Erfindung der Violet Adams
aber ich denke, es wird nicht so schwer sein, was aus Ihnen zu machen. Sie haben ein hübsches Gesicht unter dem wilden Haar und sind schlampig angezogen. Kommen Sie, gehen wir auf Ihr Zimmer und sehen wir, was wir tun können. Wie Sie aussehen, werden Sie niemandem weismachen, dass Sie eine Dame sind.« Fiona drehte sich um und ging die Treppe hinauf. Violet biss sich auf die Zunge und folgte ihr. Aus den Augenwinkeln konnte sie Ashton und Jack kichern sehen.
In Violets Zimmer warf Fiona einen Blick auf die Männerkleider auf dem Boden, sagte aber nichts. Sie befahl Violet, sich auszuziehen, zog ihr das Korsett straff und setzte sie vor den Frisiertisch. Sie fuhr mit den Händen durch Violets Haare.
»So, was machen wir mit Ihrem Haar? Es gibt nicht so viel … aber das lässt sich mit etwas unechtem Haar lösen, das ich zufällig bei mir hab. Wie woll’n Sie’s haben? Mit Schleifen? Einer Molly-Banane? Einem Bearer-Knoten? Oder einer Glatten Dahlie?« Sie beugte den Kopf hinunter, sodass er Violets ganz nahe war, und lächelte sie im Spiegel breit an. »Vielleicht mit einer Miss-Laycods-Krone?« Sie wackelte mit den Brauen.
Violet runzelte verwirrt die Stirn. »Sind das alles wirklich Frisuren?«, fragte sie.
Fiona richtete sich wieder auf und begann, mit Violets Haar zu spielen. »Oh, ja«, sagte sie mit einer flatternden Handbewegung. »Ich mein, ich hab die Namen erfunden. Und einige der Stylings. Bis auf die mit den Schleifen. Aber die werden Ihnen nicht gefallen. Ich mach Ihnen Jackys- Freude, das wird gut zu Ihrem hübschen Gesicht passen.«
»Nur etwas Einfaches«, bat Violet nervös. Fiona holte ein paar Haarnadeln und eine Locke aus unechtem Haar heraus, klemmte sich alles zwischen die Lippen und machte sich an Violets Haar zu schaffen. Ihre Finger bewegten sich flink, griffen nach den Nadeln – und dem unechten Haar – in ihrem Mund. Schon bald hatte Violet eine zum Glück einfache Hochsteckfrisur. Als sie fertig war, puderte Fiona ihr das Gesicht, was Violet zum Niesen brachte. Sie hatte Probleme, Luft zu bekommen und zu gehen, ihre Haut fühlte sich seltsam an, und ihr Kopf brannte – bis auf die beängstigend feuchten Teile des unechten Haars, das Fiona im Mund gehabt hatte – , doch als sie in den Spiegel blickte, sah sie, dass es das Ganze wert gewesen war. Sie sah aus wie eine vornehme Dame in einem Theaterstück oder auf einem Bild. Ihr Teint war perfekt, und ihre Augen strahlten. Selbst ihr Haar schien einen satteren Ton angenommen zu haben und passte perfekt zu ihrem Kleid.
»Ihr Mantel ist unten, Miss«, sagte Fiona mit einem schiefen Lächeln.
»Vielen Dank«, sagte Violet. »Sie sind unglaublich.«
»Das ist nicht schwer. Ich zeig Ihnen, wie Sie das selbst hinbekommen, damit ich das nicht jeden Tag machen muss.«
»Das wäre wunderbar, danke.«
»Wir gehen jetzt besser runter. Ihr Bruder schien ungeduldig zu sein.«
»Ja«, stimmte Violet ihr zu und folgte Fiona aus dem Zimmer. Sie bewunderte, wie Fiona sich bewegte, ihr Körper erinnerte an eine geschmeidig fließende Flüssigkeit. Violets fühlte sich dagegen eher wie ein rostiges Getriebe an. Fiona blieb oben an der Treppe stehen, holte eine kleine Flasche aus ihrem Mieder und trank einen Schluck.
»Ich mag keine Kutschen«, sagte sie zu Violet, »deshalb muss ich mich ein bisschen auf die Fahrt vorbereiten.«
Sie ging die Treppe hinunter, und Violet folgte ihr, wobei sie sich an dem Geländer festhielt, um nicht zu stolpern.
»Wow«, sagte Jack, als er sie sah. »Du siehst hinreißend aus.«
Ashton kam die Treppe heraufgerannt, um Violets anderen Arm zu nehmen und sie hinunterzuführen.
»Pass auf, dass Cecily dich nicht dabei erwischt, wie du so etwas zu anderen Frauen sagst«, sagte Violet.
»Sie sind eine Zauberin, Fiona«, meinte Jack.
»Ja, Sie sollten mich mal auf der Bühne sehen. Wenn ich sie so verwandeln kann, was meinen Sie wohl, was ich aus mir machen kann?« Sie grinste Jack verrucht an, der lachte.
Violet blickte Fiona an, die ebenfalls lachte und ihre Flasche herausholte, um noch einen Schluck zu trinken. Ashton gab Violet Mantel und Hut, dann geleitete er sie zur Kutsche und half ihr beim Einsteigen. Antony legte die Hand an den Hut. »Sie sehen entzückend aus, Miss«, sagte er.
»Ziehen Sie mich jetzt auch auf? Bin ich sonst so hässlich?«
»Nein, Miss«, verneinte Antony rasch und wurde blass.
»Ignorier sie einfach, Antony«, meinte Ashton. »Sie ist bloß sauer, weil sie ein Korsett tragen
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