Erebos
Labyrinthgänge. Es klirrt.
»Feniel.«
Die Dunkelelfin drängt sich an Sarius vorbei.
»Ich sehe mit Freuden, dass du keine falsche Rücksicht kennst und dir nimmst, was du haben möchtest. Deshalb sollst du das auch bei deiner Ausrüstung tun. Hier hast du 50 Goldstücke. Bestimme selbst, was du damit erwirbst.«
Sarius muss all seine Beherrschung aufbringen, um Feniel nicht eins mit dem Schwert überzuziehen. Sie hat ihn abgedrängt und wird dafür belohnt? Was für ein Hohn.
»Sarius.«
Er tritt vor. Ich war bombig, los, gib es zu. Echt gut für eine Zwei, Mann.
»Du bist unverletzt aus dem Kampf hervorgegangen. Mein Kompliment. Allerdings bist du erst später dazugestoßen und hast den Skorpion nicht selbst getötet. Trotzdem möchte ich dich belohnen. Ich verstärke deinen Heilzauber. Es ist dir nun möglich, anderen mehr von deiner Kraft zu geben.«
Es zischt ein wenig, das ist alles. Das ist alles? Sarius starrt den Boten ungläubig an. Was soll das für eine Belohnung sein? Wenn er heilt, schadet er sich selbst – und jetzt schadet er sich noch mehr? Er wird diesen dämlichen Zauber nicht mehr einsetzen, er ist ja nicht bescheuert.
»Blackspell«, ruft der Bote den Nächsten auf.
Ein Vampir, den er über den grünen Klee lobt und dem er ein Schwert schenkt, das tiefrot und durchscheinend ist wie dunkler Wein. So eines hätte Sarius auch gerne. Aber nein, er hat ja heute erst ein neues bekommen und natürlich diese wunderbare Heilzauber-Verstärkung, ganz toll.
Warum ist er eigentlich so wütend? Auch auf Nurax, den Werwolf, dem der Bote gerade ein besonderes Paar Ausdauer-Stiefel schenkt, und auf Grotok, den ersten Menschen, dem er bei Erebos begegnet und der irgendwelche Schriftrollen erhält.
So wie Nurax kennt Sarius auch die Nächste, die belohnt wird: Arwen’s Child. Sie ist leicht verletzt, wird mit Heiltrank versorgt und mit 10 Goldmünzen. All das ist besser als der Mist, den Sarius gekriegt hat.
»Gagnar!«, ruft der Bote.
Ein zerlumptes, schwer verwundetes Echsenwesen kriecht hinter einem der toten Skorpione hervor.
»Das war knapp, Gagnar. Wenn du hierbleibst, wirst du sterben. Komm mit mir.«
Gagnar versucht, sich aufzurichten. Auf seinem zerrissenen Wams, ebenso wie auf der fleckigen Kappe, erkennt Sarius ganz deutlich die Zahl Eins. Sie ist wie mit einem Eisen in den Stoff eingeprägt. Er kann die Augen nicht von Gagnar lassen. Endlich jemand, der weniger Ahnung hat als er selbst. Der Echsenmensch lässt sich aufs Pferd helfen.
»Es ist euch gestattet, ein Feuer zu entzünden«, gibt der Bote bekannt, dann reitet er davon.
Sarius’ Feuer brennt bereits, noch bevor einer der anderen reagiert hat. Arwen’s Child und Blackspell kommen langsam näher, die anderen haben sich wieder den Kadavern zugewandt und wühlen in ihnen herum.
»Was suchen die eigentlich?«, eröffnet Sarius das Gespräch.
Blackspell schweigt, doch Arwen’s Child erteilt bereitwillig Auskunft.
»Wunschkristalle natürlich.«
»In den toten Skorpionen?«
Sarius ist wie vor den Kopf geschlagen. Dort hätte er zuletzt gesucht. Das erklärt den Aufwand, den Drizzel und Konsorten betreiben. Fast ist Sarius versucht, sich ihnen anzuschließen.
»Hast du schon einmal einen gefunden?«, fragt er die Dunkelelfin.
»Bisher nicht. Sie sind wirklich selten und das Wertvollste, was du hier kriegen kannst. Ich war einmal dabei, als Blood-Work einen aus einer Riesenspinne geholt hat. War ein blauer. Keine Ahnung, was Blood damit angefangen hat.«
Nachdenklich blickt Sarius auf die hoehzüngelnden Flammen des Lagerfeuers. Wann hat eigentlich die Musik wieder eingesetzt? Er hat es nicht bemerkt, aber jetzt ist sie da und stärkt ihm den Rücken. Er könnte sich schon der nächsten Schlacht stellen, so stark fühlt er sich und diesmal würde er sich nicht von Feniel abdrängen lassen.
»Weißt du, was genau man mit den Kristallen anfangen kann?«
Arwen’s Child lässt sich mit der Antwort Zeit.
»Es heißt, sie können dir deine größten Wünsche erfüllen. Außer vielleicht Tote zum Leben erwecken. Und in den Inneren Kreis bringen sie dich auch nicht.«
»Was ist das, der Innere Kreis?«, fragt Sarius. Seine Ahnungslosigkeit ist ihm nicht einmal unangenehm. Das macht die Musik; sie macht, dass er sich fühlt wie ein König. Du bist hier die Hauptperson, die anderen sind nur Beiwerk.
Eine Antwort bekommt er trotzdem nicht, denn nun mischt sich Blackspell in das Gespräch ein. »Finde es selbst heraus. Das
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