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Erfindung der Violet Adams

Erfindung der Violet Adams

Titel: Erfindung der Violet Adams Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Rosen
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Starts und selbstverständlich vor möglichem Sternenschutt zu schützen. Und natürlich war da die ästhetische Frage: Wie ließ sich die Metallkugel – oder wohl eher die Röhre – künstlerisch gestalten? Er versuchte, ein Metallblatt zu biegen, eine gleichmäßige Form zu entwickeln, die sich fließend durch den Weltraum bewegte wie ein Fisch durch das Wasser. Es war natürlich nur ein Modell und nicht groß genug, jemanden aufzunehmen, doch er arbeitete lieber mit dreidimensionalen Formen statt mit Skizzen. Er liebte es, Bronzeteile zu verbolzen, nachdem er sie im Feuer weich gemacht hatte, und anschließend mit dem Hammer zu bearbeiten. Das gab ihm das Gefühl, etwas wachsen zu lassen, dem Metall und der Hitze die Form der Erfindung zu entlocken. Doch heute Abend hatte er nicht die Art Bronze, die er brauchte. Er benötigte eine dickere Platte, um sie zu einer Röhre zu winden. Er würde sich etwas aus dem Mechaniklabor holen. Bunburry würde nichts dagegen haben – schließlich war es seine Schule.
    Er hörte die Schüler durch das Haupttor zurückkommen, als er sein Wohnhaus verließ und zum Mechaniklabor ging. Er mochte das Geräusch: ihre Schritte, ihr Gemurmel, die Art, wie sie Genie und Potenzial und Jugend ausstrahlten. Illyria war selbst eine gigantische Maschine, die Wissenschaftler ausstieß, doch ohne die Schüler würde sie nicht funktionieren und wenn sie nicht da waren, erschien ihm die Schule dunkel und leer, wie ausgeschaltet.
    In Bunburrys Labor fand er eine dicke Bronzeplatte. Er griff danach, als er Schritte an der Tür hörte. Er blickte auf und erkannte Ashton. »Mr Adams«, sagte er und fühlte sich ein wenig wie ein Dieb, der auf frischer Tat ertappt worden war, aber auch seltsam glücklich.
    »Sir«, antwortete Ashton kühl.
    »Ich habe mir etwas Bronze für mein Labor geholt«, erklärte Ernest. Sie sahen einander einen Moment lang an. »Es freut mich, Sie zu sehen, obwohl … Ich wollte schon seit meiner ersten Vorlesung mit Ihnen reden.« Ashton blieb kurz, von hinten angestrahlt, in der Tür stehen, dann trat er in das trübe beleuchtete Labor. Er sah den Duke erwartungsvoll an. »Ich wollte mich bei Ihnen bedanken. Ich habe Ihren Essay sehr inspirierend gefunden.« Ashton sagte nichts, gab jedoch ein kleines ärgerliches Schnauben von sich. »Aha«, sagte der Duke. »Wie ich sehe, erfreut Sie mein Dank enorm.« Er nahm die Bronze und ging zur Tür. Er war plötzlich sehr verärgert. Hatte ein Schüler ihm gerade offen seinen Groll gezeigt? Für ein Dankeschön? Was für eine unglaubliche Unverfrorenheit. Ernest erzürnte bereits der Gedanke. Am besten ging er jetzt.
    »Sie waren nicht inspiriert«, erwiderte Ashton, als der Duke fast zur Tür heraus war. »Sie haben einfach meine Abhandlung geklaut.«
    »Ich habe … was?«, sagte der Duke und drehte sich um. Er lehnte die Bronzeplatte gegen die Wand. Das war unglaublich. »Das habe ich nicht. Wenn Sie meinen, über irgendetwas verärgert sein zu müssen, dann darüber, dass meine Vorlesung eine Verbesserung Ihres Essays war. Ich habe Ihre Logikfehler aufgezeigt.«
    »Fehler?«, fragte Ashton und näherte sich dem Duke. »Was für Fehler?«
    »Na schön, noch einmal für Anfänger, ich habe gesagt, dass für den Start Verbrennung nötig ist.«
    »Nein, ist es nicht!«, widersprach Ashton und wurde noch einen Ton röter. »Nicht, wenn der Start von einem Ort aus erfolgt, der hoch genug liegt. Das ist genau das, was ich gesagt habe: Die Verbrennung und der Brennstoff, der dafür mitgeführt werden muss, drücken das Raumschiff herunter und schränken das Design des Schiffs gravierend ein.« Ashtons Augen glühten. Er atmete tief durch und leckte sich die Lippen.
    »Ohne Verbrennung passiert nicht mehr, als dass wir wie in einem Heißluftballon um den Globus segeln«, sagte der Duke und trat näher an Ashton heran. »Wir können nicht davon ausgehen, in einer geraden Linie über den Horizont hinaus ins All zu starten. Die Schwerkraft wird uns festhalten. Wir müssen senkrecht starten, mit so viel Kraft wie möglich.« Der Duke merkte, wie sich Schweiß auf seiner Stirn bildete. Die Luft schien wärmer, und das Labor glühte im Licht der Esse.
    »Wie begrenzt«, sagte Ashton und verschränkte die Arme. »Denken Sie einmal an da Vincis Raumschiffzeichnungen. Sie starten senkrecht, nur mit Getrieben und Ventilatoren.« Der Duke sah, dass sich auch auf Ashtons Stirn Schweiß gebildet hatte.
    »Wir reden davon, die Atmosphäre zu

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