Erfindergeist
musste sofort eine Fahndung nach Jacques’ Wagen eingeleitet werden.
Im Waldspitzweg angekommen, lief ich wieder einmal unserem Hausmeister, Heribert Mertens, über den Weg. Er trug zwei klobige Metallkisten, die ich als die Handtrockner aus unseren Toiletten identifizierte.
»Na, bekommen wir endlich mal stärkere Geräte? Die Dinger haben ja noch nie etwas getaugt.«
Mertens schaute mich böse an. »Ich glaube, Sie verkennen die Lage immer noch, Herr Palzki. Die Handtrockner kommen weg, ersatzlos gestrichen. Anordnung von oben, weil jeden Tag, wenn jeder täglich viermal die Toilette aufsucht, zwei Kilowattstunden Strom verbraucht werden. Diese zwei Kilowattstunden pro Tag hat unser lieber Prüfer auf 100 Jahre überschlagen und als anrechenbares Energiesparpotenzial bewertet. Sagen Sie mal, Herr Palzki. Kriegt der Provision?«
»Das kann gut sein, Herr Mertens. Nehmen Sie es locker, vielleicht teilt er die Provision mit Ihnen.«
Welch Wunder! Jutta war allein in ihrem Büro. Sie hatte einen Ohrstöpsel im Ohr und schrieb.
»Pass auf, dass dich KPD nicht beim Musikhören erwischt«, rief ich ihr zu. Jutta zuckte zusammen und schaltete das Gerät auf ihrem Schreibtisch aus. »Von wegen Musik, das ist ein Diktiergerät. KPD hat bereits im Auto diktiert und ich darf diesen Schwachsinn jetzt abtippen. Jedes dritte Wort ist ein ›Äh‹, und diese dauernden Korrekturen! Das musst du dir anhören. Solch ein Kauderwelsch ist mir noch nie untergekommen.«
»Oh, ich sehe, du bist gerade im Stress, da will ich nicht lange stören, ich muss sowieso heim. Könntest du trotzdem zwei Dinge an Jürgen weitergeben? Zum Ersten gibt es im Holiday Park einen Igor Pawlow. Er ist einer der Mitarbeiter. Jürgen soll ihn mal durchleuchten, er wurde von Bernhardus vor ein paar Tagen mehrfach nachts im Park überrascht. Zum Zweiten hat Jacques einen Wagen, einen Ford Taunus, das genaue Kennzeichen weiß ich leider nicht. Auf jeden Fall muss eine Fahndung raus, denn das Auto ist verschwunden.«
Jutta nickte, während sie sich eifrig Notizen machte. »Denkst du, dass die beiden Morde in Haßloch und Speyer mit Jacques’ Tod in Verbindung stehen?«
»Auf jeden Fall, Jutta. Ich bin fest davon überzeugt, dass Jacques Bosco ebenfalls ermordet wurde.«
Juttas Telefon klingelte.
»Wagner, Kriminalinspektion Schifferstadt.«
Ich versuchte herauszubekommen, mit wem meine Kollegin telefonierte. Doch den einzigen vollständigen Satz, den sie von sich gab, bevor sie auflegte, war: ›In Ordnung, wir schicken Ihnen gleich jemanden vorbei‹.
»Wer war das?«
»Schleicher vom Holiday Park. Seine Angestellten haben gerade festgestellt, dass dort in der letzten Nacht eingebrochen wurde. Ich schicke ihnen Jürgen.«
»Ne, Jutta, das kannst du nicht machen. Jürgen ist ja noch ungeschickter als KPD .«
»Der kannte immerhin die Zigarettenmarke.«
»Sag mal, seit wann verteidigst du deinen Chef?«
»Ist schon gut, Reiner. Dann ordne ich eben ein paar Kollegen vom Kommissariat Einbruch ab.«
Selten hatte ich so mit mir gekämpft wie in diesem Augenblick. Auf der einen Seite wusste ich, dass ich sofort zu Stefanie fahren musste, bevor alles zu spät war und unsere Beziehung endgültig den Bach hinunterging. Auf der anderen Seite wollte ich alles tun, um Jacques’ Tod aufzuklären. Mein Gefühl sagte mir, dass dieser Einbruch etwas damit zu tun hatte.
»Ich mache das selbst«, sagte ich, immer noch mit mir hadernd, zu Jutta. »Würdest du mal wieder bei Stefanie anrufen und deinen Charme spielen lassen?«
»Reiner, willst du dir das wirklich antun? Stefanies Geduld wird nicht grenzenlos sein.«
»Verdammt, ich weiß. Aber es geht schließlich um den Tod von Jacques. Sie selbst hat zu mir gesagt, dass wir uns, was ihn angeht, um alles kümmern. Und in meinen Augen gehört diese Geschichte zweifelsfrei dazu. Sag ihr bitte, dass ich danach sofort heimkommen werde.«
»In Ordnung, also mach, dass du fortkommst. Übrigens, der Park ist ab heute wieder geöffnet. Der Einbruch wurde erst so spät entdeckt, weil er im nicht öffentlichen Parkteil begangen wurde. Näheres wird man dir vor Ort zeigen. Ich schicke dir auch gleich die Spurensicherung nach, sodass du alles mit denen koordinieren kannst und nicht so lange bleiben musst.«
Ich bedankte mich bei ihr und verschwand mit der Zusage, KPD direkt nach dem Termin von unseren personellen Engpässen wegen Krankheit und Urlaubs zu berichten und mich nicht von ihm unterbrechen zu
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