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Erfindung der Violet Adams

Erfindung der Violet Adams

Titel: Erfindung der Violet Adams Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Rosen
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Gang mit einer kleinen Nische und einer seltsamen Tür ohne Klinke. Doch die Roboter waren fort.
    Leise schlich Miriam vorwärts, die Lampe auf den Boden gerichtet. Im Bereich der Tür und der Nische war es ganz sauber. Überall sonst lag der Staub zentimeterhoch. Jemand hatte gefegt. Und die Roboter fortgebracht.
    Sie näherte sich der Tür. Sie war mehr wie ein Durchgang, der mit Metall versiegelt war. Es gab keine Klinke, kein Loch, nur einen großen Torbogen mit glatter Bronze dahinter. Falls es eine Tür war, die Tür, hinter der die Roboter verschwunden waren, sah sie keine Möglichkeit, sie zu öffnen. Sie fuhr mit der Handfläche über die Tür, suchte nach einem Schlüsselloch. In der Mitte fand sie eine leichte runde Vertiefung in der Größe ihres Daumens. Auf der Rückseite der Vertiefung schien irgendetwas eingraviert zu sein, und als Miriam die Lampe darauf richtete, sah sie ein kleines Muster aus Getrieben. Das Muster kam ihr bekannt vor, deshalb beugte sich Miriam näher zu ihm hin. Dann hörte sie Schritte hinter sich. Sie erstarrte, und ihre Lampe ging aus. Sie hielt den Atem an, wartete auf weitere Geräusche.
    Wieder vernahm sie Schritte, von irgendwo hinten im Gang. Miriam wich in eine Ecke zurück, presste sich flach gegen die Wand. Es war fast völlig dunkel, aber am Ende des Gangs sah sie einen Schatten – den Schatten eines großen Mannes, dachte sie. Er ging langsam, doch da er nur ein Schatten war, erkannte Miriam ihn nicht. Sie schluckte, fragte sich, ob es der Duke war, der hier herunterkam, um nach seinen Brüdern zu sehen. Doch der Schatten ging vorbei, ließ sie im Dunkeln allein. Sie legte die Hand auf die Brust, fühlte ihr Herz schnell schlagen. Es war Zeit zu gehen.
    Nachdem sie noch so lange gewartet hatte, wie es ihr nötig erschien – vielleicht fünf Minuten, vielleicht eine Stunde – , ging Miriam langsam zurück zum Eingang. Sie machte ihre Lampe nur dann an, wenn sie sie unbedingt brauchte, und lauschte immer wieder auf Schritte. Als sie endlich aus dem Keller heraus war, war sie mit Staub, Schmutz und Schweiß bedeckt.
    Ihr Haar, das normalerweise straff nach hinten gebunden war, hatte sich gelöst und war feucht. Ihre Hände zitterten, und ihr Rücken schmerzte. Sie ging zurück in ihr Zimmer und ließ sich ein Bad ein.
    Bald würden Weihnachtsferien sein. Toby wollte mit ihr nach Südfrankreich fahren, wo sie sich als Ehepaar ausgeben konnten, und wo das niemanden wirklich kümmerte. Sie freute sich darauf, die unheimlichen Keller, erpresserischen Schüler und das dauernde Schleifen der Getriebe hinter sich zu lassen. Illyria war ihr wunderschön und erstaunlich erschienen, als sie es das erste Mal gesehen hatte. Jetzt sah sie hinter die strahlend beleuchteten Hallen aus Bronze und Gold, in denen es von Genies wimmelte, und in die Schatten, die die Zinken jedes sich drehenden Getriebes warfen, die Schatten, die sich drehten und über die Wände und Getriebe glitten wie ein Netz, das in der Brise schwankte.

Kapitel 20
    L ondon im Winter war nicht weiß wie das Land im Winter. Es war grau und silbern, die Farben von Eisen und Stein. Draußen war es neblig und schneite unablässig, weiße Punkte vor einem zinnfarbenen Hintergrund, die mit dem Rauch und den Schatten der Gebäude einen starken Schwarzweißkontrast bildeten, schimmernd, unwirklich. An Gareth Bracknell war all dies verschwendet, er machte sich nicht viel aus der Schönheit der gegenständlichen Welt. Obwohl er seit seiner Kindheit die Sterne studiert hatte, betrachtete er sie ausschließlich als Lichtpunkte, wie Markierungen auf einer Landkarte. Er hasste Schnee zutiefst. Hasste es, wie er die Kuppel des Astronomieturms bedeckte und nicht hinunterrutschte und seltsame graue Schatten in das Klassenzimmer warf. Hasste es, wie er nachts den Himmel verhüllte und Verwirrung stiftete, ob er es mit einer Sternschnuppe oder einer Schneeflocke zu tun hatte. Und er hasste die Kälte. Er hatte mehrere dicke Pullover angezogen, einen Schal und Fäustlinge, und fand es noch immer kalt im Astronomieturm. Er steckte die Hände unter die Achseln und merkte, dass seine Zähne klapperten. Die Schüler sahen ihn von ihren Tischen aus an, warteten, dass er anfing, ihnen schien die Kälte nichts auszumachen. Sie trugen dünne Jacketts und Hemden, und der Dicke hatte einen lächerlich aussehenden Pullover an, doch keinem von ihnen klapperten die Zähne, keiner von ihnen zitterte. Bracknell hasste sie dafür, dass sie nicht

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