Erfindung der Violet Adams
werde ich haben. Danke, Jack«, antwortete Cecily. Der Duke nickte leicht. Cecily winkte ihnen mit einer behandschuhten Hand nach, als sie Antony entdeckten und zu ihrer Kutsche gingen.
Antony lächelte, als sie näher kamen. »Können Sie es nicht kaum erwarten, aus den Sachen herauszukommen?«, fragte er.
»Ich würde Ihnen die Zunge herausstrecken, doch die Leute könnten es sehen«, sagte Violet. »Außerdem dürfte eine Zunge aus unserer Familie reichen.«
Antony wurde knallrot und sah weg, griff nach ihrem Gepäck und zurrte es auf der Kutsche fest. Violet und Jack stiegen ein, und schon bald fuhren sie durch London. Im Schnee sah die Stadt fahl und heiter aus. Die Themse war von einem kalten Blauschwarz und floss fröhlich neben ihnen her, Schaum krönte ihre kleinen Wellen.
»Sie hat mir frohe Weihnachten gewünscht«, sagte Jack und seufzte, als er sich in seinen Sitz sinken ließ.
»Ja«, sagte Violet amüsiert.
»Du bist eifersüchtig, weil der Duke nichts zu dir gesagt hat.«
»Es könnte mir nicht gleichgültiger sein, was er sagt oder nicht sagt«, meinte Violet und drehte sich wieder zum Fluss um.
»Schmoll nicht, es ist Weihnachten«, sagte Jack.
»Ich schmolle nicht«, widersprach Violet und verschränkte die Arme. Jack lachte.
Die Kutsche fuhr vor dem Stadthaus vor, und Antony öffnete den Schlag, um sie beide herauszulassen. Er war noch immer rot.
»Seien Sie nicht so schüchtern, Antony«, sagte Violet. »Ich habe Sie nur aufgezogen.«
Antony sagte nichts, löste nur das Gepäck von der Kutsche. Violet und Jack gingen ins Haus.
»Gut, dass ihr da seid«, rief Ashton, als Violet und Jack hereinkamen. »Geh hoch und zieh dich um«, sagte Ashton zu Violet. »Eins von Mrs Capshaws Kleidern wartet auf dich in deinem Ankleideraum, und den Rest habe ich auch schon gepackt. Beeil dich, bitte.«
»Warum die Eile?«, fragte Violet. Sie hatte auf eine Tasse Tee gehofft, die ihr bei der Verwandlung vom Mann zur Frau helfen sollte.
»Deine Zofe wird gleich hier sein. Willst du, dass sie dich als Mann verkleidet sieht?«
Violet seufzte und eilte die Treppe hoch. Wie versprochen, hing in ihrem Ankleideraum ein sehr modisches Kleid in Blau und Gold, das sie anzog, so gut sie es allein konnte. Ihre Männerkleider ließ sie auf dem Boden liegen.
»Ashton!«, rief sie, verließ ihr Zimmer und ging wieder nach unten. »Ich brauche deine Hilfe, um das Kleid hinten zuzumachen!«
Vom Fuß der Treppe her sahen sie Jack, Ashton und eine seltsame Frau an.
»Ich sehe schon, was Sie meinen«, sagte die Frau mit einem starken schottischen Akzent.
»Violet, das ist Fiona Gowan. Sie ist Schauspielerin und hat zugestimmt, deine Zofe zu spielen.«
»Ich hab früher schon Zofen gespielt«, erzählte Fiona, kam die Treppe herauf und stellte sich hinter Violet. »Und Königinnen«, fuhr sie fort und machte das Kleid zu. »Aber das Theater schließt über Weihnachten, und ich hab keine Familie, und als ihr Bruder mir diese … seltsame Arbeit angeboten hat, hab ich gedacht, warum nicht? Klingt nach Spaß, was?« Sie machte Violets Kleid ganz zu, und Violet drehte sich um, um sie anzusehen.
»Es freut mich, Sie kennenzulernen«, sagte Violet und streckte ihr die Hand hin.
»Mich auch«, erwiderte Fiona und griff nach Violets Hand. Fiona war schon älter, vielleicht Mitte dreißig, mit einem spitzen Gesicht, markanten Wangenknochen, großen Augen in einem strahlenden Eisblau und mit schweren Lidern. Ihr Haar war braun und zu einem festen Knoten zurückgekämmt, und sie trug die schwarze Tracht einer Zofe, obwohl sie ihr ein klein wenig zu eng war, sodass ihre hervorragende Figur etwas zu gut zur Geltung kam. Um den Hals trug sie ein schwarzes Band, das mit funkelnden Edelsteinen besetzt war. »Mit Ihrem Haar müssen wir irgendwas machen. Aber machen Sie sich keine Gedanken, ich kenn ein paar Bühnentricks, mit denen das geht. Ich bin es gewöhnt, mich selbst zu schminken. Ja, das wird gehen.«
»Danke«, sagte Violet.
»Ihr Bruder hat gesagt, dass Sie nicht der Typ für eine Zofe sind, aber dass Ihre Haushälterin zu Hause das nicht gutheißt. Ich werde also Ihre Zofe spielen und Ihnen beim Ankleiden helfen, aber ich bin nicht wirklich Ihre Zofe, also behandeln Sie mich auch nicht wie eine. Ich bin Schauspielerin. Sie werden Ihre Kleider selbst aufheben müssen und so.«
»Natürlich.«
»Ehrlich gesagt, hat Ihr Bruder nicht erzählt, dass Sie aussehen, als kämen Sie direkt aus der afrikanischen Wildnis,
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