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Erebos

Erebos

Titel: Erebos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Poznanski
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vorhanden. Zufrieden schaute Nick aus dem Fenster in den verregneten Schulhof hinunter, als bestünde die Chance, dort Inspiration für weitere zwei Seiten zu finden. Aber alles, was er sah, war Dan, der heute eigentlich fehlte. Doch nun stand er da unten, ganz allein. Warum saß die Häkelschwester nicht vor ihrem Computer?
    Nick sah Dan dabei zu, wie er sich hinter die Thujenhecke duckte, die den Schulhof vom Parkplatz abgrenzte. Er hielt etwas in der Hand. Einen Feldstecher? Nein, einen Fotoapparat.
    Nick kniff die Augen zusammen, um besser sehen zu können. Dan fotografierte irgendetwas, das sich auf dem Parkplatz befand. Dummerweise konnte Nick nicht erkennen, was es war, der rechte Flügel des Schulgebäudes war im Weg.
    Nach kurzer Zeit senkte Dan seine Kamera und sah sich um. Er schlenderte in die Mitte des Hofs und warf spähende Blicke in die Fenster der ebenerdig liegenden Klassen. Bei einem der Fenster blieb er stehen und schoss erneut ein paar Bilder, bevor er die Schule betrat und aus Nicks Sichtfeld verschwand.
    Am liebsten wäre Nick aufgesprungen und die Treppen hinuntergesprintet, um Dan abzufangen und ihn zu fragen, was er da gemacht hatte. Nur dass Dan nicht mit der Sprache herausrücken würde.
    Wäre aber kein Problem, ihm die Kamera wegzunehmen und einen Blick auf die letzten paar Bilder zu werfen. Nein, das würde er nicht tun. Nein.
    Stattdessen drehte Nick das Blatt um, auf dem er gerade hatte weiterarbeiten wollen.
    DAN, schrieb er auf die linke Seite und malte ein Ist-gleich-Zeichen dahinter. Eine Viertelstunde später hatte er eine erstaunliche Menge an Gleichungen zustande gebracht. Nicht exakt dem aktuellen Mathematikstoff entsprechend, dafür zweifellos interessanter.
     
    DAN = Sapujapu? Nein, der ist zu nett. Drizzel? Möglich. Vielleicht auch Blackspell.
    ALEX = keine Ahnung. Eine Echse vielleicht? Gagnar? Oder Dunkelelf: Vulcanos? Kann jeder sein. Kann alles sein.
    COLIN = Lelant. Aber dafür war er heute zu fröhlich. Fühlt sich unverwundbar. Aber: Wer weiß, was in der Nacht passiert ist. Vielleicht doch BloodWork? Oder Nurax?
    HELEN = Aurora? Dann ist sie tot. Tyrania? Wäre möglich. Arwen’s Child? Dann lach ich mich tot.
    JEROME = LordNick? Aber warum?
    BRYNNE = Feniel, wahrscheinlich, weil unsympathische Kuh. Oder Arwen’s Child. Oder Tyrania.
    AISHA = wahrscheinlich tot und deshalb so fertig. Aurora?
    RASHID = Drizzel? BloodWork? Blackspell? Xohoo?
     
    Entnervt warf Nick den Stift auf den Tisch. Hinter jeder seiner Vermutungen stand ein Fragezeichen. Kein Spielcharakter war eindeutig zuzuordnen. Genauso gut war es möglich, dass er Colin im Laufe des Spiels noch kein einziges Mal begegnet war, so wie vielen Leuten vom Friedhof, so wie den Mitgliedern des Inneren Kreises. Wer zum Beispiel waren Beroxar und Wyrdana?
    Nein, das hatte keinen Sinn. Er würde aufhören, sich darüber den Kopf zu zerbrechen. Besser jetzt noch ein bisschen arbeiten und später mit gutem Gewissen wieder in Erebos eintauchen.
    Nick nahm ein neues Blatt Papier und schrieb weiter, ohne wirklich zu kapieren, worum es ging. Dreieinhalb Seiten hatte er fertig, als es zum Beginn der Stunde läutete. Das war gar nicht schlecht, den Rest würde er heute Abend hinkriegen und dann alles schnell in den Computer tippen. Es würde schon klappen. Irgendwie.
     
    Mit jedem neuen Tag verliert meine Realität an Wert. Sie ist laut und ohne Ordnung, unvorhersehbar und mühevoll.
    Was kann sie denn, die Realität? Hungrig machen, durstig, unzufrieden. Sie verursacht Schmerzen, sie schlägt mit Krankheit um sich, sie gehorcht lächerlichen Gesetzen. Vor allem aber ist sie endlich. Immer führt sie zum Tod.
    Was zählt und Kraft hat, sind andere Dinge: Ideen, Leidenschaften, sogar Wahnsinn. Alles, was sich über die Vernunft emporhebt.
    Ich entziehe der Realität meine Zustimmung. Ich verweigere ihr meine Mithilfe. Ich verschreibe mich den Verlockungen der Weltenflucht und stürze mich mit ganzem Herzen in die Unendlichkeit des Irrealen.

14.
    »Ich habe dich bereits erwartet.«
    Der Bote sitzt auf einem Stuhl im Zimmer der Gaststube, als Sarius später am Nachmittag ankommt. Sie Sonne steht tief und wirft honigfarbene Strahlen durch die Fensterscheiben.
    »Man sagt, es war ein interessanter Tag bisher. Erzähle mir davon, Sarius. Gab es etwas Außergewöhnliches?«
    Ein Nein würde der Bote als Antwort nicht gelten lassen, so viel war klar.
    »Ein Mädchen namens Aisha hatte so etwas wie einen

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