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Erfindung der Violet Adams

Erfindung der Violet Adams

Titel: Erfindung der Violet Adams Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Rosen
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Puder nicht mehr wiedererkennen.«
    »Ich kann mich ganz gut durch das Puder hindurch sehen. Das Puder … betont nur meine Züge.«
    Ashton kicherte, als Mrs Wilks und Fiona eintraten.
    »Sie werden natürlich mit den anderen Bediensteten essen«, sagte Mrs Wilks. »Ich habe die Ehre, mit der Familie zu essen, wenn auch nur um auf anständige Tischmanieren zu achten. Ich zeige Ihnen den Speiseraum für die Bediensteten. Kinder, ihr könnt ohne mich anfangen.«
    Violet und Ashton nickten, als Mrs Wilks Fiona aus dem Zimmer führte.
    »Hast du Fiona erzählt, auf was sie sich eingelassen hat?«, flüsterte Violet, als ihr Essen serviert wurde.
    »Ich habe mir möglicherweise ein paar dichterische Freiheiten erlaubt«, meinte Ashton.
    »Essen wir«, sagte Violet. »Ich sehne mich nach meinem Nachthemd.«
    »Ich habe dir ein neues gekauft«, grinste Ashton boshaft.
    »Oh, nein. Ist es furchtbar?«
    »Ich denke, das hängt davon ab, was du von violetten Schleifen hältst.«
    Violet neigte den Kopf. »Nichts Bestimmtes. Solange es bequem ist.«
    »Oh«, sagte Ashton, »natürlich ist es bequem.«
    »Werde ich mit den Schleifen nicht lächerlich aussehen?«
    »Ein wenig vielleicht.«
    Violet zuckte die Schultern. »Ein kleiner Preis.«
    »Du verwandelst dich in einen ganz anderen Menschen, Schwesterherz.«
    »Vielleicht hat mich das Mann-Sein ein wenig über das Frau-Sein gelehrt.«
    »Nein«, sagte Ashton, »nein, ich denke nicht, dass es das ist.«

Kapitel 21
    A ls Ashton aufwachte und nach unten ging, war er froh, dass der Baum geschmückt war und die Geschenke darunter lagen, aber auch traurig, dass sein Vater nicht dort saß, die Geschenke untersuchte und zu erraten versuchte, was seine Kinder für ihn auserkoren hatten. Unter dem Baum lagen zwar Geschenke von ihm – aus Amerika geschickt, wie Ashton annahm – sowie ein langer Brief, doch Geschenke und Worte konnten ihren Vater nicht ersetzen.
    Ashton machte sich eine mentale Notiz, Mrs Wilks dafür zu danken, dass sie sich um alles gekümmert hatte. Er drückte sich vor seiner Verantwortung als Mann im Haus, und das wusste er. Es fiel ihm schwer, sich als Erwachsener zu sehen. Sicher, er lebte allein in der Stadt, doch er verbrachte seine Tage mit dem Schreiben von Gedichten und seine Nächte damit, in der Stadt herumzustreifen. Er hatte Antony sogar überredet, mit ihm zusammen ein paar Ausstellungen, Theaterstücke und Lesungen zu besuchen, nach denen sie in der Regel in Ashtons Schlafzimmer verschwanden, wo Ashton Gedichte über die Form von Antonys Schenkeln schrieb.
    Ashton setzte sich vor dem Baum auf den Boden und starrte die Geschenke an. Sie durften sie erst am ersten Weihnachtsfeiertag öffnen, sonst würde Mrs Wilks sehr verärgert sein, doch er konnte sie sich genau ansehen und raten, was darinnen war. Der Baum glänzte mit dem Schmuck aus Glas und Kupfer, den Violet zum Teil selbst gemacht hatte. Wenn man die Figuren aufzog, vollführten sie kleine Bewegungen, wie der Mann, der seinen Spazierstock drehte oder der Weihnachtsmann, der in seinen Spielzeugsack griff. Die Baumspitze schmückte ein glitzernder Engel, der Eschenzweige im Haar und Veilchen in der Hand hatte.
    Weihnachten war in wenigen Tagen, was bedeutete, dass die nächsten Tage mit Backen, Dekorieren und Weihnachtsliedern voll sein würden. Ashton und Violet würden das Haus mit Efeu dekorieren, Kekse und Beeren in den Baum hängen. Morgen würden sie zum Weihnachtsingen gehen und heute Abend zum Krippenspiel in die Kirche. Er fragte sich, ob Violet all das in ihrem Korsett überstehen würde.
    Ashton liebte seine Schwester innig und verstand ihre Leidenschaft und ihren Unwillen, in die Rolle gezwängt zu werden, die die Gesellschaft für sie bestimmt hatte: Frau, Hüterin des Hauses, Ehefrau und Mutter. Ashton war auch nicht sonderlich von der Rolle begeistert, die die Gesellschaft für ihn bestimmt hatte. Doch er hatte mehr von der Welt gesehen als Violet – sein Geschlecht hatte ihm das ermöglicht – , während sie ausschließlich mit seiner und Jacks Gesellschaft unten im Keller gearbeitet hatte. Jetzt sah sie etwas von der Welt, und er genoss es, zu beobachten, welche Wirkung das auf sie hatte. Sie war immer furchtlos gewesen, doch früher schien das daher zu rühren, dass sie es nicht besser wusste. Jetzt war sie furchtlos, weil sie sich dazu entschlossen hatte. Sie entwickelte sich wie eine Blume, die aus dem Gewächshaus nach draußen verpflanzt wurde.
    Und dass sie auf dem

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