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Erfindung der Violet Adams

Erfindung der Violet Adams

Titel: Erfindung der Violet Adams Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Rosen
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durchbrechen und in den Raum zu starten«, erklärte der Duke. »Glauben Sie wirklich, dass wir das mit Rotoren und Getrieben tun können? Die Raumfahrt ist ein komplexes Gebiet.«
    »Ich weiß, dass es komplex ist«, sagte Ashton, »ich habe den Essay schließlich geschrieben.«
    Ashtons Wangen hatten ein helles Rosa angenommen, und Ernest spürte seinen Körper glühen. Seine Kleider waren ihm plötzlich zu eng. Er atmete in das Schweigen, über die Maßen frustriert ob dieses arroganten Schülers, und zerrte an seinem Kragen.
    Und dann küssten sie sich. Ernest wusste nicht, wie es dazu gekommen war. Er litt unter einem kurzen Gedächtnisschwund, angefangen damit, dass er seinen Schüler anstarrte und dann seine Lippen auf dessen Lippen presste; ihre Zungen fühlten sich weich und salzig an. Ernest spürte, dass seine Hand Ashtons Kreuz umklammerte und ihn näher zu sich heranzog. Sein Kopf war leer und auch wieder nicht. Er dachte daran, Ashton gegen die Wand zu stoßen und ihm das Hemd herunterzureißen, als sie sich länger und intensiver küssten. Er dachte daran, Ashtons straffen Bauch zu lecken.
    Stattdessen zog er sich zurück. Er hatte einen Mann geküsst. Er hatte einen Schüler geküsst. Er wusste nicht, was ihn mehr beunruhigte. Er war erschüttert und überrascht, als würde er plötzlich auseinanderbrechen. Ashton wich seinen Augen aus. Er trat ein paar Schritte zurück.
    »Ich … Es tut mir leid«, begann der Duke. »Das war unpassend. Ich sollte … « Er drehte sich um, ging und vergaß die Bronze, deretwegen er gekommen war.

    Violet beobachtete, wie Ernest das Labor verließ. Sie wollte etwas sagen, konnte es aber nicht. Sie setzte sich auf den nächstbesten Stuhl und bedeckte ihren Mund mit den Händen. Sie hatte den Duke geküsst! Sie wusste nicht, was über sie gekommen war. Doch während sie mit ihm diskutiert hatte, war das Verlangen in ihr gewachsen, und sie hatte beobachtet, wie sich seine Lippen beim Sprechen bewegten und wie er sie leckte, wenn er eine Behauptung dargelegt hatte, und dann hatte er an seinem Kragen gezerrt, und sie hatte plötzlich völlig vergessen, wer sie war und in welcher Situation sie sich befand, und ihre Lippen auf seine gepresst, die offensichtlich nur darauf gewartet hatten, denn er hatte sie zweifelsohne zurückgeküsst. Er war demütigend, dieser Kontrollverlust, und wie er sich geäußert hatte. Sie mochte den Duke nicht einmal! Es musste an dem Unsinn liegen, den Ashton zu Hause von sich gegeben hatte, wie er wieder und wieder über die Liebe geredet hatte, als er den Brief an Volio geschrieben hatte. An dem ganzen Gerede über die Liebe. Und natürlich am Wein. Es war ein dummer Fehler, einen Augenblick lang zu glauben, der Duke sei attraktiv, zu vergessen, wie sehr er sie enttäuscht, dass er ihren Essay und ihre Ideen gestohlen hatte. Obwohl sie sich, nach dem zu schließen, worüber er mit ihr diskutiert hatte, vielleicht irrte. Sie versuchte, sich an die Vorlesung zu erinnern. Wie genau hatte sie wirklich zugehört?
    Vielleicht hatte er eine andere Meinung vertreten als sie. Doch sie zu beschuldigen, unrecht zu haben? Lächerlich. Was wusste er, ein Duke, der eine Schule der Wissenschaft geerbt und nur wenig getan hatte, dem Familiengenie zu genügen, schon von den Mechanismen der Raumfahrt? Offensichtlich interessierte er sich leidenschaftlich dafür, wenn sie bedachte, wie sich seine Wangen während des Sprechens gerötet und seine Augen geglänzt hatten, doch das gab ihm nicht das Recht, sie wie jemanden zu behandeln, der von Wissenschaft keine Ahnung hatte!
    Violet stand auf. Sie war hier heruntergekommen, um zu arbeiten, war aber nicht mehr in der Stimmung dazu. Sie würde schlafen gehen. Am Morgen würde alles wieder gut sein. Sie würde vergessen, dass es je zu der Katastrophe gekommen war. Die ganze Katastrophe vergessen. Sie hoffte, dass der Duke Verstand und Höflichkeit genug besaß, das ebenfalls zu tun. Doch bei ihm wusste man nie. Sie hatte ihn heute schon einmal gesehen, auf dem Weg zu ihrem Bruder, wie er schmutzbedeckt die Blumen aus dem Garten in Töpfe gepflanzt hatte. Was für ein sonderbarer Mann.
    Jack spielte mit seinem neuesten Frettchen, Amelia, als Violet hereinkam. Amelia durfte nicht im Labor bleiben, weil sie im Schlaf manchmal schrille Schreie wie eine Eule ausstieß, was die anderen Tiere sehr störte, vor allem die Mäuse. Jack kitzelte sie unterm Kinn und murmelte ihr etwas zu, als Violet die Tür hinter sich

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