gegenteil. Wir helfen dir. Lauf weg!«
    »Aber … dann …«
    »Dann fliegst du aus dem Spiel? Um ehrlich zu sein, ich glaube, nach dem heutigen Tag wird es das Spiel nicht mehr geben.«
    Die Hand mit

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