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Erebos

Erebos

Titel: Erebos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Poznanski
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ins Schwanken, als er an einem der kleineren Tische Emily entdeckte. Sie winkte und beinahe hätte er alles fallen gelassen, um zurückzuwinken, doch das wäre Verschwendung gewesen. Sie winkte nämlich nicht ihm, sondern Eric, der sofort Kurs auf ihren Tisch nahm. Innerhalb von Sekunden waren sie in ein Gespräch vertieft, als hätten sie es gerade erst unterbrochen.
    Nicks Hunger war Geschichte. Er knallte sein Tablett auf irgendeinen freien Platz und starrte das Essen an. Schulfraß. Er hätte das Zeug Eric über den Kopf kippen sollen.
    »Ist der Platz hier noch frei?«
    Das Universum hasste Nick Dunmore, so viel stand fest. Geziert lächelnd platzierte Brynne ihre Salatschüssel auf dem Tisch und stellte ein Glas Wasser daneben.
    »Oh, Spaghetti!«, sagte sie, als hätte sie noch nie welche gesehen. »Guten Appetit.«
    Nun war das Essen doch zu etwas gut. Nick konnte es sich in den Mund stopfen und sich so die Antworten auf ihr Geschwätz ersparen.
    »Was Aisha für einen Aufstand gemacht hat! Konntest du sehen, was sie in der Hand hatte?«
    Nick schüttelte den Kopf und drehte weitere Nudeln auf seine Gabel. Die weiße Soße, in der sie schwammen, schmeckte entfernt nach Champignons.
    »Ist ja auch egal. Ich würde mich jedenfalls nie so aufführen.« Sie wartete auf Zustimmung, doch Nick konzentrierte sich ganz auf seinen Salat, der im Essig förmlich badete.
    Warum konnte er nicht wie Colin sein? Der hätte Alte, zisch ab gesagt und seine Ruhe gehabt. Doch Nick graute vor dem verletzten Ausdruck, den er in Brynnes Gesicht sehen würde, und vor seinem eigenen schlechten Gewissen.
    »Hallo! Ist jemand zu Hause?« Ihre Hand machte Scheibenwischerbewegungen vor seinen Augen.
    »Ja. Sorry. Was hast du gesagt?« Ich bin ein beschissenes Weichei.
    »Ich habe dich etwas gefragt«, sagte sie, mit Betonung auf dem letzten Wort.
    »Ah. Entschuldige, ich bin ziemlich müde. Was willst du wissen?«
    »Ob es nicht etwas gibt, das du mir sagen solltest.«
    Wie bitte? Das er ihr sagen sollte?
    »Meinst du, ich soll mich bedanken? Für die Sache? Okay, Danke schön. Zufrieden?«
    Brynnes Lächeln verebbte. Sie warf ihr Haar zurück und presste die Lippen zusammen.
    Was war jetzt los? Er war doch höflich geblieben!
    »Ich habe mich gefragt, was mit dir und Jamie los ist«, begann Brynne nach ein paar schweigsamen Sekunden.
    »Was soll schon los sein? Gar nichts.«
    Sie setzte einen wissenden Blick auf. »Von wegen. Ihr habt euch wegen … du weißt schon, wegen der Sache in die Haare gekriegt. Stimmt’s?«
    Nick antwortete nicht, was Brynne als Zustimmung aufnahm. »Mach dir nichts draus. Du hast einen Haufen Freunde, du brauchst den nicht. Er gehört ja wirklich nicht gerade zu den coolen Leuten hier. Hast du die Schuhe gesehen, die er heute trägt?«
    Sie kicherte allen Ernstes. Sie verwickelte ihn – ebenfalls allen Ernstes – in ein Gespräch über den schlechten Kleidungsstil seines besten Freundes. Nick warf die Gabel auf die labberigen Nudeln und schob seinen Stuhl zurück.
    »Ich denke, ich bin satt. Und falls du das nächste Mal Lust hast, über Jamie herzuziehen, such dir jemand anderen.«
    »He, das war doch nur …«
    Mehr hörte er nicht, er war schon auf dem Weg nach draußen, musste aber noch an Emily vorbei, die ihn überhaupt nicht zur Kenntnis nahm. Mit in die Hände gestütztem Kinn und leicht schief gelegtem Kopf hörte sie Eric zu, der redete wie aufgezogen.
    Nach Hause, dachte Nick. Gegner verprügeln, bis die Festplatte brennt.
    Nur dass noch zwei Stunden Nachmittagsunterricht auf ihn warteten. Ob er sich da nicht drücken konnte? Ihm schwindelte bei dem Gedanken, welchen Vorsprung sich die Leute erarbeiteten, die heute in der Schule fehlten.
    Doch wenn er jetzt durchhielt, konnte er sich vielleicht morgen einen Tag Pseudokrankheit leisten. Nein, verdammt, morgen musste er die Chemiearbeit abgeben. Morgen schon!
    Gut, dann war jetzt wenigstens geklärt, wie er seine Mittagspause verbringen würde. Er nahm seine Tasche und suchte sich einen ruhigen Fensterplatz in der Bibliothek.
    Er holte sich zwei Bücher aus dem Regal und begann, daraus abzuschreiben, wobei er die Sätze möglichst stark veränderte. Na also! War doch alles gar nicht so schlimm. Eine halbe Seite war schon geschafft. Hier gab es noch eine Grafik, die er einbauen konnte und die der Arbeit ein professionelles Aussehen verleihen würde.
    Er kopierte, schrieb dann weiter, schaffte zwei Seiten. Die waren sicher nicht gut, aber sie waren

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