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Erebos

Erebos

Titel: Erebos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Poznanski
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verblüfft auf eine schwarze Mauer, die sich quer durch die Landschaft zieht und hoch über die Bäume hinausragt. Das Schwarz glänzt wie Teer.
    An ein Überklettern der Mauer ist nicht zu denken, er muss einen Durchgang suchen. Oder das Ende des riesigen Hindernisses. Er wendet sich nach links, aus dieser Richtung kommen die Kampfgeräusche. Er läuft, bis seine Ausdauer aufgebraucht ist. Kein Tor. Wutentbrannt schlägt er mit dem Schwert gegen die Mauer. Schwarz splittert ab, darunter werden zwei Buchstaben sichtbar: ns.
    Überzeugt, dass unter der glänzenden Schicht eine Botschaft verborgen ist, bearbeitet er die Mauer weiter mit seinem Schwert und hofft, dass es dabei nicht zu Bruch geht. Aber es klappt, das Schwert hält und wenige Minuten später hat Sarius einen ganzen Satz freigelegt. Einen doppeldeutigen Satz: Geh ins Netz.
    Er hört sich selbst lachen. Ich bin ein guter Fang, denkt er und öffnet eine Verbindung zum Internet.
    Im gleichen Moment bricht ein Teil der Mauer ein und gibt den Blick frei auf eine Schlacht. Zwei Barbaren, eine Katzenfrau, ein Werwolf, mehrere Zwerge, drei Vampire und zwei Dunkelelfen kämpfen mit vier unfassbar hässlichen Trollen. Einem von ihnen ragen bereits drei Pfeile aus dem Hals, die von der Katzenfrau stammen müssen, sie ist die Einzige mit einem Bogen. Ein weiterer Troll schwingt einen Felsbrocken und schleudert ihn dem Werwolf entgegen, der sich mit einem weiten Sprung in Sicherheit bringt. Zwei der Zwerge bearbeiten die Beine des dritten Trolls mit ihren Äxten, unterstützt vom größeren der Barbaren, der mit seiner Keule auf dessen Rücken eindrischt.
    Über ihnen allen schwebt ein bläuliches Oval. Es funkelt wie ein riesiger, geschliffener Saphir und dreht sich träge um die eigene Achse. Ist das ein Wunschkristall? Der wäre aber zu groß, um ihn einfach an sich zu nehmen. Die anderen, die Kämpfer, scheren sich nicht um das Ding, sind auch viel zu beschäftigt dafür.
    Sarius tastet nach dem Schwert an seinem Gürtel. Auf einmal sieht es so harmlos und klein aus. Er sollte sich jetzt wahrscheinlich in den Kampf stürzen, wagt sich aber noch nicht heran.
    Bei einem der Zwerge rinnt Blut unter dem Helm hervor, läuft in seinen Bart und versickert dort. Der Zwerg kämpft dennoch wie ein Berserker.
    Sarius atmet tief durch. Keine Verletzung, die er hier erleiden wird, kann ihm wirkliche Schmerzen bereiten, egal, wie echt sie aussieht. Er geht einen Schritt vorwärts und macht ihn sofort wieder rückgängig, um sich eine Taktik zurechtzulegen. Der vierte Troll steht frei, er hat eine Vampirfrau in die Enge getrieben, die versucht, sich ihn und seinen Morgenstern mit ihrer langen, schmalen Klinge vom Leib zu halten. Er hat Sarius noch nicht bemerkt.
    Auf den Troll also. Mit einer schnellen Handbewegung holt Sarius seinen Schild vom Rücken, hebt die Waffe und wirft sich in den Kampf. Einen Augenblick lang ist es ihm peinlich, dass er dafür wirklich Mut aufbringen muss.
    Sein Schwert prallt gegen die Haut des Trolls wie gerade noch gegen die Mauer, nur dass es diesmal nicht die kleinste Spur hinterlässt. Der Troll brüllt höhnisch. Er packt die Vampirin mit einer Hand und schleudert sie in die Luft. Sie rudert mit den Armen, verliert ihr Schwert und schlägt mit einem hässlichen Geräusch auf dem Boden auf. Die rote Schärpe, die sie um die Taille trägt, färbt sich dunkelgrau, es bleibt nur ein winziger, blinkender Rest von Rot. Die Lebensanzeige, begreift Sarius. Erst jetzt sieht er, dass jeder der Kämpfenden etwas Rotes in seiner Ausrüstung führt – meist ein Brustgurt oder ein Gürtel, wie bei ihm selbst.
    Der Vampirin muss die Lebensgefahr, in der sie schwebt, bewusst sein. Sie kriecht ins Gebüsch, ihr linkes Bein ist nach außen verdreht. Sie schleppt es hinter sich her wie einen Fremdkörper.
    Der Troll hat das Interesse an ihr verloren, er dreht sich um. Misst Sarius aus stumpfen Augen, zäher Geifer tropft aus seinem Maul. Unwillkürlich weicht Sarius zurück. ›Du kannst dieses Spiel nur einmal spielen‹, das hat er nicht vergessen. Keinesfalls darf es so schnell vorbei sein.
    Der Troll tappt auf ihn zu, Sarius umrundet ihn blitzschnell, er muss etwas Empfindliches treffen und das so rasch wie möglich. Er zielt auf die Sehnen der saurierartigen Beine. Schlägt zu.
    Wieder brüllt der Troll, aber diesmal klingt es schmerzerfüllt. Dunkelrotes Blut, dick wie Sirup, quillt aus einer Wunde. Verblüfft starrt Sarius auf das breite Rinnsal und

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