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Erfindergeist

Erfindergeist

Titel: Erfindergeist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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hindeuten.«
    »Gut kombiniert, Frau Wagner«, lobte sie KPD . »Das hilft uns allerdings nicht wirklich weiter. Es dürfte unmöglich sein festzustellen, ob der Einbrecher Unterlagen mitgenommen hat. Damit sind wir genauso schlau wie zuvor.«
    »Nicht ganz«, fiel ich ihm ins Wort. »Durch diesen Einbruch bewerte ich die Explosion ganz anders. Deshalb werde ich noch einmal ein Team hierherschicken, um eine Fremdeinwirkung absolut auszuschließen, wenn Sie nichts dagegen haben.«
    »Tun Sie, was Sie nicht lassen können, Herr Palzki. Halten Sie mich auf dem Laufenden. Kommen Sie, Frau Wagner? Wir fahren zurück zur Inspektion, dort diktiere ich Ihnen den Bericht.«
    Jutta blieb erstaunlich gelassen, als sie sich von mir verabschiedete. »Bis nachher, Reiner. Kommst du noch auf einen Sprung vorbei oder wird deine Frau dann sauer?«
    »So viel Entscheidungsfreiheit habe ich noch, Jutta. Natürlich sehen wir uns gleich auf der Dienststelle. Auch wenn es nur kurz ist.«
    Ich fuhr nicht sofort los, sondern wartete ab, damit es nicht den Anschein erweckte, als würde ich Jutta und KPD nacheilen. Ungeduldig stand ich im Hof herum, als mich Jacques’ Nachbar entdeckte. Sein Name fiel mir nicht ein, doch er erkannte mich.
    »Hallo, Herr Palzki«, winkte der grauhaarige Mann, als er mit einem lila Jogginganzug bekleidet auf mich zukam. »Gut, dass ich Sie treffe.«
    »Guten Tag«, erwiderte ich. »Hat Ihr Haus auch etwas von der Explosion abbekommen?«
    »Nicht der Rede wert. Von unserem Nebengebäude sind ein paar Ziegel heruntergefallen und der Garten ist etwas verdreckt, also nichts Dramatisches. Die Fensterscheiben sind alle heil.«
    »Das freut mich für Sie. Sie kannten Herrn Bosco ja auch schon länger. Wie kamen Sie mit ihm aus?«
    »Mit Jacques? Hervorragend. Wir waren seit dem ersten Tag seines Einzugs per du. Er war ein sehr angenehmer Nachbar. Gut, meine Frau hatte manchmal Bedenken, dass wegen seiner Experimente irgendetwas passieren könnte. Trotzdem hat uns diese Explosion sehr erschreckt. Meine Frau hatte sogar einen kleinen Schock.«
    »Das tut mir leid, hoffentlich geht es ihr bald wieder besser.«
    Er winkte ab. »Kein Problem. Die hat eine gute Gesundheit. Sie war früher einmal südwestdeutsche Meisterin im Frauenringen.«
    Ich hatte im Moment wirklich keine Lust, mich auf einen Small Talk einzulassen und wollte mich gerade verabschieden, als mich die nächste Bemerkung aufhorchen ließ.
    »Ja, das mit Jacques ist wirklich tragisch. Gerade jetzt, wo er wieder ein bisschen die Umwelt wahrnahm und öfter mal ausging. Die ganzen Jahre lebte er ja wie ein Eremit.«
    »Wie bitte? Was haben Sie da gesagt? Jacques ging aus?«
    »Ja. Seit ein paar Monaten war das so. Manchmal war er zwei, drei Tage am Stück verschwunden.«
    »Wissen Sie, wo er hinging? Hat er sich mit Ihnen darüber unterhalten?«
    Der Mann schüttelte den Kopf. »Nein, er bat mich nur, seine Zeitung aus dem Briefkasten zu nehmen. Ich vermute, dass er einen bislang unbekannten Verwandten ausfindig gemacht hatte. Jedenfalls ist er in letzter Zeit viel fröhlicher und viel offener gewesen. Er diskutierte mit mir sogar über das Wetter.«
    »Hat er Ihnen nie gesagt, wo er hingefahren ist?«
    »Einmal habe ich ihn gefragt. Da hat er nur gelacht und gesagt, er gehe jetzt die Welt retten. Anschließend ist er in seinen Wagen gestiegen und war weg.«
    Jacques’ Auto. Warum war ich da nicht früher draufgekommen? Sein Ford Taunus 12 M stammte aus den 60er-Jahren und war trotzdem so gut wie neu. Ich vermutete, dass der Wagen äußerst selten außerhalb Schifferstadts gefahren worden war. Aber Jacques hatte darauf bestanden, einen eigenen Pkw zu besitzen, auch wenn in manchem Jahr seine einzige Fahrt die zum TÜV gewesen war. Ich blickte die Straße entlang; nirgendwo konnte ich den Ford entdecken.
    »Wann haben Sie das letzte Mal Jacques’ Wagen gesehen?«, fragte ich den Nachbar.
    »Zwei Tage vor der Explosion. Da ist er wieder mal weggefahren. Vorher hat er sich bei mir verabschiedet. Und als seine Werkstatt explodierte, wusste ich gar nicht, dass er wieder hier war. Vielleicht kam er gerade erst zurück? Doch, wo Sie mich jetzt wegen des Wagens ansprechen, finde ich es in der Tat merkwürdig. Warum sollte er ohne seinen 12 M zurückkommen?«
    Eine gute Frage, auf die ich auch keine Antwort wusste. Ich gab dem Nachbarn meine Visitenkarte und bat ihn, mich sofort anzurufen, wenn ihm noch irgendetwas einfallen sollte. Jetzt hatte ich es eilig. Es

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