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Erfindung der Violet Adams

Erfindung der Violet Adams

Titel: Erfindung der Violet Adams Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Rosen
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wie sein Vater das gemacht hatte, doch sie hatte nur mit den Schultern gezuckt und gelächelt. »Er war ein Genie«, hatte sie gesagt.
    Ein eisiger Wind kam auf, und der Geruch der Stadt und des von ihr aufsteigenden Nebels fegte über den Duke, als er im Garten kniete. Er bevorzugte den Geruch der Erde, die seine Hände bedeckte, bei Weitem. Er wischte sich die Hände an der Hose ab – einer alten, abgetragenen, die er nur zu diesem Zweck trug – , stellte die letzten eingetopften Pflanzen in die Schubkarre und ging nach drinnen.
    Cecily war im Haus, sie saß am Fenster, Shakespeare auf dem Schoß. »Hat es aufgehört zu schneien?«, fragte sie.
    »Hilf mir mit den letzten Pflanzen«, bat er. Sie nickte und sprang auf, um ihm zu helfen, während sie Shakespeare auf den Stuhl stellte.
    »Ich weiß nicht, warum du nicht einfach einen Gärtner einstellst!«, meinte sie, als sie einen Topf hochhob und zu einem kleinen Zimmer trug, das Ernest in einen Wintergarten umfunktioniert hatte.
    »Ich mache es lieber selber«, erwiderte Ernest.
    »Aber warum?«, fragte Cecily und wählte ein Regal aus. Das Zimmer war rund und hatte eine Glasdecke. Ernest wusste nicht, wozu es ursprünglich gedacht gewesen war. Cecily stellte die eingetopfte Pflanze vorsichtig auf das Regal, dann drehte sie ihr Gesicht ihrem Cousin zu.
    »Nach einem Tag, an dem ich mit Chemikalien und Metall gearbeitet habe, finde ich es erholsam, mit Erde und Pflanzen in Berührung zu kommen. Blumen riechen in der Regel besser.«
    Cecily runzelte die Stirn, als würde sie ihm nicht ganz glauben. »Wir sollten dir eine Frau suchen«, sagte Cecily und verließ den Raum.
    Ernest starrte ihr verwirrt hinterher, dann stellte er die letzte Pflanze auf den Boden. In dem schwindenden Licht glänzte der Raum perlmuttfarben, und das Grün der Pflanzen schien hell zu leuchten.
    Ernest wurde bewusst, dass es bald Zeit für das Abendessen war und dass er noch baden sollte. Das Wohnhaus war unnötig geräumig, dachte er. Vier Stockwerke wie das College, das oberste Stockwerk war für seine Privatgemächer reserviert: Schlafzimmer, Toilette, Ankleidezimmer, Büro und Labor. Darunter lagen Cecilys und Miriams Räume. Im ersten Stock gab es noch zusätzliche Schlafzimmer und kleinere Badezimmer, eine Bücherei und ein Raucherzimmer. Im Erdgeschoss lagen ein Speisezimmer, ein Salon und der Wintergarten, der sonderbar an der Seite zu kleben schien. Das Speisezimmer wurde nur selten genutzt, sodass dieses Zimmer und der Salon zu einer Art Unterrichtsraum für die Fächer geworden waren, die Cecily nicht an der Akademie studieren konnte. Miriam unterrichtete sie in Französisch, Deutsch, Kunst, Musik und diversen anderen Fächern, von denen Ernest wusste, dass Cecily sie hasste. Doch Ernest war sicher, dass eine Dame Ahnung davon haben sollte. Sein Vater hatte ihm das gesagt, und Ernest hatte keinen Grund, etwas anderes anzunehmen.
    Die große Getriebewand versorgte auch ihre Unterkunft mit Energie, sie bildete eine Wand seines Labors, des Raucherzimmers, des Salons und von einem von Cecilys Zimmern. Er und Cecily waren praktisch mit ihren Geräuschen groß geworden, und er empfand ihr regelmäßiges rasselndes Brummen als beruhigend, es versicherte ihm, dass Illyria ordnungsgemäß funktionierte.
    Ernests Badezimmer war vom Boden bis zur Decke mit Marmor in Sand- und Weißtönen gefliest, Bronzeleitungen verliefen an der Seite und pumpten Wasser in seine Badewanne und sein Waschbecken. Die Wand gegenüber der Badewanne zierte ein kleines Muster aus bronzenen Kreisen, und in jedem Kreis waren ein paar verschnörkelte, still stehende Getriebe, die dem Raum einen Hauch Skurrilität verliehen. Ernest liebte ein warmes Bad. Er liebte das verbotene Gefühl, sich nackt auszuziehen und in ein Becken mit dampfendem Wasser zu steigen. Er ließ Erde, Schweiß und Schmutz von seinem Körper waschen, als er den Kopf zurück gegen die Steinwanne legte. Vielleicht war der Weltraum so, dachte er – wie ein warmes Bad. Falls dem so war, war er es zweifellos wert, erforscht zu werden. Vielleicht würde er dorthin fliegen. Er könnte ein kleines Haus bauen, das die Erde umkreiste wie der Mond, ein wunderschönes Glashaus mit Fenstern an allen Seiten, durch die man die Sterne betrachten konnte. Er könnte dort glücklich leben. Vielleicht mit einem großen Treibhaus, in dem er seine Blumen anpflanzen konnte, und einem kleinen Labor und natürlich mit Räumen für Cecily und vielleicht für eine

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