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Erfindergeist

Erfindergeist

Titel: Erfindergeist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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zusammenzustellen. Keine Angst, Reiner. Jürgen ist bei seinen Recherchen immer sehr akkurat. Da passt alles zusammen. Dass wir inhaltlich keinen Schritt weiterkommen, liegt nicht an ihm.«
    »Höre ich da so etwas wie Sympathie aus deinen Worten?«, erkundigte ich mich ironisch.
    »Hör bloß auf, Kollege. Gestern hat mir Jürgen eine Schachtel Schnapsbohnen geschenkt. Ausgerechnet in diesem Moment kam KPD dazu. Ich dachte schon, es gibt ein Donnerwetter, von wegen Alkohol und so. Denkste! Er schien diese dekadenten Dinger zu mögen. Also habe ich die Schachtel geöffnet. Die Schnapsbohnen waren – wie soll ich es ausdrücken? –, sie waren etwas überlagert. Der Alkohol hatte sich im Laufe der Zeit verflüchtigt und in der Packung lagen nur noch vertrocknete Schokoladenreste. Daraufhin gab Jürgen zu, dass er sie aus der Nachttischschublade seiner Mutter stibitzt hatte.«
    Ich grinste. So war er eben, unser Jürgen. Immer versuchte er, seiner Kollegin zu imponieren und jedes Mal ging irgendetwas schief.
    »Frau Wagner, wissen Sie, wo ich Herrn Palzki finde?«
    Am Klang der Stimme erkannte ich KPD , der, durch die offen stehende Bürotür verdeckt, meine Kollegin ansprach. Gut so, dachte ich, dann musste ich ihn nicht suchen.
    »Herr Palzki ist hier.«
    Der Dienststellenleiter trat einen Schritt nach vorne und entdeckte mich.
    »Herr Palzki, ich renne seit Stunden auf der Suche nach Ihnen durch das Haus. Wo treiben Sie sich denn herum? Sie können nicht den ganzen Tag im Außendienst verbringen, wenn wir hier wichtige Dinge zu erledigen haben. Oder wurde wieder jemand ermordet?«
    Ich verneinte.
    »Na, sehen Sie. Ich kann ja verstehen, dass Sie der Todesfall Ihres Freundes und die anschließende Durchsuchung seiner Wohnung sehr mitnehmen. Aber so ist nun mal das Leben. Es geht einfach weiter.«
    Ich nickte.
    »Warum ich Sie eigentlich suche, Herr Palzki. Wie lange waren Sie jetzt kommissarischer Leiter der Inspektion?«
    Ohne mir nur den Hauch einer Chance für eine Antwort zu geben, fügte er an: »Es war offensichtlich zu lange. Ein richtiger Schlendrian herrscht hier in dieser Dienststelle. Sogar externe Berater müssen kommen, um den hohen Energieverbrauch wieder in geregelte Bahnen zu lenken. Und überall bekomme ich von meinen Untergebenen zu hören: ›Das hat den Reiner Palzki nicht interessiert. Hauptsache, der Laden lief.‹ Herr Palzki, Sie können nicht einfach eine Dienststelle mit einem halben Heer von Beamten sich selbst überlassen. Es müssen Hierarchien aufgebaut, Prioritäten gesetzt und Aufgabenbereiche delegiert werden. Jeder Beamte muss bei Arbeitsbeginn genau wissen, was auf ihn zukommt. Es darf keine Überraschungen im Tagesablauf geben. Nur so kann man eine Polizeidienststelle wie ein gesundes Unternehmen führen.«
    Ich kann Ihnen, lieber Leser, die letzten Zeilen nur deshalb wiedergeben, weil Jutta zufällig ihr Diktiergerät eingeschaltet hatte und ich es mir später, warum auch immer, nochmals angehört habe. Denn in diesem Moment dachte ich an die Vorkommnisse der letzten Zeit.
    »Das ist aber immer noch nicht der eigentliche Grund, weshalb ich Sie aufsuche, Herr Palzki!« Sein Ton wurde schärfer und holte mich in die Gegenwart zurück. KPD hielt plötzlich ein Blatt Papier hoch. »Das finde ich nicht mehr lustig! Sie wollen offensichtlich meine Weihnachtsfeier sabotieren. Es wird die erste Feier in dieser Dienststelle sein, an der ich als Dienststellenleiter teilnehme. Daher bestehe ich auf eine Haute Cuisine. Das bin ich meinen Untergebenen einfach schuldig.«
    Ich hatte nur eine leise Ahnung, was ›Haute Cuisine‹ bedeuten könnte. Ich nahm mir vor, Jürgen später darüber recherchieren zu lassen.
    »Ich erwarte mindestens ein Viersternedinner in gehobenem Ambiente. Immerhin habe ich bereits den Bürgermeister und den Landrat dazugebeten. Vielleicht beehrt uns sogar der Speyrer Bischof. Für solch eine Veranstaltung kommen nur ganz wenige Restaurants der Umgebung infrage. Und was machen Sie? Sie bestellen Bierzelttische für den Sozialraum der Dienststelle. Wollen Sie hier eine Absteige inszenieren? Was denken Sie, wie die Medien über mich herfallen würden! Frau Wagner hat bereits eine lange Liste mit Medienvertretern erstellt, die ich ebenfalls zur Feier einladen werde. Was haben Sie sich dabei nur gedacht, Herr Palzki?« Seine Stimme war immer lauter geworden.
    »Aber, Herr Diefenbach, ich habe alles in Ihrem Interesse geregelt. Sie betonen doch immer wieder, dass Ihnen

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