Erfindung der Violet Adams
davon zu überzeugen versucht, dass es nichts zu bedeuten hatte, kein Problem war, doch sie erinnerte sich an den Hass in seinen Augen, als er Miriam erpresst hatte, und schauderte bei dem Gedanken, dass sich dieser Hass gegen sie richten könnte. Aber Volio wollte nichts von ihr. Im Moment war sie vor seinen Machenschaften sicher.
Volio schien in die Luft vor sich zu greifen. Trotz ihrer Angst schaute Violet voller Neugierde genauer hin. »Was machst du da?«, fragte Violet, ohne es gewollt zu haben. Sie atmete tief durch und trat in das Labor, als hätte sie keine Angst vor Volio, als wüsste sie nicht, was er wusste. Sie stellte Amelia auf einen Tisch, auf dem bereits ein paar Tiere in ihren Käfigen schliefen.
»Ich forsche«, sagte Volio, ohne aufzusehen. »Verschwinde.«
Obwohl etwas in ihr sie davon abzuhalten versuchte, schlich sie näher heran und sah Volio über die Schulter. Das weiße Tuch war voller Blutspritzer, als wäre etwas darauf getötet worden, und es schien, als würde er etwas in der Leere vor sich berühren.
»Du hast eine der unsichtbaren Katzen getötet!«, rief Violet.
»Deine Stimme wird manchmal beunruhigend schrill«, sagte Volio. »Ich nehme einmal an, dass ist ein Nebeneffekt des Ungleichgewichts in dir, das dich wünschen lässt, eine Frau zu sein.«
»Ich hätte nicht gedacht, dass es sie wirklich gibt«, sagte Violet nervös und ignorierte Volios Spott.
»Du warst unten im Keller, nicht wahr? Hast du gedacht, die Kratzgeräusche und der Druck gegen dein Bein kämen vom Wind? Du hast wohl zu viele Liebesromane gelesen, Ashton? Vielleicht einen Gothic-Roman über einen jungen Perversen, der einen Adligen korrumpiert?«
»Wann warst du im Keller?«, fragte Violet und ignorierte seine Fragen. Wenn er seine Informationen zu nichts Schlimmerem zu gebrauchten gedachte, konnte sie damit umgehen.
»Jede Klasse geht bei der Initiation in den Keller«, sagte Volio sichtlich enttäuscht, dass seine Beschuldigungen keinen Eindruck auf Violet machten. »Hast du dich für etwas Besonderes gehalten? Das gibt es seit Ewigkeiten.«
»Und du hast eine der unsichtbaren Katzen getötet«, sagte Violet und zeigte offen ihren Abscheu.
»Wir töten die ganze Zeit Tiere für die Forschung«, sagte Volio.
»Aber nicht mutwillig. Wir versuchen, sie am Leben zu erhalten, wenn wir können. Wir töten nichts, nur um zu sehen, warum es unsichtbar ist.«
»Ich weiß, warum sie unsichtbar ist. Ich will ihre Gelenke studieren. Das Innere der Katze ist nicht unsichtbar, wie sich herausgestellt hat.« Er lächelte und hob eine Hand über dem toten Körper. Von ihr tropfte klebriges rotes Blut. Er wedelte mit den Fingern.
Violet biss die Zähne zusammen. »Und ich nehme an, die Katzen hier oben waren nicht gut genug für dich?«, fragte Violet mit verschränkten Armen.
»Die Gelenke sind leichter zu studieren, wenn die Katze tot ist, und Valentine regt sich immer so auf, wenn wir etwas töten, ohne es erst so zu versuchen.«
»Wozu willst du die Gelenke studieren?« Violet fragte sich, ob sie herausbekommen würde, woran er arbeitete.
»Verschwinde«, zischte Volio. Er klang nicht so, als würde er noch mitteilsamer werden. Violet war geschockt, dass er überhaupt so viel gesagt hatte. Vielleicht wollte er vor jemandem angeben.
»Frohe Weihnachten«, sagte Violet, als sie das Labor verließ. Sie hatte noch immer Angst, was Volio tun oder sagen könnte, doch es war Weihnachten. Bis zum neuen Jahr würde er nichts unternehmen, und er schien auch nicht darauf aus, mehr zu tun, als sie zu verspotten.
»Mach das Licht aus«, rief Volio. Violet ließ es an und ging zurück auf ihr Zimmer, wo Jack reisefertig wartete.
»Es geht nach Hause!«, sagte er und griff nach seinem Gepäck. Eine Tasche gab ein rasselndes Geräusch von sich. Violet nahm ihren Koffer und ging nach unten. Die letzten Schüler begaben sich zu den wartenden Kutschen hinaus. Der Duke und Cecily standen in der Tür und winkten allen zum Abschied. Es hatte leicht zu schneien begonnen.
»Frohe Weihnachten, Ashton«, sagte Cecily, als Violet und Jack herauskamen. »Frohe Weihnachten, Jack.« Sie lächelte beide warm an. Violet musste sich ein Lachen verbeißen, als Jack wie ein Idiot grinste.
»Frohe Weihnachten, Cecily«, sagte Violet. Der Duke stand mit einem Zylinder auf dem Kopf schweigend da und beobachtete sie. Er sagte nichts. Und Violet auch nicht.
»Ein schönes Weihnachtsfest, Cecily. Und Ihnen auch, Sir«, sagte Jack.
»Das
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