Erfindung der Violet Adams
beiden Halunken zu bleiben.«
»Jack ist völlig harmlos, und ich glaube, Ihr Cousin ist sehr charmant«, winkte Cecily ab.
»Cousin?«, fragte Mrs Wilks und sah Ashton an.
»Das bin ich, wirklich«, sagte Ashton augenzwinkernd, »sehr charmant.«
»Und ich bin harmlos, wie sie sagt«, beteuerte Jack mit großen Augen.
Violet verdrehte die Augen.
»Wer ist dein Cousin, Violet?«, wollte Mrs Wilks wissen.
»Warum stellen Sie nicht den Kessel auf, um noch etwas Tee zu kochen, Mrs Wilks«, sagte Ashton, griff nach Mrs Wilks Schultern und führte sie zur Tür. Mrs Wilks verließ kopfschüttelnd das Zimmer.
»In den Ferien ist sie manchmal etwas verwirrt«, erklärte Ashton. »Aber sie arbeitet schon so lange für uns, dass sie zur Familie gehört.«
Cecily nickte verständnisvoll.
»Würden Sie mir dann wohl das Anwesen zeigen, Miss Adams, selbst wenn alles mit Schnee bedeckt ist?«
»Nun gut«, sagte Violet.
Der Duke reichte ihr seinen Arm. Sie nahm ihn und zuckte leicht zurück, als sich ihre Körper berührten und sich ein seltsames Gefühl von ihrem Arm zu ihrem Rückgrat hin ausbreitete und sie erschauern ließ. Ihr Blick war jedoch weiter ernst, und sie versuchte, gelangweilt auszusehen. Trotzdem empfand sie den kalten Wind, der ihnen entgegenblies und ihr das heiße Gesicht kühlte, als sehr angenehm. Violet war verwirrt. Sie war wütend auf den Duke. Jetzt, da sie ihn in Frauenkleidern wiedersah, erinnerte sie sich an das letzte Mal, das sie einander begegnet waren und wie er über nichts anderes als über Blumen geredet hatte, als wäre sie ein dummes Mädchen. Doch sie erinnerte sich auch an den experimentellen Kuss, und obwohl sie keinen Grund sah, dieses Experiment zu wiederholen, klang die Erinnerung daran noch immer in ihrem Kopf und in ihrem Körper nach.
»Das da dürften die Bäume sein«, sagte Violet, als sie die Gruppe von Eschen erreicht hatten. Sie zog ihren Arm zurück, um darauf zu zeigen.
»Sie sehen wunderschön aus«, sagte der Duke. »Ich würde sie mir gerne im Frühling noch einmal ansehen.«
»Das können Sie gerne tun, Sir. Sie müssen nicht einmal bei uns hereinschauen. Sie können einfach mit der Kutsche hierhinfahren, sich die Bäume anschauen und wieder fahren.«
»Ich habe das Gefühl, Sie mögen mich nicht, Miss Adams.«
»Ich mag es nicht, dass Sie sich offenbar nur über Blumen und Bäume mit mir unterhalten können.«
»Das tut mir leid«, sagte der Duke ernst. »Über was würden Sie denn gerne reden?«
Violet sah ihn einen Moment lang an, versuchte, die Situation einzuschätzen. »Mein Bruder«, begann sie, »hat einen sehr intelligenten Aufsatz über die Raumfahrt geschrieben. Er hat mir erzählt, dass Sie mit seiner Meinung nicht übereinstimmen. Warum nicht?«
»Also«, der Duke schien leicht verletzt ob der Direktheit ihrer Behauptung, »es ist nicht so, dass ich mit seiner Meinung nicht übereinstimme. Ich finde nur, dass sein Rahmen zu begrenzt ist. Obwohl ein Raumschiff, das durch eine mechanische Feder und Elektrizität angetrieben wird, denkbar ist, ließe sich ein sehr viel effizienteres Fahrzeug bauen, wenn man sich alle Wissenschaften zunutze machen würde. Ich bin fest davon überzeugt, dass ein solches Fahrzeug durch eine chemische Reaktion, welcher Art auch immer, gestartet werden muss.«
»Sie meinen nicht, dass eine Feder, die lang genug ist, ein solches Fahrzeug ins Weltall schießen könnte?«
»Ich denke, dass könnte funktionieren, doch die Energie, die für das Aufziehen einer solchen Feder erforderlich wäre, dürfte enorm sein. Warum also nicht eine chemische Reaktion nutzen?«
»Sie könnte das Schiff beschädigen, und die Mitführung von Treibstoff wird es herunterdrücken.«
»Sie und Ihr Bruder scheinen der Meinung zu sein, dass eine chemische Reaktion notwendigerweise zu einem Schaden an dem Schiff führen muss. Doch dem ließe sich leicht Rechnung tragen, und dem Gewicht auch. Die chemischen Wissenschaften ermöglichen es relativ gut, so etwas vorauszusagen und sich darauf einzustellen. Außerdem würde das Schiff auf diese Weise mehrmals von der Oberfläche des Planeten starten können, was Sie überhaupt nicht bedacht haben.«
Violet lächelte. Endlich behandelte er sie mit Respekt, doch sie fror zu sehr, um sich wirklich darüber freuen zu können. »Reden wir drinnen weiter, am Feuer, ja?«
»Natürlich«, sagte der Duke und reichte ihr seinen Arm. Violet hakte sich ein und legte ihre andere Hand auf seinen
Weitere Kostenlose Bücher