Erfindergeist
unterbreche. Wer ist der Mann dort?«
Der Geschäftsführer drehte sich um. »Meinen Sie den Papieraufleser?«
Ich nickte. »Der läuft uns die ganze Zeit nach.«
»Warum sollte er das tun? Ich kenne ihn ja nicht einmal. Wenn Sie wollen, kläre ich das gerne für Sie ab.«
Er ging auf den Mann zu und unterhielt sich kurz mit ihm. Keine Minute später stand er wieder neben mir. »Sein Name ist Fjodor Michailowitsch Petrow. Er gehört zu einer Fremdfirma, die im Park für Sauberkeit sorgt. Wenn Sie möchten, kann Ihnen meine Sekretärin später gerne weiterhelfen. Hat der Mann sich in Ihren Augen irgendwie verdächtig benommen?«
»Keine Ahnung. Ich hatte den Eindruck, er würde uns verfolgen. Vielleicht täusche ich mich da auch. Egal, erzählen Sie mir mehr über Ihr Treffen mit Jacques.«
»Ja, selbstverständlich. Der ›forever‹-Verein machte mir Druck. Familie Kluwer und ihre Mitstreiter wollten unbedingt, dass ich einen Vertrag für eine Komplettanlage unterschreibe, obwohl wir mit der Planung noch längst nicht so weit waren. Als Kaufmann kamen mir da natürlich Bedenken. Deshalb rief ich Jacques an und erzählte ihm, in welcher Situation ich mich befand. Er war von meiner Idee, für mich als Berater tätig zu sein, sofort begeistert. Er sagte mir, die Planung für die Achterbahn hätte ihm damals richtig Spaß gemacht und er freue sich, mich wiederzusehen.«
Während unseres Spaziergangs waren wir jetzt am Eingangsbereich der GeForce angekommen. »Wollen Sie eine Runde mit mir fahren?«, lud er mich ein. In diesem Moment schoss gerade der Zug der Achterbahn mit Getöse über uns hinweg.
»Nein, niemals«, antwortete ich ihm. »Da müsste schon ein Wunder geschehen, dass ich mich in diese Höllenmaschine hineinsetze.«
Der Geschäftsführer lächelte. »Sie wissen überhaupt nicht, was Ihnen da entgeht. Jedenfalls kam Jacques ein paar Tage später bei mir vorbei und wir haben einige interessante Stunden zusammen verbracht.«
»Was kam dabei heraus?«
»Er stand dem Plan des Vereins sehr kritisch gegenüber. Die Überlegung, Solarenergie zu nutzen, sei zwar grundsätzlich positiv zu bewerten, doch dass hier ausschließlich auf Sonnenenergie gesetzt werden sollte, ohne andere regenerative Energien mit einzubeziehen, kam ihm komisch vor. Er empfahl mir, auch Windenergie, Wasserenergie oder Erdwärme bei meiner Planung zu berücksichtigen. Ein Energie-Mix wäre für den Park effizienter, sagte er mir. Außerdem solle man sich grundsätzlich nicht gegen neue Energiekonzepte verschließen.«
»Die da wären?«
»Tut mir leid, das hat er nicht genauer erläutert. Im Führungsteam habe ich später mit meinen Abteilungsleitern seine Vorschläge diskutiert. Windkraftanlagen kommen nicht infrage. Diese sollen innerhalb des Parks aus optischen Gründen nicht gebaut werden. Erdwärme und Wasserenergie hingegen wären eventuell für uns geeignet.«
»Wasserenergie? Hier im Park? Wie soll ich das verstehen?«
»Das können Sie nicht wissen. Durch den Park führt ein unterirdischer Fluss. Er läuft unter der Geisterbahn Burg Falkenstein unterirdisch bis zur Wildwasserbahn Donnerfluss, die er dort mit seinem Wasser speist, bevor er weiter zum See am Aquastadion fließt, wo die Wasserski-Show stattfindet. Von da aus nimmt er einen oberirdischen Verlauf. Wir haben außerhalb des Parks sogar unsere eigene Kläranlage.«
Ich war erstaunt, das hatte ich nicht gewusst. »Und dieser Fluss soll eine Turbine antreiben?«, fragte ich zweifelnd.
»Nur eine kleine Turbine. So groß ist der Fluss schließlich nicht. Aber unser Freund sprach ja auch von einem Energie-Mix. Der Boden unter dem Besucherparkplatz würde sich für ein Erdwärmeprojekt mit Flächenkollektoren anbieten. Mit dieser Fläche könnten wir ungefähr 20 Prozent unseres Energieverbrauchs decken.«
»Aha, und wie viel würden Sie durch die Nutzung von Solarenergie sparen?«
»So einfach ist das nicht, Herr Palzki. Es muss immer eine Wirtschaftlichkeitsrechnung gemacht werden. Was nutzen fünf Prozent Energieeinsparung, wenn der Bau der Anlage fünfmal so teuer ist? Die Baukosten für eine Anlage egal welcher Energieart verschlingen ungeheure Geldsummen. Diese müssen durch das Einsparen von Energiekosten irgendwann wieder erwirtschaftet werden. Kurzum, der Verein sprach von 40 Prozent Energieeinsparung bei einer Amortisierungsdauer von 15 Jahren.«
»Das heißt, ab dem 16. Jahr würden Sie jährlich 40 Prozent der Energiekosten sparen?«, fragte ich
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