Erfindung der Violet Adams
was?«
»Ja. Ich möchte … das heißt … Es gibt da einen Mann. Und er plant, mir den Hof zu machen. Und ich denke, das würde mir sehr gefallen. Aber ich weiß nicht, wie ich … wie ich mich verhalten soll. Ich habe keine Ahnung, wie man Liebe macht.«
»Ich soll dir was über Sex beibringen?«, fragte Fiona.
»Nein!«, rief Violet, und selbst in dem gedämpften Licht sah man, wie rot sie war. »Ich möchte, dass du mir sagst, wie man die Aufmerksamkeit eines Mannes erregt. Wie ich ihn … wie ich ihn dazu bringe, sich in mich zu verlieben.«
»Also, wenn er dir den Hof machen will, denke ich, dass er bereits in dich verliebt ist.«
»Aber wir haben bisher nur miteinander gesprochen – und das auch nur zwei Mal, wo er gewusst hat, wer ich bin. Und ich fürchte, dass ich beide Male ziemlich unhöflich zu ihm war. In unseren Briefen kann ich nett zu ihm sein, doch das liegt daran, dass wir über wissenschaftliche Themen schreiben. Ich weiß nicht, wie ich mich verhalten soll, wenn ich ihm gegenüberstehe. Und ich habe Angst, dass er seinen Fehler erkennt und die Flucht ergreift, wenn er mich ein paar Tage so erlebt hat, wie ich bin.«
Fiona kicherte, und Violet starrte sie an.
»Für dich ist das leicht«, sagte Violet, »du weißt, wie man sich als Frau verhält. Wie man sich in einem Kleid bewegt.«
»Beweg dich einfach, vergiss das Kleid«, sagte Fiona. »Männer versuchen ohnehin zu vergessen, dass man ein Kleid anhat. Aber ich helfe dir natürlich. Obwohl es ein bisschen Übung braucht. Unterricht. Wir machen das auf deinem Zimmer, weil dort mehr Platz ist. Ich glaube nur nicht, dass du das wirklich brauchst, Violet. Natürlich ist es manchmal ganz nützlich zu wissen, wie man seine Taille am besten zur Geltung bringt, oder wie man mit seinem Fächer umgeht, vor allem auf der Bühne, aber du stehst nicht auf der Bühne. Du bist mit einem Kerl zusammen, der dich allem Anschein nach schon mag.«
»Ich möchte einfach eine feine Dame für ihn sein können«, sagte Violet.
»Wir fangen morgen nach dem Frühstück an, ja?«
Violet stand auf und seufzte. »Danke, Fiona.«
»Es wird mir ein Vergnügen sein«, sagte Fiona. Violet löschte das Licht und schlich sich leise zurück in ihr Zimmer. Fiona lächelte im Dunkeln. Es war leicht zu vergessen, dass Violet nur ein junges Mädchen war, so leidenschaftlich und furchtlos, wie sie einem meistens erschien. Aber sie war gerade achtzehn geworden und hatte nie eine Frau um sich gehabt bis auf die launische Mrs Wilks. Kein Wunder, dass sie meinte, erst lernen zu müssen, sich wie eine Dame zu benehmen.
Am nächsten Morgen riet Fiona Violet als Erstes, dem Duke zu antworten. In Theaterstücken offenbarten die Damen ihre Gefühle immer in Briefen. Sie trugen auch oft Fächer, hinter denen sie ihre Gesichter geziert verstecken oder plaudern konnten, deshalb holten Fiona und Violet ein paar Fächer und übten, sie mit einer schwungvollen Bewegung zu öffnen und wieder zu schließen. Fiona zeigte Violet, wo sie ihre Hände lassen konnte, wenn sie neben einem Mann herging: Sie hingen lose neben dem Körper, die Handgelenke nach außen gekehrt, und zeigten immer auf etwas Interessantes. Tagelang übten sie zu gehen, sich auszudrücken – obwohl Violet nicht den Eindruck hatte, dass Fiona in diesem Punkt ganz die Richtige war, zu flirten, zu tanzen, Komplimente anzunehmen und Interesse zu bekunden, was man nicht sagte und was man sagte.
Nach vier Tagen war Violet ganz benommen. »Bist du sicher, dass man sich so verhält, wenn einem jemand den Hof macht?«, fragte sie Fiona eines Abends, als sie mit Ashton im Wohnzimmer saßen.
»Ich weiß wirklich nicht alles«, sagte Fiona. »Das ist Schauspielerei. Vornehme Umgangsformen, damit du nicht stolperst, wenn du tanzt oder ein Kleid trägst. Wie du dein Haar machst. Mir gefällt die Flaumige Dahlie an dir am besten, obwohl auch das Beste Schloss der Königin schön war … «
»Alles, was du ihr beigebracht hast, ist in der Welt der Theatertücke und Bücher richtig«, unterbrach Ashton sie. Es hatte ihn sehr amüsiert, gelegentlich Violets Benimmstunden beizuwohnen, wie er den Unterricht nannte.
»Aber wie verhalte ich mich wie eine richtige Dame? Eine, die er lieben wird?«
Fiona lachte. »Er liebt dich doch schon«, sagte sie. »Sei also einfach du selbst. Das sind doch alles nur, wie soll ich sagen, Werkzeuge der Weiblichkeit. Ich habe dir allerdings nur die anständigen gezeigt.«
»Und dafür sind wir dir
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