Erfindung der Violet Adams
erklärte ihr, dass er gehofft hatte, dem Frettchen eine Stimme zu geben, doch als er mit der Operation begonnen hatte, hatte er eine Krebsgeschwulst in seinem Inneren festgestellt, sodass er die OP abgebrochen und das Tier eingeschläfert hatte. Es hätte nur eine Woche voller Schmerzen und Leiden vor sich gehabt, doch er fühlte sich noch immer furchtbar deswegen. Cecily sah die roten Linien um seine Augen und wusste, dass seine Trauer echt war. Sie hatten danach nicht viel miteinander gesprochen, doch Cecily war von Jacks zarter Seele angenehm berührt. Gewöhnlich wirkte er wie ein ausgelassener Bursche, der sich um nichts Sorgen machte, doch jetzt wusste sie, dass das nur sein äußeres Selbst war. Und es berührte sie, dass er zu ihr gekommen war, und anscheinend instinktiv gewusst hatte, dass sie ihn trösten konnte; dass er bemerkt hatte, wie edelmütig und verständnisvoll sie war.
Ashton hatte nie solche Gefühle in ihr hervorgerufen. Trotzdem war sie in Ashton verliebt. Jack war nur ein Freund. Sie wünschte sich noch immer, dass Ashton ein wenig mehr von sich preisgeben würde, so wie Jack das getan hatte. Sie musste sich einfach mehr bemühen. Die meisten Männer waren nicht so offen wie Jack.
In der Großen Halle liefen ein paar Schüler erwartungsvoll herum, doch die meisten waren bereits beim Mittagessen. Cecily folgte Ernest und Ada an ihren Tisch, Valentine trottete hinter ihnen her und war mit seinen Haaren beschäftigt. Sobald sie saßen, wurde ihnen das Essen serviert, die Diener waren eifrig darauf bedacht, die Countess zu erfreuen.
»Und, worüber sprichst du dieses Jahr, Tante?«, fragte Ernest, als das Essen serviert war.
»Behellige Tante Ada doch nicht gleich mit der Arbeit!«, schimpfte Cecily. »Frag sie, wie ihre Reise war. Wie war deine Reise, Tante Ada? War die Kutsche komfortabel?«
»Alles war ausgezeichnet, meine Liebe«, antwortete Ada mit einem schiefen Lächeln. »Danke der Nachfrage.«
»Und jetzt«, fuhr Cecily mit einem Blick zu Ernest fort, »was möchtest du tun, während du hier bist? Ich hoffe, wir beide haben Zeit, miteinander zu reden. Ich möchte mit dir einiges besprechen. Und ich muss dir mein letztes chemisches Werk zeigen.«
»Es ist wirklich ziemlich außergewöhnlich«, beteuerte Ernest.
»Miss Cecily hat versprochen, mir daraus einen Vogelkäfig zu machen«, sagte Valentine, eifrig bemüht, sich in die Unterhaltung einzubringen.
»Ich freue mich darauf, es mir anzusehen«, erwiderte Ada und nickte Cecily zu. »Und ich hoffe, den Schülern eine Vorlesung über die Leidenschaft für die Wissenschaften und das Überwinden von Hindernissen halten zu können.«
»Das klingt seltsam überschwänglich für dich«, meinte Ernest.
»Ich habe zu viel Zeit in den Spielsalons verbracht, deshalb habe ich erst vorgestern angefangen, mir Gedanken darüber zu machen«, sagte Ada. »Aber ich versichere dir, dass die Vorlesung wissenschaftlichen Wert haben und deine lieben Schüler nicht auf Abwege führen wird, Ernest.«
»Natürlich nicht«, sagte Ernest. »So etwas würde ich niemals denken.«
»Vielleicht mag die Countess ja nach dem Abendessen mit einigen der Professoren Karten spielen?«, fragte Valentine vom anderen Ende des Tisches.
»Wenn ich mich recht erinnere, Professor Valentine, ist keiner der Professoren hier ein guter Kartenspieler. Konsequenterweise eignen sie sich deshalb auch nur dafür, sie um Geld zu erleichtern, aber nicht für mehr.«
»Vielleicht fänden Sie es ja interessanter, um etwas anderes als um Geld zu spielen?«, fragte Valentine. Der Duke räusperte sich.
»Ich werde noch eine Weile hier sein«, sagte Ada. »Ich werde bestimmt irgendwann Karten spielen. Doch den heutigen Abend möchte ich mit meiner lieben Cecily verbringen und mich versichern, dass sie mit ihren Studien auf dem neuesten Stand der Forschung ist«, sagte Ada und tätschelte Cecilys Hand.
»Natürlich bin ich das«, protestierte Cecily. Ada lächelte sie an, um klarzumachen, dass sie nur Spaß machte. Cecily verschränkte die Arme. »Ich bin jetzt eine junge Frau. Mit mir macht man keinen Spaß.«
»Natürlich nicht«, besänftigte Ada sie und streichelte Cecilys Hand. Cecily wusste, dass Ada sie immer noch aufzog, aber es war ihr gleichgültig. Sie war glücklich, dass sie hier war.
Unglücklicherweise hatte Cecily Ada in den nächsten Stunden nicht für sich allein, da Ernest darauf bestand, sie durch die Schule zu führen, die sie schon so oft gesehen hatte.
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