Erfindung der Violet Adams
es gewöhnlich nur bei Wagner-Sängerinnen sah. Ihr Kleid war leuchtend purpurn und reichte ihr bis zu den Füßen, und sie trug eine Kombination aus drei verschiedenen Parfüms, die sie gelegentlich zum Niesen brachte, weil sie nicht sonderlich gut miteinander harmonierten. Sie blieb einen Moment in der Tür des Wirtshauses stehen, da sie als Schauspielerin wusste, dass das Publikum einen Augenblick brauchte, um ihren Eintritt zu bemerken. Dann segelte sie zielbewusst auf ihren Tisch zu, als sie Violet, Drew und die anderen ausgemacht hatte.
»Hallo«, sagte sie, lächelte ihr breitestes Lächeln und brachte sich mit einer Hand in der Taille und der anderen angewinkelt, als hielte sie ein Tablett, in Positur. Sie hatte sich ausgerechnet, dass diese Haltung ihren Schmuck am besten zur Geltung bringen dürfte, ohne dass sie sich ausziehen musste. Alle blickten auf. Violets Augen wurden ein wenig größer, die anderen sahen verwirrt aus. Doch Fionas volle Aufmerksamkeit galt Drew, und dieser starrte sie auch wie gelähmt an, seine Augen schossen von ihrem Gesicht zu ihren Handgelenken und ihrem Busen, um dann noch einmal von vorn zu beginnen. »Hallo, Drew, mögen Sie mir nicht einen Drink spendieren?«, wandte sie sich an ihn und beugte sich so zu ihm hin, dass ihre Kette nicht mehr auf ihrer Brust auflag, sondern in der Luft hin und her schwang.
»Aber ja«, sagte Drew, verwirrt, dass sie ihn ansprach. Er stand auf und bot ihr seinen Stuhl an, holte sich einen anderen und setzte sich neben sie. Sie legte ihm ihre Hand aufs Knie. Er starrte sie an. Die anderen beobachteten diese Interaktion mit Blicken, die zwischen Faszination und Schock schwankten, und sagten nichts.
»Ich bin Fiona«, stellte sie sich ihnen vor. »Wir sind uns vor Kurzem begegnet. Ich habe bei der Pony-Show mitgemacht.«
»Ja, natürlich«, sagte die dunkelhaarige Frau, der Fiona nicht vorgestellt worden war. »Ich bin Miriam. Das ist Toby. Wir sind nicht miteinander bekannt gemacht worden, da Sie die meiste Zeit getanzt haben.«
»Oh, ja«, bestätigte Fiona. »Ich tanze gern.« Fiona nieste, dann schüttelte sie den Kopf und starrte auf den Tisch. Darauf lag ein Stück Papier, und alle hatten ihre Gläser in sorgfältigem Abstand dazu abgestellt. Überall auf dem Blatt waren Linien eingezeichnet. Als sie genauer hinsah, dachte sie, dass es sich vielleicht um eine Karte handeln könnte, aber keine von London oder einem Ort, den sie kannte. »Womit beschäftigen Sie sich da?«, fragte sie.
»Das ist nur ein Entwurf«, antwortete Violet mit ihrer lächerlichen Männerstimme und rollte die Karte zusammen.
»Aha«, sagte Fiona. Sie ließ ihre Finger an Drews Bein hinauf- und hinunterlaufen und fühlte, wie er leicht unter ihren Nägeln erschauerte.
»Sie riechen außergewöhnlich«, sagte Drew zu ihr.
»Ach«, sagte Fiona, »ich ma… experimentiere gerne mit Düften.« Sie lächelte ihn an, dann nieste sie.
»Wunderbar«, sagte Drew.
»Sie müssen entschuldigen«, sagte Fiona schniefend. »Ich habe mich etwas erkältet, wie es scheint.«
»Oh«, sagte er und holte ein Taschentuch aus seiner Tasche. »Bitte«.
»Danke«, sagte sie, als sie das Taschentuch entgegennahm und sich die Nase abtupfte. Das Taschentuch roch stark nach Schweiß, doch sie versuchte, keinerlei Reaktion zu zeigen.
Sie wollte es ihm zurückgeben, doch er schüttelte den Kopf. »Behalten Sie es«, meinte er und schloss seine Hand um ihre, in der sie das gebrauchte, nach Schweiß riechende Taschentuch hielt. Sie spürte, wie es in ihrer Hand zusammengequetscht wurde.
»Sie sind sehr liebenswürdig«, hauchte sie und klimperte mit den Wimpern.
»Vielleicht … da Sie mit Parfüm experimentieren … Würden Sie mir erlauben, einige meiner Parfüms an Ihnen zu testen? Ich bin Wissenschaftler, aber ich bin auch ein Pale.«
»Von Pale Parfüm?«, fragte Fiona. Sie spielte perfekt die geschockte Frau und wusste, dass sie gut darin war – sie hatte das in mindestens siebzehn verschiedenen Stücken gespielt. »Ich liebe Ihre Produkte. Wenn ich sie mir leisten kann!«
»Ja?«, fragte Drew begeistert. »Wenn ich meine Parfüms an Ihnen testen darf, werde ich das Beste nach Ihnen benennen, und es ist ein Leben lang Ihres.«
»Das wäre so liebenswürdig von Ihnen«, säuselte Fiona und drückte Drews Oberschenkel.
Er quiekte leicht und seufzte vor Zufriedenheit. »Nein«, korrigierte er sie, »es wäre mir eine Ehre.«
Miriam räusperte sich laut. Fiona blickte auf. Sie
Weitere Kostenlose Bücher