Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Erebos

Erebos

Titel: Erebos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Poznanski
Vom Netzwerk:
bemerkt zu spät, dass über ihm der Morgenstern seines Gegners kreist – er sieht ihn abwärtssausen, taucht instinktiv zur Seite.
    Die dornige Kugel streift seine Schulter, ein ohrenbetäubendes Kreischen ertönt, sticht ihm wie glühender Draht ins Gehirn.
    Er fällt. Hoch über ihm steht der Troll, blickt mit steingrauen Augen auf ihn herab. Hebt wieder seine Waffe. Dann, so glaubt Sarius durch das schmerzhafte Sirren zu hören, donnert es. Der Troll wankt und gibt den Blick frei auf den größeren der beiden Barbaren, der aus dem Nichts aufgetaucht ist und versucht, dem Troll mit seiner Keule die Wirbelsäule zu zerschmettern.
    Der Schlag sitzt, Sarius’ monströser Gegner bäumt sich auf, ein weiterer Schlag, der Troll geht in die Knie. Brüllt jetzt nicht mehr, stöhnt nur noch. Ein letzter Schlag in den Nacken und er liegt still.
    Sarius will sich aufsetzen, doch jeder Versuch lässt diesen fürchterlichen Ton anschwellen. Besser geht es, wenn er sich langsam bewegt. Sein Gürtel ist noch zu etwa einem Viertel rot. Ob es wieder mehr wird, wenn er stillhält? Er legt sich flach ins Gras. Was er gesehen hat, genügt, um fürs Erste beruhigt zu sein. Die Schlacht ist fast zu Ende. Zwei Trolle liegen bereits besiegt am Boden, ein dritter flieht. Der vierte steht noch aufrecht, doch ihm wird von den beiden Barbaren schwer zugesetzt, und nun schließen sich alle, die noch laufen können, dem Gemetzel an. Gegen diese Übermacht hat der Troll keine Chance, er wankt, schlägt noch einmal um sich und fällt dem Boden entgegen, eine Zwergenaxt tief zwischen die Schulterblätter gegraben.
    »Sieg«, haucht eine körperlose Stimme.
    Im nächsten Moment erscheint der Bote mit den gelben Augen am Waldrand und zügelt sein Pferd.
    »Ihr habt das Oval erobert«, sagt er und berührt die schillernde Scheibe mit seinen Knochenfingern. »Lohn ist euch sicher. BloodWork!«
    BloodWork? Sarius versteht nicht, bis der große Barbar vortritt und sich vor dem Boten verneigt.
    »Du hast in der Schlacht den wertvollsten Beitrag geleistet. Ich belohne dich mit einem Helm der Stärke 27. Er schützt dich gegen Gift, Blitzschlag und Fieberzauber.«
    Der Bote reicht BloodWork einen goldenen Helm mit Widderhörnern. Eilig nimmt der Barbar seine schlichte Eisenkappe vom Kopf und stülpt sich den glänzenden Kopfschutz über, mit dem er noch größer wirkt.
    »Keskorian«, fährt der Bote fort und der etwas kleinere Barbar tritt vor.
    »Du hast dein Bestes gegeben, doch du zögerst zu oft. Dennoch hast du dir Lohn verdient. Nimm BloodWorks alten Helm, er ist besser als deiner.«
    Keskorian tut, was von ihm verlangt wird.
    »Sarius!«, ruft der Bote.
    Jetzt schon? Das erstaunt ihn. Er hat doch erst verspätet in die Kampfhandlungen eingegriffen und mit Ruhm bekleckert hat er sich dabei nicht. Unter erstaunlichen Anstrengungen kommt er auf die Beine. Jede Bewegung lässt den quälenden Ton anschwellen. Seine Schulter blutet wieder und er sieht, wie ein weiterer winziger Teil seines Gürtels sich schwärzt.
    »Es war deine erste Schlacht und du hast Mut gezeigt, statt dich mit der Rolle des Beobachters zu begnügen. Ich schätze Mut, daher erhältst du, was du am nötigsten brauchst: Heilung. Nimm diesen Trank, er wird deine Gesundheit wiederherstellen und deine Widerstandskraft erhöhen. Zum Wohl, Freund.«
    Sarius sieht die sonnengelb leuchtende Flasche vor sich schweben, greift danach und öffnet sie. Trinkt.
    Die Blutspuren auf seiner Schulter lösen sich in nichts auf, sein Gürtel erstrahlt in frischem Rot und – welche Wohltat – der sirrende, hochfrequente Ton, der sich mit seiner Verletzung eingestellt hat, verschwindet. An seine Stelle tritt die Musik, die er im Turm gehört hat. Die Melodie verheißt alles. Alles, was er jemals wollte.
    »Für Sapujapu, der erstmals bis zum Schluss durchgehalten hat, habe ich eine neue Axt.«
    Der Zwerg tritt vor, nimmt die Axt und zieht sich schnell wieder zurück. Eine Pause tritt ein. Der Bote fasst einen nach dem anderen ins Auge, als müsse er überlegen.
    »Golor!«, ruft er einen Vampir auf und beschenkt ihn mit 25 Minuten Unsichtbarkeit, den zweiten Vampir – LaCor – mit 50 Goldmünzen.
    Nurax, der Werwolf, erhält Lob und einen Brustharnisch; die Katzenfrau Samira ein doppelt gehärtetes Schwert. Der Bote verteilt kleine und größere Gaben an alle: einen Schild mit Runenzauber an den zweiten Zwerg, einen Giftdolch an Vulcanos, den Dunkelelfen. Übrig bleiben ein weiterer Dunkelelf und

Weitere Kostenlose Bücher