Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Erfindung der Violet Adams

Erfindung der Violet Adams

Titel: Erfindung der Violet Adams Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Rosen
Vom Netzwerk:
den Qualm der Stadt riechen.
    »Du meinst, der Duke hatte einfach so Elefantenhaut herumliegen, für den Fall, dass seine Katze explodiert?«
    »Er hat damit experimentiert, um sie Fabrikarbeitern zu implantieren, die schwere Brandverletzungen davongetragen haben – er hatte den Eindruck, dass sie der menschlichen Haut nicht unähnlich ist, aber dicker und widerstandsfähiger und somit die Arbeiter besser schützt. Als die Sache mit der Katze passiert ist, war er allerdings noch nicht so weit, das Verfahren in der Realität auszuprobieren.«
    »Das erklärt aber noch lange nicht, warum sie der Katze einen Elefantenkopf verpasst haben.«
    »Die Idee kam von einem seiner Schüler, Erasmus Valentine. Er dachte, die Katze sähe damit besser aus.«
    »Ist denn irgendetwas bei den Experimenten mit der Elefantenhaut als Hautersatz herausgekommen?«
    »Der Duke ist gestorben, bevor er die Experimente mit menschlichen Testpersonen durchführen konnte. Danach hat niemand mehr weitergeforscht.« Violet senkte die Schultern und sah auf den Boden der Kutsche.
    »Mein Gott, bin ich froh, dass du der Wissenschaftler in der Familie bist. Ich bleibe lieber bei Poesie und Malerei und den anderen brotlosen Künsten.«
    Inzwischen waren sie in der Stadt angekommen. Um sie herum waren jetzt mehr Kutschen und Menschen. Es roch nach Rauch, Schweiß und Pferdemist, doch das war Violet gleichgültig. Solange sie nur näher an der Illyria-Akademie war. Sie fühlte den Rhythmus der Stadt, als vibrierte er durch das Kopfsteinpflaster und den Dreck über die Wagenräder bis hinauf in ihre Füße, die ungeduldig auf und ab wippten.
    »Unser Stadthaus ist nicht auf der vornehmsten Seite des Parks«, sagte Ashton, »aber auch nicht auf der schlechtesten. Die Lage ist genau richtig, weil niemand dich beobachtet, du selbst aber alles im Blick hast.«
    »Wenn alles nach Plan geht, werde ich kaum dort sein«, entgegnete Violet.
    An einer Straßenkreuzung verkaufte jemand mechanische Vögel. Der Mann hatte sich einen Stock über die Schulter gelegt, an dem Käfige mit kleinen Messingvögeln hingen, die alle in einem sich wiederholenden Rhythmus flatterten und sangen.
    »Aha«, sagte Ashton, als er ihrem Blick folgte, »jetzt, da du sie siehst, willst du doch einen haben. Soll ich mal schnell hinausspringen und dir einen Vogel kaufen?«
    »Nein«, widersprach Violet, die noch immer die Vögel beobachtete, allerdings mit einem Stirnrunzeln. Sie konnte hören, dass die Vögel von minderwertiger Qualität waren. Schlechte mechanische Arbeiten machten sie immer traurig.
    Die Kutsche bewegte sich in einem gemächlichen Tempo durch die weniger guten Viertel der Stadt und weiter in die besseren Gegenden – obwohl Ashton erzählt hatte, dass gepflegte Häuser keine Garantie für vornehme Bewohner waren.
    »Seit ihr Ehemann tot ist, unterhält Lady Daphne Bertram ganz offen eine Beziehung zu Sir Haberdash«, verriet er, als sie an dem Haus von Lady Bertram vorbeifuhren. Es war bereits das fünfte Haus, über dessen Bewohner Ashton intime Details zu kennen vorgab.
    »Woher weißt du das alles?«
    »Ich habe Freunde in der Stadt, und selbst wenn ich in der Regel nicht die gesamte Ballsaison über in London bin, bekomme ich mit, was man sich so erzählt. Deshalb bin ich auch nicht die ganze Saison hier. Warum sollte ich auch, wenn ich ohnehin alles erfahre? Und außerdem, verehrtes Schwesterherz, würde ich es hassen, länger von dir getrennt zu sein.« Er klopfte ihr in brüderlicher Liebe aufs Knie, und Violet verdrehte die Augen. Einige Häuser und einige Skandale weiter blieb die Kutsche vor ihrem Stadthaus stehen. Violet war schon einige Male hier gewesen, und alles sah noch genauso aus, wie sie es in Erinnerung hatte. Elegant, weiß und etwas langweilig. Sie verstand, warum ihre Eltern nie viel Zeit hier verbracht hatten. Sterne und Blumen waren sehr viel interessanter als alles, was diese weißgewaschenen Mauern zu bieten vermochten. Ohne Zweifel hatte die Stadt ihre Reize, doch Violet verbrachte ihre Zeit lieber in einem kleinen, dunklen, unterirdischen Labor auf dem Land als in einem kleinen, dunklen, unterirdischen Labor in der Stadt, denn auf dem Land sagte ihr niemand, dass sie sich schick anziehen, die Haare machen und auf Tanzveranstaltungen gehen möge, auf denen die Menschen herumhüpften wie die Federn und Hebel, an denen sie viel lieber schraubte. Bis auf Mrs Wilks natürlich.
    Antony sprang vom Kutschbock, um ihnen die Haustür zu öffnen, doch

Weitere Kostenlose Bücher