Erebos

mussten wir anderen auch.«
    »Schon gut. War ja nur eine Frage.«
    Drizzel und Nurax haben es aufgegeben, sie lassen die Skorpionleiber liegen und kommen ans Feuer.
    »Ihr könntet euch wenigstens sauber machen, ihr seht saumäßig eklig aus«, sagt Arwen’s Child und rückt von ihnen ab.
    Drizzel lässt sie links liegen. »Sieh an, Sarius. Ich dachte, du wärst hinüber. Haben dich die blauen Riesenweiber am Fluss doch nicht kaltgemacht?«
    »Wie du siehst.«
    »Und, war’s ein heftiges Gemetzel?«
    »Wärst du nicht abgehauen, wüsstest du es.«
    »Ganz schön große Klappe für eine Zwei.«
    Sarius schweigt. Die anderen können sein Level sehen, er das ihre nicht. Mit einem Mal fühlt er sich nackt.
    »Lass ihn in Frieden, sonst erzähle ich ihm ein paar Dinge, die ich über dich weiß«, wirft Arwen’s Child ein.
    »Mach doch. Du weißt ja, wie sehr der Bote auf Klugschwätzer steht«, gibt Drizzel zurück.
    In diesem Moment biegt Lelant um die Ecke. Er bleibt abrupt stehen und zieht blitzartig seinen Morgenstern aus dem Gürtel.
    »Ach Scheiße, Elfeninvasion«, stöhnt Blackspell.
    »Halt die Klappe«, erwidert Sarius. Lelant ist einer von denen, die er hier am liebsten sieht. Ich weiß, wer du bist, Alter. Mit einer einladenden Geste rückt er ein Stück zur Seite, damit Lelant sich zu ihm stellt. Doch der scheint nicht zu wollen. Er hält Abstand zum Feuer. Dann sieht er Feniel und Grotok, die immer noch mit den toten Skorpionen beschäftigt sind, geht ein Stück auf sie zu, überlegt es sich aber wieder anders. Endlich kommt er zum Feuer, bleibt allerdings so weit von Sarius entfernt, wie es möglich ist.
    »Hi, Lelant«, begrüßt Sarius ihn.
    »Suchen die zwei dahinten Wunschkristalle?«, fragt Lelant anstelle einer Begrüßung.
    »Sicher«, sagt Blackspell. »Haben aber kein Glück. In den Viechern ist nichts drin.«
    »Tja, dumm gelaufen. War bei mir anders.« Lelant greift in seine Tasche und zieht einen Kristall hervor, der grünes Licht verströmt. »Geil, oder?«
    »Wo kommt der her?«, fragt Arwen’s Child.
    »Geht dich nichts an.«
    Sarius starrt auf den leuchtenden Stein und fühlt in seinem Inneren alles heiß werden. Er muss nicht nachfragen, woher der Kristall stammt. Das war sein Skorpion, seine Beute, bei der er Lelant zurückgelassen hat, und der hat das ausgenutzt. Das ist einfach nur fies.
    »Dir ist klar, dass der Stein eigentlich mir gehört, oder?«
    »Ich wüsste nicht, warum.«
    »Weil ich den Skorpion im Alleingang erledigt habe, darum. Wenn du fair bist, rückst du das Ding raus.«
    »Träum weiter. Mir hat doch keiner ins Hirn geschissen.«
    Sarius kann gar nicht so schnell denken, wie er sein Schwert gezogen hat. Nun steht er da, ratlos. Eigentlich will er Lelant nicht angreifen, er will bloß den Kristall, der ihm zusteht. Wenn du wüsstest, wer ich bin, würdest du ihn mir einfach geben.
    »Hey, hey, keine Duelle außerhalb der Städte!«, ruft Drizzel.
    »Oooh, ich hab Angst! Die Zwei will auf mich losgehen!«, höhnt Lelant. »Ein Hieb mit dem Schwert und der Bote kassiert dich ein. Mach doch. Tu mir den Gefallen.«
    Der Form halber richtet Sarius sein Schwert noch einige Sekunden lang auf Lelants Brust, bevor er es wieder einsteckt; insgeheim froh, ohne Kampf davonzukommen.
    »Du weißt genau, dass dir der Stein nicht zusteht.«
    »Wieso das denn? Kann ich etwas dafür, dass du einfach abhaust und nur den Stachel und die Scheren mitnimmst? Leute, das hättet ihr sehen sollen! Schneidet dem Vieh die Scheren ab und stopft sich damit sein Inventar voll. Was willst du eigentlich damit anfangen? Scherenschnitte basteln?«
    Sarius starrt Lelant an. Das dunkelbraune Gesicht, das schwarze Stoppelhaar, die schwarz glänzenden Augen. Das zahl ich dir heim, du Arsch.
    »Dann behalt ihn. Du bist ein feiger Sack.«
    »Aber ein feiger Sack mit einem Wunschkristall. Weiß eigentlich schon jemand, in welcher Richtung die Stadt liegt?«
    »Frag doch deinen Wunschkristall«, ätzt Sarius. »Oder streng dich zur Abwechslung mal selbst an.«
    Er wartet Lelants Erwiderung nicht mehr ab, sondern wendet dem Feuer den Rücken und marschiert in den erstbesten Korridor des Labyrinths hinein. Da geht er doch wirklich lieber allein weiter, bevor er sich mit solchen Idioten umgibt.
    Er war so knapp davor, einen Wunschkristall zu finden, so knapp! In den Gängen ist es immer noch dunkel, aber der Gedanke an den verdammten Lelant treibt ihn vorwärts. Wenn ihm jetzt auch noch ein Skorpion in die Quere