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Erebos

Erebos

Titel: Erebos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Poznanski
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dem Pfefferspray senkte sich um einige Zentimeter. »Der Bote würde mich umbringen.«
    »Siehst du hier irgendwo einen Boten? Einen Ork? Einen Troll? Das hier ist echt, Rashid, und du wirst ganz echt ins Gefängnis gehen, für ganz echte Beihilfe zum Mord!«
    Jetzt ließ er den Arm schlaff herabhängen. Nick überlegte, ob er sich auf Rashid stürzen und ihm das Spray entreißen sollte – aber das war vermutlich nicht mehr nötig.
    »Ihr verpfeift mich nicht?«, fragte er leise.
    »Nein. Hundertprozentig.«
    Er warf ihnen einen letzten scheuen Blick zu und begann, die Treppen hinunterzugehen, erst langsam, dann immer schneller.
    »Rashid!«, rief Nick ihm nach. »Wie viele sind noch da?«
    »Weiß nicht«, rief Rashid zurück. »Die zwei Wächter von draußen sind vielleicht schon weg. Drinnen sind auf jeden Fall die fünf vom Inneren Kreis.«
    Danach waren nur noch seine schweren Schritte zu hören, als würde er immer zwei Stufen auf einmal nehmen.
    »Fünf Leute und ein paar Waffen«, stöhnte Victor. »Wir hätten dem Kerl wenigstens das Pfefferspray abnehmen sollen.«
    Nick gab ihm im Stillen recht, doch jetzt war es zu spät. Sie drückten die schwere Glastür auf, die das Treppenhaus von den Büros trennte. Da war eine Art Empfang, aber ohne Empfangsdame. Auf den Korridoren war niemand unterwegs und alle Bürotüren waren geschlossen.
    »Wieso ist hier keiner?«
    Sie schlichen den ersten Gang entlang und öffneten vorsichtig eine Tür. Dahinter befanden sich zwei Arbeitsplätze, aber keine Menschen. Im nächsten Raum? Auch niemand. Nick öffnete eine Tür nach der anderen, jedes Mal voller Angst, er könnte hinter einer davon einen Haufen Leichen finden.
    »Haben die alle freibekommen?«, fragte Victor.
    »Dahinten höre ich etwas«, sagte Adrian. Er deutete zum Ende des Korridors, auf eine messingbeschlagene Holztür, die sich deutlich vom moderneren Stil der sonstigen Büroräumlichkeiten unterschied.
    Sie lauschten und da war tatsächlich etwas: ein dumpfer Schlag und eine gedämpfte Stimme, die etwas schrie.
    »Okay, jetzt wissen wir wenigstens, wo sie sind«, stellte Victor fest. »Gehen wir hinein? Oder holen wir die Bullen?«
    Nick überlegte nicht lange. »Adrian, du gehst in eins der Büros und rufst die Polizei an. Wir halten hier die Stellung.«
    Nach kurzem Zögern tat Adrian, was Nick gesagt hatte. Emily, Victor und er selbst gruppierten sich um die Holztür.
    »Wir könnten auch reingehen und auf den Überraschungseffekt setzen«, meinte Victor.
    Nick schüttelte den Kopf. »Ich glaube, ich will niemanden überraschen, der eine Pistole in der Hand hat.« Er drückte sein Ohr gegen die Tür und jetzt hörte er Stimmen, konnte aber nicht verstehen, was sie sagten.
    »Ich wünschte, wir hätten Rashid gefragt, wer die Leute vom Inneren Kreis sind«, sagte Emily, »dann könnten wir besser einschätzen –«
    Mitten in Emilys Satz flog die Tür auf und eine in Schwarz gekleidete Gestalt stürzte heraus. Über dem Gesicht trug sie eine Maske – das weiße, zu einem Schrei verzerrte Gesicht aus dem Film Scream.
    »Ich hole Wasser«, rief der Maskenträger und blieb abrupt stehen, als er Nick, Emily und Victor entdeckte. »Da sind … Leute! He, Scheiße, wo kommen die auf einmal her?« Er machte auf dem Absatz kehrt und rannte in das nun offen stehende Büro zurück.
    »Bleibt ruhig«, rief Nick hektisch. Oh Gott, das lief gehörig schief. Da waren eins … zwei, nein, drei Maskierte mit Pistolen. In zwei der Mündungen sah er direkt hinein. Ein vierter Kerl mit einer Teufelsmaske krümmte sich stöhnend auf dem Boden. Colin, gar kein Zweifel. Neben ihm lag ein Baseballschläger und es machte ganz den Eindruck, als hätte er ein paar Hiebe damit abbekommen. Es musste einen Kampf gegeben haben, zwei der Fensterscheiben hatten Sprünge. Bei dem fünften Typen, dem, der eben Wasser holen wollte, entdeckte Nick keine Waffe, aber das war ein eher schwacher Trost.
    »Dunmore«, sagte eine dunkle Stimme unter einer Totenkopfmaske. »Du beschissenes Arschloch.«
    Nick wich einen Schritt zurück. Die Stimme kannte er, ebenso wie die ganze massige Erscheinung. Helen. Sie hatte ihre Waffe direkt auf Andrew Ortolan gerichtet, der mit bleichem Gesicht auf seinem Drehsessel saß und seine gefesselten Handgelenke auf den Schreibtisch gelegt hatte. Neben ihm lagen zwei Frauen und drei Männer auf dem Boden – ihre Hände waren auf den Rücken gefesselt. Eine Frau weinte leise.
    Nun sah auch Ortolan zur Tür

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