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Erfindung der Violet Adams

Erfindung der Violet Adams

Titel: Erfindung der Violet Adams Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Rosen
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von ihren Köpfen abstand und das vom Färben oft eine falsche Violet- oder Orangeschattierung hatte, und er liebte ihre langen Hakennasen. Wenn er besonders viel Glück hatte, klangen ihre leidenschaftlichen Schreie sogar noch heiser.
    Er hatte oft Erfolg bei seinem amourösen Treiben. So überrascht oder verlegen er manchmal auch war, hatte Valentine viele, viele Londoner Frauen geliebt, keine jünger als siebenundfünfzig – und selbst die hatte ziemlich alt für ihr Alter ausgesehen. Doch ein Vogel war seinem Netz entkommen, und es war der Vogel, den er sich sehnlicher zu fangen wünschte als jeden anderen: Ada Byron, die Countess von Lovelace höchstpersönlich. Sie war ein ganz besonderer Vogel. Ada war dafür berühmt, in ihrer Jugend wild und brillant gewesen zu sein, und das Alter hatte sie nicht vorsichtig werden lassen – wie das oft der Fall war – , sondern selbstsicherer. Sie rauchte noch immer Zigarren, spielte und schrieb Traktate über die Zukunft der Rechenmaschinen mit so viel – wenn nicht sogar mehr – Leidenschaft wie in ihren Zwanzigern. Als ihr Mann vor zwanzig Jahren bei einem Unfall mit den von ihm erfundenen Dampfpressen zur Gestaltung von gemusterten Holzdecken, wie es sie in Kathedralen gab, ums Leben gekommen war, hatte sie sich keinen neuen Ehemann gesucht. Nicht aus Kummer, sondern weil sie die Notwendigkeit dazu nicht gesehen hatte. Sie war unabhängig. Sie lachte über anzügliche Witze und trank nach dem Abendessen mit den Männern. Und sie hatte sämtliche Annäherungsversuche von Valentine abgewiesen. Doch sie würde heute nach Illyria kommen, und Valentine war fest entschlossen, sie beharrlich weiter zu umwerben.
    Ada kam Ostern immer früh und blieb die wenigen Wochen, bis die Ferien begannen, in Illyria, wo sie gewöhnlich anstelle des Dukes eine Vorlesung hielt. Valentine wartete bereits, als ihre Kutsche vorfuhr, und war zur Stelle, um ihr hinauszuhelfen.
    »Lady Byron«, begrüßte er sie, »wie immer ist es uns eine Ehre, Sie bei uns zu haben.«
    »Erasmus, sollten Sie nicht in diesem Moment junge Menschen lehren, wie man aus einem Elefanten einen Vogel macht oder wie man Rouge aufträgt?« Sie schürzte die Lippen, ergriff seine Hand und stieg aus der Kutsche. »Obwohl Sie Letzteres wohl eher nicht unterrichten sollten, wenn ich recht darüber nachdenke. Wir wollen doch nicht, dass all Ihre Schüler wie Zirkusclowns aussehen.« Valentine lächelte sie an. Ihre Bemerkungen trafen ihn schmerzlich, doch so behandelte sie ihn oft. Er nahm an, dass das ihre Art war, Zuneigung auszudrücken.
    Der Duke und Cecily kamen aus der Schule, und Cecily lief auf Ada zu, um sie zu umarmen.
    »Guten Tag, meine Liebe«, sagte Ada und strich Cecily über die Haare. Valentine biss sich auf die Unterlippe. Jetzt bestand keine Chance mehr, sie irgendwohin zu begleiten.
    »Guten Tag, Patentante«, sagte der Duke und küsste Ada auf die Wange. »Wir freuen uns, dass du uns besuchst.«
    »Ernest, mein Lieber, immer gern. Wie geht es Professor Bunburry? Ich habe von seinem diesjährigen Unfall gehört, der ja wirklich ein Tritt in den Hintern war.«
    Der Duke unterdrückte ein Lachen und reichte Ada den Arm, um sie ins Haus zu führen. Valentine ließ er mit Cecily stehen.
    »Darf ich Sie hineinbegleiten, Miss Cecily?«, fragte Valentine.
    Sie sah ihn mit gerunzelter Stirn an. »Warum sollte ich eine Begleitung brauchen?«, fragte sie, folgte Cousin und Patentante und ließ Valentine ihnen hinterherhinken.

    Cecily war glücklich, dass Tante Ada gekommen war und eine Weile bleiben würde. Ernest war in der letzten Zeit recht geistesabwesend und mit Unterrichten oder Besuchen bei Bunburry beschäftigt, und Miriam war zerstreut und müde. Tante Ada würde mit Sicherheit einiges an Energie nach Illyria zurückbringen, und Cecily hatte einige Fragen über die Liebe, Fragen, die sie weder Ernest noch Miriam stellen konnte – Fragen über die Natur des Herzens und woran man erkannte, ob man verliebt war. Denn obwohl sie Ashton geliebt hatte, und das mit Sicherheit immer noch tat – es wäre schließlich undamenhaft, mit seinen Zuneigungen so flatterhaft zu sein – , empfand sie jetzt auch eine gewisse Zuneigung für seinen Freund Jack, der ihr mehr Aufmerksamkeit schenkte als Ashton. Letzte Woche hatte Jack sie besucht, als sie im Chemielabor gearbeitet hatte, das hatte Ashton noch nie getan.
    Jack hatte offensichtlich ein Frettchen verloren, als er es operiert hatte. Er sprach stockend,

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