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Erebos

Erebos

Titel: Erebos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Poznanski
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geschwätzige Freundinnen.
    Er schüttelte den Gedanken ab. Hier, auf dieser Seite, war er ihr nah. Als ob er sie im Dunkeln berühren würde.
    In ihrem Blog schrieb Emily, dass ihr Kopf sich leer anfühle. Sie wünschte sich hinaus aufs Land, weg von diesem riesigen Moloch London. Nick empfand ihre Worte wie Stiche. Es war undenkbar, dass Emily seine Stadt und sein Leben verließ. Er las den Eintrag dreimal, bevor er die Seite zuklickte.
    Noch mal E-Mails checken. Kein Wort von Colin. Auch kein neuer Tweet, seit Tagen schon nicht. Nick seufzte, knallte die Maus etwas härter als nötig auf den Schreibtisch und fuhr seine Kiste runter.
     
    Chemie war eine Strafe des Schicksals. Mit wachsender Verzweiflung hing Nick über seinem Buch und versuchte, die Aufgabe zu kapieren, die Mrs Ganter ihnen für diese Stunde aufs Auge gedrückt hatte. Wenn wenigstens ein C am Ende des Jahres genügt hätte. Aber unter einem B ging gar nichts und eigentlich musste es ein A werden. Medizin-Unis nahmen keine Chemienieten auf.
     
    Er blickte hoch. Vor ihm saß Emily, ihr dunkler Zopf fiel ihr über den Rücken. Keiner dieser schmalen Elfenrücken, sondern einer, dem man das Schwimmtraining ansah. Ebenso wie ihren Beinen, die lang waren und sehnig und … Er schüttelte den Kopf, wie um seine Gedanken an den richtigen Platz zurückzuzwingen.
    Verdammt. Wie viel Mol waren noch mal 19 Gramm CH 4 ?
    Viel zu schnell läutete es zum Ende der Stunde. Als einer der Letzten gab Nick sein Blatt ab, überzeugt davon, dass Mrs Ganter nicht erfreut sein würde. Emily war schon gegangen; Nick hielt automatisch nach ihr Ausschau und entdeckte sie tatsächlich nur wenige Meter den Gang entlang. Sie redete mit Rashid, dessen enorme Nase einen schnabelartigen Schatten an die Wand warf. Nick schlenderte ein paar Schritte näher, tat so, als würde er etwas in seiner Mappe suchen.
    »Du darfst es keinem sagen, verstehst du?« Rashid hielt Emily etwas entgegen, ein flaches Päckchen, in Zeitungspapier eingeschlagen. Quadratisch, schon wieder. »Das ist wichtig. Du wirst staunen, es ist einfach der Hammer.«
    Die Skepsis in Emilys Gesicht sprach Bände. »Ich habe keine Zeit für solche Spinnereien.«
    Nick blieb ein Stück abseits stehen und studierte angestrengt die Anschlagtafel des Schachklubs.
    »Keine Zeit, so ein Quatsch! Probier es! Hier.«
    Ein Seitenblick verriet Nick, dass Rashid Emily sein Zeitungspäckchen entgegenhielt, doch sie nahm es nicht. Sie machte einen Schritt zurück, schüttelte den Kopf und ging. »Schenk es jemand anderem«, rief sie Rashid über die Schulter hinweg zu.
    Ja, schenk es mir, dachte Nick. Was war nur los? Wieso sprach keiner über diese Päckchen, die die Runde machten? Und wieso, zum Teufel, hatte er noch keins davon? Er war doch sonst immer auf dem Laufenden!
    Nick beobachtete Rashid, der sein Päckchen in der Jackentasche verstaut hatte und den Gang entlangschlurfte. Nun steuerte er auf Brynne zu, die sich eben von einer Freundin verabschiedete, er sprach sie an, er zog das Päckchen aus der Tasche »Wohin starrst du denn so verträumt?« Eine Hand patschte kräftig auf Nicks Schulter. Jamie. »Wie war die grauenvolle Chemiestunde?«
    »Grauenvoll«, murmelte Nick. »Was dachtest du?«
    »Ich wollte es nur aus erster Hand hören.«
    Ein paar Leute waren mitten im Korridor stehen geblieben und versperrten die Sicht auf Brynne und Rashid; Nick ging näher, doch da war die Transaktion auch schon gelaufen. Rashid machte sich in seinem typischen schleppenden Gang davon und auch Brynne verschwand um die nächste Ecke.
    »Mist«, fluchte Nick.
    »Was ist denn los?«
    »Ach, irgendetwas ist im Busch. Letztens hat Colin Jerome etwas zugesteckt und sie haben unheimlich geheimnisvoll getan. Eben hat Rashid es bei Emily versucht, die hat ihn abblitzen lassen, also hat er Brynne angequatscht.« Er fuhr sich mit der Hand über das zurückgebundene Haar. »Den Rest hab ich verpasst. Ich wüsste zu gern, worum es da geht.«
    »CDs«, sagte Jamie nüchtern. »Irgendwelche Raubkopien, schätze ich. Ich hab heute schon zweimal gesehen, wie jemand einen anderen in die Ecke gezerrt und ihm eine CD aufgeschwatzt hat. Ist doch egal, oder?«
    CDs. Das würde auch zu dem Format von Rashids Päckchen passen. Eine Raubkopie, die von Hand zu Hand ging, vielleicht Musik, die auf dem Index stand. Dann wäre es kein Wunder, dass Emily nichts davon hatte wissen wollen. Ja, das war möglich. Der Gedanke besänftigte Nicks Neugier ein wenig,

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