Erfindung der Violet Adams
junge und alte. Er probierte verschiedene Konstellationen, einmal sogar noch mit einem anderen Mann, obwohl er dieses spezielle Experiment als Fehlschlag ansah und das Handtuch warf, als es galt, diesem Aufmerksamkeit zu schenken. Zwei Jahre lang hurte er mit distanzierter Höflichkeit durch London. Er verglich die Huren nicht miteinander und las keine Führer, wo es in London die besten gab, wie andere junge Männer, sondern suchte sich die Frauen selbst aus, schlief mit ihnen, so oft er wollte, und zog weiter.
Als er zwanzig geworden war, begann seine Mutter, aufwendige Partys zu veranstalten und die Familien von diversen heiratsfähigen jungen Frauen dazu einzuladen.
Sie veranstaltete dreizehn dieser Partys, eine pro Monat, bis man sie tot in der Küche fand, eine Flasche ihres Lieblingswhiskeys noch in der Hand, der Körper in sich zusammengesunken, als wäre sie gerade trinkend eingeschlafen.
Ernest hatte sich auf den Partys nie wohlgefühlt. Die jungen Frauen, von denen er wusste, dass er mit ihnen Umgang pflegen sollte, waren größtenteils fade, mit übergroßen Zähnen und einer Tendenz zu kichern, sobald er wissenschaftliche Themen anschnitt.
»Oh, müssen Sie davon reden?«, sagte Miss Murchison-Pinch auf der dritten Party. »Mögen Sie mir nicht lieber sagen, wie schön meine Augen sind?« Sie klimperte mit den Wimpern. Ihre Augen waren von einem langweiligen Braun, und es fehlte ihnen sowohl an Glanz als auch an Intelligenz. Ernest seufzte und wandte sich ab.
Nach der ersten Party hatte Ernests Vater darauf bestanden, auch seine eigenen Freunde einzuladen, damit er auf den Partys noch etwas anderes zu tun hatte, als mit den langweiligen Eltern der ebenso langweiligen Mädchen, für die die Partys veranstaltet wurden, zu reden. Er stand mit einer Gruppe befreundeter Wissenschaftler in einer Ecke, und Ernest schloss sich ihnen an, nachdem er Miss Murchinson-Pinch losgeworden war, die mitten im Salon der Familie stand und verwirrt dreinschaute.
»… aber das ist nicht der Punkt, nicht?«, sagte einer der Männer, ein Dr. Rastail, als Ernest sich näherte. »Der Punkt ist der, dass wir, wenn wir als Volk glauben, dass schlechte Entscheidungen in unserem Namen getroffen werden, das Recht haben – nein, die Pflicht – , den Mund aufzumachen und zu fordern, dass die richtigen Entscheidungen getroffen werden. Und wenn man uns nicht anhört, müssen wir uns Gehör verschaffen. Und wir als brillante Männer der Wissenschaft« – und hier kicherten die Männer alle wissend – »wir haben die Mittel, uns Gehör zu verschaffen, ganz zu schweigen vom Intellekt, die richtigen Entscheidungen zu treffen.« Ernest schlich sich unbemerkt hinter seinen Vater und hörte den Argumenten der Männer zu.
»Ich denke, Sie sind sehr idealistisch, Rastail«, sagte der an einen Kranich erinnernde Dr. Knox leise. »Warum sich die Mühe machen, überhaupt mit der Queen zu reden? Oder mit sonst jemandem? Wenn Sie die Macht haben, noch mehr Macht zu erlangen – dann nehmen Sie sie sich. Wir sind vielleicht … eine Gruppe hochintelligenter Männer, aber wir sind uns nicht in allen Punkten einig. Deshalb verschwenden wir Zeit damit, uns gegenseitig zu bekämpfen. Wenn Algernon einfach Alfie helfen würde, statt ihn zu bekämpfen, würden all unsere Pläne Fortschritte machen, und wir hätten Erfolg mit –«
»Und wir würden alle dabei draufgehen«, unterbrach ihn Ernests Vater mit kalter Wut. »Die Idee ist der reinste Wahnsinn, Knox und –«
»Gucken Sie mal, wer sich zu uns gesellt hat!«, fiel ihm der massige Dr. Pluris ins Wort, seine Stimme dröhnte nur so hinter Ernest.
»Ach, der junge Illyria«, sagte Dr. Rastail und sah Ernest an. »Was meinen Sie? Sollten wir uns nicht Gehör verschaffen, wenn schlechte Entscheidungen in unserem Namen getroffen werden?« Ernest fühlte, wie sein Gesicht heiß wurde, als einer der Kollegen seines Vaters ihn ansprach. Er sah seinen Vater an, der ihn anstarrte und abwartete.
»Ich denke, wenn Entscheidungen für uns getroffen werden, müssen wir mit denen sprechen, die sie treffen, und herausfinden, warum solche Entscheidungen getroffen werden, und dann zu einem Kompromiss finden, der für alle am besten ist.«
»Für alle?«, wiederholte Dr. Rastail, als wären die Worte neu für ihn. Er schwieg, dann lachte er. »Richtig. Für alle. Für alle, die uns ebenbürtig sind!« Alle Männer um ihn herum begannen zu lachen. Sein Vater trat vor, nahm Ernest beim Arm und zog ihn
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