Erfindung der Violet Adams
es nicht wiederholen.«
»Natürlich nicht«, sagte Ashton und nickte. Er überlegte, was er ihrem Vater sagen würde, wenn ihr Plan aufflog, womit er jetzt rechnete. Vielleicht könnten sie einfach eine Weile wegfahren. Nach Amerika vielleicht. Der Skandal würde ihnen nicht dorthin folgen, hoffte er.
»Woher weißt du es?«, fragte Violet. Ashton gab ihr Volios Brief.
Meine liebste Cecily,
ich fürchte, ich muss Ihnen etwas Beunruhigendes mitteilen. Am liebsten würde ich Ihnen nur schreiben, wie wundervoll Sie sind mit Ihren Haaren so golden wie die Sonne und Ihrer Haut so bleich wie Milch, doch ich fürchte, ich bin Zeuge einer skandalösen Begegnung zweier Männer geworden, die Ihnen nahestehen – den einen betrachten Sie als Freund, den anderen nennen Sie Cousin. Ja. Ich habe Ihren Cousin, den Duke, und Mr Adams in einer äußerst perversen Umarmung im Mechaniklabor gesehen. Ich wollte etwas holen, das ich vergessen hatte, als ich von drinnen Stimmen hörte. Ich habe mich leise zur Tür geschlichen, weil ich nicht in irgendetwas hineingezogen werden wollte, und als ich hineingesehen habe, sah ich, wie der Duke und Mr Adams sich leidenschaftlich küssten.
Derartig perverse Personen sollten kein Umgang für eine junge Lady von guter moralischer Erziehung sein, wie Sie es sind. Natürlich können Sie Ihren Cousin nicht meiden – vielleicht können Sie ihm helfen, sich von seinem Laster zu befreien – , doch Adams sollten sie aus Ihrem Leben streichen. Eine solch widerwärtige Kreatur verdient es nicht einmal, von ihren glorreichen Füßen zertreten zu werden.
Ich erzähle Ihnen das, weil ich Sie liebe und beschützen möchte, wie ich es werde, wenn wir erst einmal verheiratet sind. Ich werde meine Tage und Nächte darauf verwenden, ein großes Schloss für Sie zu bauen, in dem Sie und unsere Kinder sicher sind und in das die Welt draußen nicht eindringen kann. Aber ich kann es jetzt noch nicht bauen, deshalb muss ich Sie durch unsere Briefe schützen. Bis zum nächsten Brief mögen Sie wissen, dass ich Sie anbete, dass ich Sie liebe und mich danach sehne, mich in Ihnen zu versenken.
Ihr ergebener Malcolm
»Er ist wirklich ein elender Briefschreiber«, sagte Violet und faltete den Brief zusammen.
»So ungern ich auch zugebe, dass es eine solche Zeit überhaupt gibt, ist jetzt nicht die richtige Zeit, geistreich zu sein. Du solltest dir Sorgen machen.«
»Es ist ganz einfach«, erwiderte Violet mit einer ausladenden Handbewegung. »Wir schreiben ihm, dass der Duke den Kuss Cecily gestanden hat – dass er gesagt hat, dass Ashton sich ihm an den Hals geworfen hat.« Ashton verschränkte die Arme. »Und dass Cecily als der Ausbund an Güte, der sie nun einmal ist, Ashton von seinen Perversionen zu heilen gedenkt. Und dass Ashton geheilt werden will. Und allen möglichen anderen Unsinn. Dass Cecily sich nach seinen Armen sehnt …«
»Ich weiß einfach nicht, ob du schon immer so überheblich warst oder ob diese Überheblichkeit in deiner Männerverkleidung einfach weniger ansprechend ist«, sagte Ashton unbeeindruckt.
»Von was für einer Überheblichkeit sprichst du?«, fragte Violet und warf die Arme in die Luft. Dann sagte sie mit ihrer normalen Stimme: »Es wird funktionieren, meinst du nicht? Hat der ganze Plan bisher etwa nicht funktioniert? Glaubt Volio nicht alles, was du ihm schreibst?«
»Ja, aber diese Lüge ist noch lächerlicher. Und wir sollten sie nicht nötig haben. Noch sollte ich sie Miriam verheimlichen müssen. Du hast wirklich Glück, dass sie die Briefe erst mit mir liest. Du bist ein Risiko eingegangen, und das hättet du nicht tun sollen.«
»Stimmt«, sagte Violet und blickte wieder zu Boden, was Ashton freute. Zumindest schämte sie sich ein wenig. »Hätte ich gewusst, dass Volio in der Nähe war, hätte ich mein Experiment vertagt.«
»Weiß der Duke, dass du eine Frau bist?«
»Nein!«, sagte Violet. »Ich wüsste nicht woher. Wir haben uns geküsst. Von einer leidenschaftlichen Umarmung, wie Volio behauptet, kann keine Rede sein. Es war ein Kuss. Ich kann mir nicht vorstellen, woher er wissen sollte, dass ich eine Frau bin.«
»Dann ist der Duke schwul?«, meinte Ashton und kratzte sich am Kinn. Das würde in gewissen Wirtshäusern für guten Gesprächsstoff sorgen.
»Ich weiß es nicht.« Violet zuckte mit den Schultern. »Ich bin bis hierhin gekommen«, flüsterte sie. »Ich kann das Jahr bestimmt abschließen, ohne Missgeschicke.«
»Hoffen wir es«, sagte
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