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Erfindung der Violet Adams

Erfindung der Violet Adams

Titel: Erfindung der Violet Adams Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Rosen
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sah, dass alle am Tisch zu ihnen hinübersahen, und wurde sich bewusst, dass sie sich langsam, fast wie ein Raubtier zu Drew hingeneigt hatte. Sie zog sich zurück und lächelte. »Verraten Sie mir, ob das eine Karte war, die ich gerade gesehen habe?«, sagte sie zu der Gruppe. »Was haben Sie vor?«
    »Wir kartografieren den Keller von Illyria«, antwortete Drew, eifrig bestrebt, ihr zu gefallen. Fiona merkte, dass die anderen ihn anstarrten, als hätte er ein Geheimnis verraten.
    »Den Keller?«, erkundigte sich Fiona.
    »Ja«, seufzte Violet.
    »Das klingt nach Schmutz«, sagte Fiona.
    »Das ist Schmutz«, gab Jack ihr recht. Er lachte, als würde ihn etwas furchtbar amüsieren.
    »Nun, beachten Sie mich gar nicht«, sagte Fiona. »Kartografieren Sie einfach weiter. Ich trinke nur noch etwas, dann bin ich weg.«
    »Oh, Sie dürfen noch nicht gehen«, protestierte Drew.
    »Ich habe morgen eine Show«, sagte Fiona und sah aus, als würde sie das aufrichtig bedauern. »Andernfalls hätte ich den ganzen Abend mit Ihnen verbracht.«
    »Wo wohnen Sie?«, wollte Drew wissen und fuhr etwas leiser fort: »Ich könnte die Parfüms selber vorbeibringen, wenn Sie mögen. Manche Öle muss man sofort nach dem Auftragen auf die Haut riechen.«
    Fiona runzelte die Stirn. Er war charmanter, als sie gedacht hatte. Sie gab ihm die Adresse ihrer Pension, trank ihren Drink aus und küsste ihn leicht, aber nachhaltig auf die Wange, während sie seinen Oberschenkel streichelte. Dann ging sie. Sie sah sich noch einmal in der Tür um. Drew starrte sie an, während die anderen sich über die Karte beugten. Sie winkte Drew zu und ging.
    Sie war nicht länger als eine halbe Stunde geblieben, hatte aber sehr gute Arbeit geleistet, dachte sie. Er würde noch eine ganze Weile an sie denken und mit etwas Glück sein Versprechen halten, ihr die Öle und Seifen vorbeizubringen. Das war ein Anfang. Nicht gerade ein eigenes Apartment und ein unbegrenztes Einkommen, doch kostenlos Seife war besser als gar nichts. Aber sie musste noch etwas mehr über ihn in Erfahrung bringen. Deshalb schrieb sie, als sie wieder zu Hause war, einen Brief an Violet an deren Stadtadresse, in dem sie nach zusätzlichen Informationen zu Drews Vorlieben – vor allem im Schlafzimmer – fragte und schickte den Brief ab. Sie würde am Wochenende auf ihn vorbereitet sein. Nachdem sie ihren falschen Schmuck und das enge Mieder ausgezogen hatte, zog sie ihr altes, ausgefranstes Nachthemd an und legte sich auf die Strohmatratze, die der Pension gehörte. Sie schob die Hände unter den Kopf und starrte an die Decke. Drew war ein sehr netter Junge. Und er hatte sehr schöne Oberschenkel. Fiona wusste, dass ihr Erfolg als Schauspielerin daher rührte, dass sie sich in einer Rolle vergessen konnte. Vergaß sie sich so schnell, dass sie bei dem Gedanken sesshaft zu werden und sich um den Jungen mit den schönen Oberschenkeln und den schönen, nervösen Lippen zu kümmern, lächelte? Sie wusste es nicht. Aber es war eine Rolle, die sie spielen konnte. Fiona holte tief Luft und schloss ihre eisblauen Augen, um zu schlafen, und hoffte, dass diese Show ihre letzte sein würde.

Kapitel 26
    A n den folgenden Abenden kartografierten sie weiter den Keller. Die Karte machte gute Fortschritte, obwohl sie den Zug oder die mysteriösen Roboter und die Tür, die sie bewachten, noch nicht gefunden hatten. Miriam hatte die Gruppe geführt, und Violet war beeindruckt gewesen. Sie war ermutigend und tatkräftig, die Verkörperung der romantischen Figur einer Freibeuterin, die es gewöhnlich nur in Büchern gab, mit windzerzausten Haaren und einem von körperlicher Arbeit verschlissenen und zerknitterten Hemd. Und sie hatten viel kartografiert. Der Keller schien mehrere Ebenen zu haben, obwohl es keine Treppen gab, sondern nur abschüssige Gänge, sodass sie ohne einen Blick auf die Karte nur schwer sagen konnten, ob sie sich ein Stockwerk oder zwei unter dem Erdgeschoss befanden. Jeden Abend kam Violet nach dem Baden zurück auf das Zimmer und übertrug ihre grobe Kohleskizze mit Tinte auf eine feinere aus Pergament, die sie im Schrank zusammengerollt aufbewahrte, damit Oscar sie nicht auffraß.
    Etwas beunruhigte Violet. Seit sie die verrosteten Getriebe im Keller gesehen und sich an ihren Zweck erinnert hatte, war es wie eine Feder, die das Ohr ihres Gedächtnisses kitzelte. Sie lag im Bett, blätterte in ihren Büchern über Illyria und suchte nach dem Teil über den Keller. Schließlich fand

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