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Erfindung der Violet Adams

Erfindung der Violet Adams

Titel: Erfindung der Violet Adams Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Rosen
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geküsst, ihr gesagt, wie schön sie war und dass er wiederkommen würde. Sie hatte ihn nie wiedergesehen.
    Die Erinnerung an ihn klang in ihr nach, wenn sie mit Drew schlief, doch mit Drew hatte sie immer Spaß. Sie mochte seine gütigen runden Augen und das Gefühl seiner Haare auf ihrer Haut. Er war traurig gewesen, als sie ihm gesagt hatte, dass sie wegen einer familiären Angelegenheit über Ostern nicht da sein würde, aber sie hatte ihr Bestes getan, um ihn wieder aufzuheitern. Dabei war es ihr um ihn gegangen. Doch jetzt merkte sie, dass auch sie ein wenig traurig war. Sie mochte es, wie sein Kopf in ihrem Schoß lag, wenn er schlief oder zu ihr aufsah. Sie mochte es, wie sie ihn mit den einfachsten kleinen Spielen bezaubern konnte. Wieder dachte sie daran, wie liebenswürdig und kindlich er war, irgendwie unschuldig und verdorben zugleich.
    Fiona zog lange an ihrer Zigarette, und der Rauch hing über ihr in der Luft. Sie hatte sich nie als mütterlichen Typ gesehen. Vor unendlich langer Zeit hatte sie ein Baby gehabt, doch es war gestorben. Sie war nicht richtig darauf vorbereitet gewesen, und der Vater hatte behauptet, dass es nicht von ihm war, deshalb hatte sie sich vor dem Kind gefürchtet, während es in ihr wuchs, hatte gefürchtet, dass es das Leben aus ihr herauspressen würde. Doch als der kleine Junge geboren wurde, zerbrechlich und ohne Haare, mit ihren klaren, blauen Augen und der spitzen Nase, hatte er ihr Herz gerührt, und sie hatte seinen Bauch gekitzelt und gelächelt, als seine Augen vor Vergnügen hervortraten. Sie war jede Nacht mit dem Baby eingeschlafen, hatte es in ihren Armen gewiegt bis zum vierten Tag, als sie aufgewacht war und seinen toten Körper an ihren noch atmenden geschmiegt fand. Sie hatte auch nicht mehr atmen wollen, doch das hatte durch das abgehackte Keuchen, das ihren Körper während des Weinens schüttelte, nicht funktioniert. Die anderen Mädchen, mit denen sie zusammenlebte, hatten um sie herumgestanden, ihr die Schultern massiert und den Jungen aus ihren Armen genommen. Ein Pfarrer war gekommen, hatte Fiona erzählt, dass das Gottes Plan sei und ihren Sohn mitgenommen und ihn beerdigt; Fiona wusste heute noch nicht wo. Und dann hatte Fiona weitergelebt. Schließlich konnte sie nichts anderes tun. Doch manchmal träumte sie noch davon, ihn in ihren Armen zu halten, aber ihre Arme wiegten Luft, wenn sie aufwachte.
    Ein leises Klopfen an ihre Zimmertür ließ Fiona aus ihren Gedanken hochschrecken. Sie sah, dass sie sich in Ermangelung von Drews ihre eigenen Haare um den Finger gewickelt hatte. Sie blickte zur Tür. Das leise Klopfen war wieder zu hören.
    »Ja?«, rief sie leise.
    »Fiona, ich bin’s. Violet. Darf ich reinkommen?«
    »Ja«, sagte Fiona, setzte sich auf und drückte ihre Zigarette am Bettrahmen aus. Sie trug nur ihr Nachthemd, aber im Zimmer war es dunkel. Violet öffnete leise die Tür und trat ein. Auch sie trug ein Nachthemd.
    »Darf ich das Licht anmachen?«, fragte sie Fiona.
    »Ja«, antwortete Fiona wieder. »Was ist los?«
    Violet machte eine Wandleuchte an, und der Raum war in sanftes Licht getaucht. »Ich brauche deine Hilfe.«
    »Oh?«
    »Ich weiß, dass du keinen Grund hast, mir zu helfen, aber ich hoffe, dass du es trotzdem tust.«
    »Natürlich, wenn ich kann«, meinte Fiona. »Du warst sehr nett zu mir.«
    »Weil du mich erpresst hast«, sagte Violt mit gerunzelter Stirn.
    »Ich ziehe es vor, es als einen Austausch von Informationen zu betrachten. Eine Verschwörung Gleichgesinnter. Und vielleicht hättest du mir ja auch geholfen, wenn ich dein Geheimnis nicht gekannt hätte.«
    »Wirst du Drew wehtun?«
    »Nein«, sagte Fiona ein wenig beleidigt.
    »Ja, dann hätte ich dir geholfen. Wenn ich gewusst hätte, wie glücklich du Drew machen würdest.«
    »Nun, gut. Und wie kann ich dir helfen?«
    »Ich … « Violet kniete sich neben Fionas Bett auf den Boden, als würde sie es nicht schaffen, zu stehen und gleichzeitig ihre Bitte vorzubringen. »Also, ich muss wissen, wie ich schnell meinen Anzug ablegen und in ein Kleid schlüpfen kann.«
    »Ist das alles? Das ist leicht. Dazu hättest du meiner Hilfe nicht bedurft. Du kannst dich bereits recht schnell selbst umziehen; du musst einfach üben, bis du noch schneller bist. Vielleicht kann ich ein paar deiner Kleidungsstücke ändern, damit du sie schneller ausziehen kannst – so wie Theaterkleider.«
    »Das wäre wundervoll«, sagte Violet, hielt inne und sah zu Boden.
    »Sonst noch

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