Erfindergeist
nach.
»Ja, zumindest nach der Berechnung des Vereins. Jacques meinte, dass dies sehr optimistisch kalkuliert sei. Er glaubte nicht wirklich daran, dass diese Berechnungen überhaupt Bestand haben würden. Dazu hätten wir zu wenige Dächer mit Südausrichtung.«
»Das habe ich so weit verstanden. Wie sind Sie mit Jacques verblieben?«
»Er versprach mir, eigene Überlegungen anzustellen, was jedoch ein paar Wochen dauern würde, da er zuerst etwas anderes fertigstellen müsse.«
Jetzt wurde es interessant, vielleicht kam ich nun dem Geheimnis etwas näher. »Hat er Ihnen gesagt, was er so dringend zuvor hatte erledigen wollen?«
Herr Schleicher schüttelte nur den Kopf. »Nein, ich habe ihn nicht danach gefragt und er hat auch nicht mehr dazu erzählt.«
»Haben Sie die Mitglieder informiert, dass Sie Vergleichsberechnungen in Auftrag gegeben haben?«
»Jacques hat mir empfohlen, das nicht zu tun. Er wunderte sich nämlich, dass diese Leute so verkaufsaggressiv auftraten. ›Besser, du lässt sie noch etwas im Ungewissen‹, hatte er mir geraten. Den Eheleuten Kluwer habe ich deshalb gesagt, dass ich mich erst nach Saisonende im November endgültig entscheiden werde.«
»Hatten Sie seit diesem Gespräch mit Jacques nochmals Kontakt?«
»Nein, überhaupt nicht. Er wollte sich melden, sobald er zu einem Ergebnis gekommen sei. Ich weiß nicht einmal, ob er überhaupt schon damit angefangen hatte, bevor er …«
Der Geschäftsführer seufzte und machte eine Pause. Ich wollte ihn nicht bedrängen, ließ ihm Zeit und betrachtete die Parkbesucher. Als ich mich umdrehte, erblickte ich wieder diesen russischen Papieraufleser. Er versuchte, sich in einer Ecke zu verstecken, was ihm nicht gelang und wodurch er noch verdächtiger wirkte.
Herr Schleicher und ich gingen langsam in Richtung Verwaltung zurück.
»Wissen Sie«, sprach er weiter, »ich hatte mit ihm noch so viel geplant. Bei unserem letzten Treffen kamen uns die verrücktesten Ideen in den Sinn; Fahrgeschäfte, die dieser Planet noch nicht gesehen hat. Jetzt ist er tot und unsere Pläne sind damit auch gestorben.«
Ich hörte tiefes Bedauern in seiner Stimme. Eine Frage musste ich trotzdem noch loswerden. »Wann haben Sie Herrn Kluwer zum letzten Mal gesehen?«
»Lassen Sie mich überlegen. Ja, beim vorletzten Treffen mit dem Vorstand vor gut vier Wochen war er dabei. Seitdem habe ich ihn weder gesehen noch gesprochen.«
»Wissen Sie, dass der Verein am Mittwoch im Park war?«
»Wie bitte? Die waren vorgestern im Park? Also bei mir sind sie nicht vorbeigekommen. Weswegen sollten die sonst hier gewesen sein?«, wollte Herr Schleicher wissen.
»Angeblich war es ein Vereinsausflug. Das sagte mir Frau Kluwer jedenfalls.«
»Aha, dann wird das wohl so gewesen sein. Ich höre davon zum ersten Mal.«
»Herr Kluwer soll sich im Park verlaufen haben und wäre beinahe eingeschlossen worden.«
»Verlaufen, hier?«, fragte der Geschäftsführer ungläubig. »Wie soll das denn funktionieren? Hier sind überall Schilder aufgestellt!«
»Seine Frau sagte, er sei bei den Teufelsfässern gewesen und danach in die falsche Richtung gegangen und am See gelandet. Von dort habe er nicht zum vereinbarten Treffpunkt zurückgefunden, da es mittlerweile schon dunkel gewesen sei.«
»Das ist Quatsch!«, erwiderte Herr Schleicher. »In den fast 40 Jahren des Parkbestehens hat sich hier noch niemand verlaufen. Abgesehen vielleicht von vereinzelten Kindern, die ihre Eltern verloren hatten. Eingeschlossen wurde bisher auch keiner. Unser Sicherheitsdienst durchkämmt jeden Abend nach Parkschluss das komplette Gelände.«
»Sie halten es also für ausgeschlossen, dass sich hier jemand verirrt?«
»Ganz sicher. Der Park ist so gegliedert, dass die Wege immer auf einen der fünf zentralen Plätze zulaufen. Wenn man nicht gerade abseits der Wege durch das Gebüsch schleicht, kann da nichts passieren, selbst wenn es dunkel ist. Zudem gibt es außer den Tausenden Lampions auch noch die normale Wegbeleuchtung«, klärte er mich auf.
Inzwischen waren wir wieder bei der Verwaltung angekommen. Ich bat Herrn Schleicher bei der Verabschiedung noch darum, seiner Sekretärin den Auftrag zu geben, den Namen des Papierauflesers und die Kontaktdaten der Fremdfirma nach Schifferstadt in die Dienststelle zu faxen.
Anschließend fuhr ich zur Dienststelle. Ich wollte unbedingt noch mit KPD über unsere Personalsituation reden und mich endgültig und offiziell in den Urlaub verabschieden.
In
Weitere Kostenlose Bücher