Erfindung der Violet Adams
beschäftigt.
Ungefähr drei Wochen nach Beginn des neuen Trimesters kam Cecily ins Mechaniklabor gestürmt. Sie war so aufgeregt, dass Miriam rennen musste, um mit ihr Schritt zu halten. Außer Atem legte Cecily ein glänzendes weißes Getriebe vor Violet auf den Tisch. »Es funktioniert«, keuchte Cecily. Violet starrte erst einmal und dann noch einmal auf das Getriebe, bevor sie den Sinn der Worte begriff, dann nahm sie das Teil in die Hand. Es war glatt, leicht und fühlte sich wie Glas an. Sie warf das Getriebe auf den Tisch. Es zerbrach nicht. Es bekam keine Beule. Es war vollkommen unbeschädigt.
»Brillant!«, sagte sie und vergaß für einen Moment, ihre Stimme zu senken, was Ashton wahrscheinlich manisch vor Aufregung klingen ließ. »Können Sie die restlichen Teile machen?«
»Ich habe schon angefangen, die Formen dafür zu bauen.«
»Ihre Erfindung ist mehr als erstaunlich, Cecily. Sie sollten das Ihrem Cousin zeigen. Ich bin mir sicher, er wäre sehr stolz auf Sie.«
Violet hatte einen Brief von dem Duke bekommen, der an das Haus in London adressiert gewesen und anschließend von Ashton zurück nach Illyria geschickt worden war. Es war ein seltsam trockener Brief, angefüllt mit wissenschaftlichen Argumenten, fast kalt. Violet hatte im gleichen Stil geantwortet.
»Ich werde es ihm zeigen, aber zuerst wollte ich es Ihnen zeigen. Jetzt können Sie Ihren Motor bauen.«
Violet war so aufgeregt, dass sie fast in die Luft gesprungen wäre. »Vielen, vielen Dank, Cecily! Zusammen werden wir alle auf der Ausstellung in den Schatten stellen.«
»Sie werden sie in den Schatten stellen, Ashton. Und dann, wenn die Welt sieht, wie brillant Sie sind, werden Sie zu dem Mann werden, der Sie wirklich sind: ein Mann von edlem Geist und edlem Gemüt.«
»Vielleicht«, zögerte Violet, »doch erst einmal muss ich meinen Teil erfüllen, nachdem Sie Ihren erledigt haben.« Während sie das sagte, drehte Violet sich zu dem Metall um, das vor ihr auf dem Tisch lag. Sie war mit dem Bau der Maschine kaum halb fertig.
»Ich vertraue auf Sie, Ashton«, sagte Cecily und legte ihre Hand kurz auf Violets. »Jetzt werde ich Ernest von meinem Erfolg berichten.«
»Noch einmal vielen Dank, Cecily«, sagte Violet, als Cecily sich umdrehte.
Cecily guckte schüchtern über die Schulter zurück. »Kein Grund zum Dank, Ashton. Es ist mir ein Vergnügen, mit Ihnen zu arbeiten.«
Und dann war sie fort. Violet griff erneut nach dem Getriebe und warf es auf den Boden. Es klirrte, zerbrach aber nicht. Violet war beeindruckt. Jetzt wurde ihr noch bewusster, dass sie härter arbeiten musste.
An diesem Abend ging sie auf ihrem Zimmer Pläne durch und überlegte, wie sie am besten mit ihrer Arbeit fortfahren sollte, als Jack mit einem Käfig in der Hand hereinkam, der größer als die üblichen war. Darin saß ein nervös aussehendes geflecktes, grauweißes Kaninchen mit Schlappohren und einer zuckenden Nase. Violet kniete sich hin, um sich das Kaninchen näher anzusehen, das mit seinen großen schwarzen Augen und dem weichen Fell bezaubernd war.
Es sah sie ebenfalls an und verzog neugierig die Nase. »Verpiss dich!«, sagte das Kaninchen mit quäkender Stimme.
»Das ist Oscar«, stellte Jack vor, als Violet stirnrunzelnd einen Schritt zurücktrat. »Valentine hat gesagt, dass er nicht im Labor bleiben darf, weil seine Sprache blamabel ist.«
»Oh, Scheiße«, sagte Oscar.
»Ich habe ihm den Sprachapparat eines Papageis implantiert. Nur ist der Papagei von Seeleuten mit nach England gebracht worden, und wie es scheint, hat er ein paar Worte von ihnen aufgeschnappt.«
»Oh, Scheiße«, wiederholte Oscar. Die Stimme klang definitiv nach einem Papagei.
»Der Papagei kann jetzt nicht mehr reden, schnüffelt aber viel herum und hat eine plötzliche Vorliebe für Möhren entwickelt.«
»Dann bleibt das unflätige Kaninchen jetzt bei uns?«, fragte Violet.
»Ich hoffe er verletzt dein Zartgefühl nicht allzu sehr«, meinte Jack.
»Scheiße«, sagte Oscar und wackelte mit der Nase. Jack stellte den Käfig ab und öffnete ihn. Nervös kam Oscar heraus, beschnüffelte den Raum und verzog sich unter Violets Bett.
»Scheiße«, war die dumpfe Stimme von dort unten zu hören.
»Na schön«, sagte Violet, »das macht das Schlafen nicht gerade einfacher.«
»Ich finde es beruhigend«, meinte Jack.
Violet schüttelte verzweifelt den Kopf und wandte sich wieder ihren Plänen zu. Sie waren für den Motor. Cecily hatte die Teile fertig
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