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Erfindergeist

Erfindergeist

Titel: Erfindergeist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Studenten.
    »Ja, wie man es nimmt, Herr Palzki. Wie ich Ihnen gestern sagte, habe ich mir die Vereinsmitglieder von ›Solarenergie forever‹ vorgenommen.«
    Ich nickte. »Ist etwas dabei herausgekommen? Für die offizielle Befragung durch meine Kollegen sind nämlich noch nicht alle erreichbar gewesen. Oder hat sich da etwas geändert, Jutta?«
    Meine Kollegin schüttelte nur den Kopf.
    »Ich habe mit fast allen Mitgliedern sprechen können. Ohne Ausnahme haben sie mir meine Fragen ausführlich beantwortet. Dabei ist mir einiges aufgefallen«, berichtete Becker.
    »Lassen Sie mal hören! Konnten Sie auch mit Gottfried Müller sprechen? Was für ein Bild haben Sie sich vom Verein machen können?«, erkundigte ich mich gespannt.
    »Wie kommen Sie jetzt gerade auf Gottfried Müller?« Becker war verblüfft. »Dieser Herr fällt im Vergleich zu den anderen Mitgliedern nämlich etwas aus der Reihe. Bei ihm handelt es sich um einen ziemlich nervösen und grobmotorisch veranlagten Typ. Seine Mutter saß die ganze Zeit neben ihm und behütete ihn, als wäre er ein Kleinkind.«
    Nervös und grobmotorisch, das sagt gerade der Richtige, dachte ich mir.
    »Er hat Stress mit den Kluwers, wollte aber nicht mit der Sprache herausrücken. Dafür hat seine Mutter umso mehr gewettert. Sie sagte sinngemäß, dass durch den Tod von Berti Kluwer der Verein endlich die Chance erhalte, sich neu zu orientieren und zu seinen Wurzeln zurückzukehren. Ihr Sohn hat versucht, sie etwas im Zaum zu halten, doch sie hat sich in Rage geredet. Seit fünf Jahren würden die Kluwers wie Diktatoren über den Verein herrschen. Niemals sei etwas gegen ihren Willen durchgesetzt worden.«
    »Warum hat sich niemand gewehrt? Aus einem Verein kann man einfach austreten.«
    Becker lachte kurz auf. »Theoretisch ja, Herr Palzki. Praktisch hätten sich die Mitglieder ins eigene Fleisch geschnitten. Ich werde Ihnen erklären, warum.«
    »Da bin ich mal gespannt.«
    »Gottfried Müllers Mutter ist anscheinend die treibende Kraft, die ihren Sohn zum Ersten Vorsitzenden machen will. Hinter den Kulissen muss es mächtig gerumpelt haben. Frau Müller ging für ihren Sohn bei den anderen Mitgliedern regelrecht auf Werbetour. Mal brachte sie denen leckere Kuchen mit, mal den Samen einer besonders wertvollen Staude. Auch in allen anderen Lebensbereichen bevormundet sie ihren Sohn. So gesehen war und ist Gottfried Müller nur eine Marionette seiner Mutter.«
    »Unter Umständen sogar eine gefährliche Marionette«, erwiderte ich. »Was haben Sie über die anderen Mitglieder zu berichten?«
    »Von ihnen habe ich ein sehr zwiespältiges Bild, Herr Palzki. Allesamt sind sie Ökos höchsten Grades und gehören der Umwelt-Partei Deutschland, der UPD , an. Doch sie haben alle eine Doppelmoral. Umweltschutz hin, Umweltschutz her, Hauptsache, die Kasse stimmt. Diese Leute sind so was von geldgeil, Herr Palzki, das ist unglaublich. Ich habe einen Freund, der arbeitet bei einem Steuerberater in Mannheim. Der ist in der Lage, von allen deutschen Unternehmen und Vereinen die steuerlichen Daten abzufragen. Natürlich darf er sich dabei keinesfalls von seinem Chef erwischen lassen. Aber Sie wissen ja, wie das unter Freunden so ist.«
    »Und was ist dabei herausgekommen?«
    »Der Verein ›Solarenergie forever e. V.‹ ist in der Tat gemeinnützig. Das ist noch nicht alles. Sämtliche Mitglieder sind Minderheitsgesellschafter des Unternehmens ›Solarenergie forever GmbH.‹ Und genau dieses Unternehmen wird immer von den Mitgliedern beauftragt, die Solaranlagen zu planen und zu installieren. Der Verein bleibt außen vor, das Geld fließt komplett in die GmbH. Eine etwas unschöne Methode, um das Prädikat der Gemeinnützigkeit nicht zu verlieren.«
    »Das ist ja ein Ding. Und die Gesellschafter lassen sich den Gewinn auszahlen?«
    »Ja, schon. Das ist allerdings noch nicht alles. Die Vereinsmitglieder halten zusammen nur etwa ein Drittel des Gesellschaftskapitals. Und raten Sie mal, wem die restlichen zwei Drittel gehören.«
    »Verraten Sie es mir.«
    »Die Zweidrittelmehrheit gehört der Partei UPD .«
    »Wie bitte?« rief ich verblüfft aus.
    »Das ist noch nicht alles. Die UPD hält wiederum Anteile an neun Unternehmen in der Solar- und Windenergiebranche.«
    Mit offenem Mund starrte ich Becker an. »Und mit den Gewinnen wird die Partei finanziert, richtig?«
    »Da muss ich passen. Das konnte mein Freund nicht herausfinden. Die Partei hat da ein ganz kompliziertes

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