Erfindung der Violet Adams
weg.
»Warum unterhältst du nicht die Damenwelt, Ernest?«, sagte sein Vater kühl. »Sie sind schließlich wegen dir hier.« Dann ging er zurück zu seinen Kollegen. Ernest hatte sich von ihnen abgewandt, sein Gesicht war wärmer als zuvor, und er sah zu den Frauen hinüber, die alle auf der anderen Seite des Raums herumschwebten. Ängstlich schauten sie zu ihm herüber. Ernest wandte sich auch von ihnen ab, verließ den Raum und ging in den Garten, in der Hoffnung auf etwas frische Luft.
Draußen war es dunkel und kalt und roch nach Blumen und Schmutz.
»Oh, verdammt«, hörte er eine Stimme hinter der Trauerweide. Neugierig ging Ernest auf die Stimme zu. Ein Mädchen in seinem Alter saß auf einer niedrigen Steinmauer und versuchte, sich eine Zigarette zu rollen. Sie trug eine Dienerinnentracht, doch ihre langen, hellroten Locken fielen offen über ihre Schultern.
»Brauchen Sie Hilfe?«, fragte Ernest. Das Mädchen sah grinsend zu ihm auf, doch als sie sein Gesicht sah, wurden ihre Augen ganz groß vor Panik. Sie stand schnell auf und sah zu Boden. »Entschuldigung, Sir … Euer Gnaden … Der junge Herr Illyria. Ich habe nur versucht, mir eine Zigarette zu drehen … Ich habe nur für ein paar Minuten Pause gemacht … In der Küche ist es so heiß … wissen Sie … und … «
Ihr Gestammel ließ Ernest lächeln. »Ich kann Ihnen die Zigarette drehen, wenn Sie möchten«, bot er an.
Sie sah neugierig zu ihm hoch. »Das wäre wunderbar«, sagte sie mit einem Seufzer der Erleichterung. Ernest setzte sich auf die niedrige Steinmauer, nahm den Tabak und das Papier und rollte beides schnell und einfach zu einer Zigarette.
»Meine Güte, können Sie das gut.«
»Meine Patentante hat mir das beigebracht.«
Sie nahm die Zigarette, steckte sie in den Mund, holte ein Streichholz aus der Tasche und zündete sie an. Sie inhalierte tief und stieß den Rauch durch die Nase aus. »Ach … danke, Euer Gnaden. Ich sehne mich nach einer Zigarette, seit ich hierher gekommen bin.«
»Sind Sie neu?«
»Ich bin vorgestern angekommen. Als Küchenmädchen. Adelaide Moth.« Sie sah ihn an, ihr Gesicht war ehrlich und freundlich, dann steckte sie die Zigarette wieder zwischen die Lippen.
»Ich bin Ernest«, sagte er und holte ein Zigarettenetui aus seiner Tasche, nahm sich eine Zigarette und zündete sie an.
Sie lachte. »Als wenn ich Sie so nennen würde«, sagte sie. »Aber Sie können mich Del nennen. Ich meine, wenn Sie wollen. Oder Miss Moth. Aber wenn Sie mich Del nennen möchten, können Sie das gerne tun. Meine Güte, was für eine schöne Zigarette. Haben Sie die auch gedreht?«
»Habe ich. Der Tabak ist auch gut. Wollen Sie eine versuchen?«
»Eine von Ihren Zigaretten? Dafür würde ich sterben.«
»Ich hoffe nicht«, sagte er, nahm eine Zigarette und gab sie ihr. Sie nahm sie, und er zündete sie ihr an. Sie inhalierte tief und schloss die Augen. »Ich wünschte, ich wäre ein Duke«, sagte sie.
Er lachte. »Jetzt müssen Sie mich Ernest nennen.« Sie nickte. Er mochte ihr Lächeln, ihre Sommersprossen, die Magerkeit ihres Körpers. Sie rauchten schweigend ihre Zigaretten, dann stand sie auf.
»Ich muss zurück in die Küche«, sagte sie, beugte sich zu ihm hinunter und küsste ihn auf die Wange. »Danke für die Zigarette, Ernest.« Sie lachte, und er beugte sich zu ihr hoch und küsste sie auf den Mund. Sie küsste ihn zurück und lief davon. Ernest rauchte noch eine weitere Zigarette, bevor er zurück auf die Party ging.
An diesem Abend kam Del auf sein Zimmer und noch an vielen anderen Abenden in den nächsten anderthalb Jahren. Sie war eine wundervolle Geliebte mit einem wachen Verstand. Sie hörte Ernest zu, wenn er von seinen Erfindungen sprach, fragte nach, wenn sie etwas nicht verstand, während der lange Fächer ihres Haars das Kissen bedeckte und ihr Arm auf Ernests Brust lag. Vor ihr weinte er, als elf Monate später seine Mutter starb, und in ihren Armen schlief er nach dem Begräbnis ein. Ihm kam nie der Gedanke, dass er sie liebte, und sie sagte ihm ganz klar, dass sie nicht dumm genug war, sich in einen Duke zu verlieben, aber sie waren Freunde, und sie lachten zusammen, sie rauchten zusammen und sie gingen miteinander ins Bett. Dann verließ sie das Haus, heiratete einen Schlachter und zog aufs Land.
Sie konnte ihm nicht in die Augen sehen, als sie ihm sagte, dass sie heiraten würde, aber er sah, dass sie glücklich war, was ihn lächeln ließ, als er ihr Kinn anhob, um sie anzusehen.
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