Erfindung der Violet Adams
Monsterjagd getan hatte. Nachdem er zwei Stunden herumgelaufen war, hatte er den Eindruck, wieder dort zu sein, wo er angefangen hatte, nur müder und schmutziger. Er würde zurückkommen, bis er den Zug gefunden hatte, und weiter in den Sachen seines Vaters nach einer Karte suchen müssen.
Ernest spuckte den Ruß aus und ging zurück in seine Räume. Dies war kein Rätsel, das sich an einem Abend lösen ließ. Es würde dauern, und er musste seine Zeit klug einteilen. Er würde die Suche nach dem Zug mit seiner eigenen Arbeit vereinbaren müssen, zu der jetzt auch die Übernahme von Bunburrys Stunden gehörte, bis er eine Vertretung gefunden hatte. Er wusch sich schnell und ging ins Bett. Wenigstens würde er eine Woche die neuen Schüler nicht sehen. Er hatte Ashton seit dem Kuss gemieden, und freute sich nicht darauf, ihm im Unterricht zu begegnen.
Die nächsten Tage vergingen ohne Probleme. Er unterrichtete oder arbeitete am Vormittag, und nach dem Mittagessen widmete er sich seinen Projekten im eigenen Labor und überließ die Mechanik-Schüler sich selbst. Prism schaute gelegentlich bei ihnen vorbei, um sich zu versichern, dass sie nicht tot waren. Nach dem Abendessen sagte er Cecily, dass er Bunburry besuchen gehe, um dann im Keller zu verschwinden, wo er nichts fand. Cecily fragte ihn nie aus, lobte ihn nur für seine Fürsorglichkeit, was ihm leichte Schuldgefühle verursachte – vielleicht sollte er Bunburry hin und wieder besuchen. Bunburrys Lehrpläne waren komplex und umfassend und so geschrieben, als hätte er gewusst, dass er sie irgendwann an jemand anderen übergeben würde. Und als Ernest schließlich die neuen Schüler unterrichtete, zeigte sich Ashton höflich und intelligent, tat seine Arbeit und half den anderen. Ernest hatte kaum einen Grund, mit ihm zu reden, obwohl er trotzdem immer sofort ging, um nicht allein mit Ashton im Raum zurückzubleiben.
Oben in seinem Labor verwahrte Ernest die Briefe von Ashtons Schwester. Und während er Ashton sorgfältig mied, konnte er von Violets Briefen nicht genug bekommen. Ihr Verstand war ebenso spektakulär wie ihre Augen. Obwohl er wusste, dass sie sich keine Liebesbriefe schrieben, hatte er oft das Gefühl, dass es so noch besser war. Worte auf einem Stück Papier waren, wie gefühlvoll auch immer, schließlich nur Worte. Ihre Meinungen und Vorschläge für sein Raumschiff zeigten sehr viel mehr Gefühl. Sie offenbarten ihm, wie sie wirklich war. Er hielt sie für eine Frau von brillantem Verstand, von Integrität, Humor und Kreativität. Doch er wusste noch immer nicht, was sie für ihn empfand. Denn die Briefe waren eigentlich nicht romantisch, und er wusste zwar, was in ihrem Kopf, nicht aber, was in ihrem Herzen vor sich ging. Aus Angst vor Zurückweisung und aus Angst, was ihr Bruder wohl sagen würde, konnte Ernest sich nicht dazu aufraffen, sie zu fragen, ob sie das Gleiche für ihn fühlte, das er langsam für sie zu fühlen begann. Deshalb arbeitete er stattdessen weiter an dem Raumschiff, das nicht länger sein Raumschiff, sondern ihr gemeinsames Raumschiff war, und als er das Metall um das Gerüst modellierte, stellte er sich vor, wie seine Hände sie streichelten und wie ihre Augen blitzten.
Wochen vergingen, und der Duke fand den Zug nicht. Flüstern war in der Dunkelheit zu hören, Geräusche wie Schritte, die verstummten, wenn er näher kam – Curio? Die unsichtbaren Katzen, von denen Curio erzählt hatte, dass sie im Keller herumstreiften? Es war ihm gleichgültig. Er wollte nur den Zug finden. Auf einer Liste hatte er die möglichen Vertretungen für Bunburry eingegrenzt, und das Raumschiffmodell war fast fertig gestellt, doch mit dem Keller kam er nicht voran, ein undurchdringliches Labyrinth hielt ihn von den Geheimnissen seines Vaters fern, verbot ihm, in dessen Geist einzudringen. Bis zu den Osterferien würde er einen Ersatz für Bunburry finden müssen, und bis dahin wollte er auch den Zug gefunden haben. Er würde ihn finden und mit ihm fahren, wohin auch immer er fuhr. Illyria gehörte nun schließlich ihm und nicht mehr seinem Vater. Er musste wissen, welche Geheimnisse sich darunter verbargen.
Kapitel 28
E rasmus Valentine hatte eine Vorliebe für Frauen in einem gewissen Alter, und dieses Alter lag bei mindestens sechzig. Er liebte ihre weiche, nicht mehr straffe Haut, die wie Flügel an ihren Armen hing und den verblüfften Blick in ihren Augen, wenn er mit ihnen schlief. Er liebte ihr struppiges, graues Haar, das
Weitere Kostenlose Bücher