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Erfindergeist

Erfindergeist

Titel: Erfindergeist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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der Salierstraße folgte mir ein Polizeitransporter. Ich glaubte mich zu erinnern, dass heute Abend eine Schwerpunktkontrolle, bei der es um die Überprüfung der Gurtpflicht ging, angesagt war. Zu diesem Zweck wurde jedes Mal ein gewisses Kontingent der Schifferstadter Bereitschaftspolizei angefordert, die meine Kollegen von der Schutzpolizei bei der Kontrolle unterstützten.
    Bei dem Verkehrskreisel am Waldspitzweg, nur wenige Meter von der Dienststelle entfernt, erkannte ich im Rückspiegel, dass die Kollegen bei der Ausfahrt aus dem Kreisel keinen Blinker setzten. Dafür schalteten sie jetzt das Blaulicht ein. Ich wollte gerade in den Hof der Dienststelle einbiegen, als ich bemerkte, dass ich gemeint war. Daher verzichtete ich darauf, vor das geschlossene Rolltor zu fahren und parkte meinen Dienstwagen am Straßenrand vor dem Gebäude. Der Transporter hielt unmittelbar hinter mir an. Zwei Bereitschaftspolizisten stiegen aus. Der Beifahrer stellte sich auf den Gehweg und sicherte seinen Kollegen, der zu mir an den Wagen kam. Ich blieb sitzen und ließ die Scheibe herunter.
    »Guten Tag, Fahrzeugkontrolle. Ihre Papiere, bitte!«
    War das jetzt ein Scherz meiner Kollegen? Ich war mir nicht sicher und gab dem Beamten meinen Führerschein und den Fahrzeugschein. Durch das Beifahrerfenster konnte ich den zweiten Beamten beobachten, wie er mich konzentriert anvisierte und nicht eine Sekunde aus den Augen ließ. Er war noch sehr jung und nervös, es schien womöglich einer seiner ersten Einsätze zu sein.
    »Vielen Dank«, sagte der Fahrzeugpapierüberprüfer. »Wissen Sie, warum wir Sie angehalten haben?«
    »Keine Ahnung, sagen Sie es mir.«
    »Wir überprüfen die Anschnallpflicht. Es sah so aus, als hätten Sie Ihren Gurt nicht angelegt.«
    Ich zog mit meiner rechten Hand den Gurt nach vorne. »Und was ist das?«
    »Ja, wie gesagt, es hatte den Anschein. Ich wünsche noch eine gute Fahrt.«
    Kopfschüttelnd startete ich den Motor und beobachtete, wie die beiden Bereitschaftspolizisten in ihren Transporter stiegen und Richtung Rolltor abbogen, das sich nur zehn Meter entfernt befand. Es dauerte einen Moment, bis sie bemerkten, dass ihnen niemand das Tor öffnete. Der Beifahrer stieg aus und schob es zur Seite. Wie Mister Bean fuhr ich dem Transporter Stoßstange an Stoßstange nach, um ebenfalls auf das Polizeigelände zu gelangen.
    Als der Beamte dies bemerkte, stellte er sich mir sofort in den Weg. »Was soll das? Sie können hier nicht rein!«, herrschte er mich aufgebracht an.
    »Natürlich kann ich das, Herr Kollege!« Ich streckte ihm meinen Dienstausweis entgegen und der Beamte wurde sichtlich blass.
    »Ent…, äh, entschuldigen Sie«, stotterte er verlegen. Ich ließ ihn stehen und fuhr am Transporter vorbei. Sollen die für ihren Übereifer wenigstens das Tor zumachen, dachte ich etwas gehässig.
    Auf dem Weg ins Gebäude fiel mir ein, dass ich diese Woche noch nicht einmal mein eigenes Büro betreten hatte. Andererseits hatte ich schließlich Urlaub. Über den Posteingang konnte ich mich auch nach dem Urlaub ärgern. Jutta würde schon das Wichtigste an sich genommen haben.
    Bevor ich zu KPD gehen würde, wollte ich noch kurz bei Jutta vorbei. Am Getränkeautomaten holte ich mir vorher noch eine Cola. In diesem Moment wurde mir bewusst, dass nun offensichtlich meine Glückssträhne begann. Ich hielt eine Cola in der Hand und kein Diätgesöff wie üblich. Außerdem konnte ich keine neuen Auflagen unseres Energieberaters erkennen. Vielleicht war die Cola eine Nuance zu warm, sie hatte ungefähr Raumtemperatur.
    Juttas Tür war geschlossen. Auch das war ungewöhnlich. Vielleicht war sie wieder mit KPD auf Verbrecherjagd? Ich klopfte an und trat ein. Sie saß am Besprechungstisch und trank Kaffee. Ihr gegenüber entdeckte ich einen alten Bekannten.
    »Hallo, ihr beiden«, begrüßte ich sie. »Herr Becker, es ist bereits Nachmittag. Wir sind uns heute – bis jetzt – noch gar nicht zufällig über den Weg gelaufen. Wie gehts Ihnen denn?«
    Dietmar Becker stand auf und stieß sich dabei prompt den Fuß am Tischbein an. Seine Feinmotorik ließ manchmal etwas zu wünschen übrig. »Tag, Herr Palzki. Gut, dass Sie noch gekommen sind. Frau Wagner sagte, ich solle hier auf Sie warten.«
    Jutta bat mich mit einer Handbewegung, Platz zu nehmen und schob mir gleich die Keksdose zu.
    »Es scheint etwas von Bedeutung zu sein, wenn Frau Wagner Ihnen empfiehlt, auf mich zu warten«, sagte ich in Richtung des

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