Erfindung der Violet Adams
bestürzt, Sir. Ich bin mir nicht sicher, dass ich sie dazu überreden kann, mit Ihnen zu essen.« Mrs Isaacs hielt inne und wartete auf den enttäuschten Seufzer des Dukes, der einen Moment später auch kam. »Soll ich ihr das Essen aufs Zimmer bringen, oder ist es Ihnen lieber, wenn sie herunterkommt und isst, was noch übrig ist, wenn Sie fertig sind?«
»Mir wäre es lieber, wenn sie mit mir essen würde, damit ich die Angelegenheit mit ihr besprechen kann. Halten Sie es für falsch von mir, sie aufs Internat zu schicken?«
»Um ehrlich zu sein, Sir, halte ich es für rückständig, sie von einer der besten Akademien des Landes wegzuschicken, um irgendwo anders zur Schule zu gehen.«
Der Duke nickte, griff sich mit der Hand ans Kinn und kratzte sich. »Aber sie ist inzwischen eine junge Dame. Es ist doch sicher nicht passend, dass sie die meiste Zeit in einer Institution voller Männer verbringt?«
»Ich denke, Sir, dass ihr die Zeit mit den jungen Männern eher guttut, solange sie jemand beaufsichtigt. Sie hatten schließlich nicht vor, sie ins Kloster zu schicken, oder?«
»Natürlich nicht. Aber wird sie die Schüler nicht von ihrer Arbeit ablenken?«
»Sir, das hat sie doch schon die letzten zwei Jahre getan, seit sie sich langsam in eine junge Dame verwandelt hat. Es ist Ihnen nur erst jetzt aufgefallen, wo sie keine Zöpfe mehr trägt, sondern sich die Haare hochsteckt.«
Der Duke nickte erneut. »Ich schätze, Sie haben recht.«
»Sir, Sie müssen tun, was Ihrer Meinung nach am besten für Cecily und für Illyria ist. Wenn Sie sich dafür entscheiden, sie hier zu lassen, versichere ich Ihnen, dass ich über ihre Tugend wachen und sie lehren werde, wie man sich richtig verhält. Wenn einer der Schüler sich ihr auf unangemessene Weise nähern sollte, werde ich Sie sofort davon unterrichten.«
»Ja, sicher. Ich habe vollstes Vertrauen in Sie, Mrs Isaacs.«
»Das ehrt mich, Sir«, sagte Miriam mit einem Knicks. »Darf ich Sie auch darauf hinweisen, dass Cecily bald in ein Alter kommt, in dem es nicht unüblich ist, Verehrer zu haben? Wäre es wirklich so schlimm, wenn ihre Verehrer zu den brillantesten jungen Wissenschaftlern gehören?«
»Nein, vermutlich nicht … «, stimmte der Duke zu.
»Sie haben doch in den letzten Jahren keine Leistungseinbrüche bei den Schülern bemerkt, Sir, oder?«
»Nein.«
»Und das, obwohl Cecily allein im letzten Jahr über ein Dutzend Liebesbriefe erhalten hat«, sagte Miriam mit hochgezogenen Brauen.
Der Duke zuckte zusammen und beugte sich in seinem Sessel geschockt vor. »Ist das wahr?«
»Ja. Und vielleicht dürfte ich vorschlagen, dass Sie auf freiwilliger Basis Lyrik-Kurse anbieten? Einige der Briefe waren schon ziemlich komisch.«
Der Duke lächelte. Miriam fand das Ganze amüsant, wie er sah, und das machte aus dem Problem ein harmloses Kinderspiel. Die Schüler waren schließlich jung: Der Älteste war einundzwanzig. Sollten sie doch Cecily umwerben. Wenn ihre Noten darunter litten, würde er sie ohnehin der Schule verweisen.
»Vielen Dank, Mrs Isaacs. Sie können Cecily etwas bringen, wenn sie nicht zum Essen herunterkommen möchte.«
»Sehr wohl, Sir«, sagte Miriam. Sie verneigte sich und drehte sich um, um zu gehen.
»Oh, und Mrs Isaacs … «, rief der Duke ihr nach.
Sie drehte sich noch einmal zu ihm um, die Hände weiterhin vor dem Körper gefaltet. »Ja, Sir?«
»Finden Frauen Dahlien eigentlich abstoßend?«, fragte er.
Miriam starrte ihn einen Moment lang an. »Das weiß ich nicht, Sir«, antwortete sie und verschwand in den Schatten hinter seiner Tür. Der Duke sah die Dahlien an, die im Licht der Gaslampen rosa und gelb leuchteten. Er nahm eine aus der Vase und steckte sie sich ins Knopfloch, bevor er zum Abendessen hinunterging.
Kapitel 5
V iolet besaß einen Anzug, der ihr auch ziemlich gut passte, aber sie konnte noch nicht wie ein Mann reden. Das war ein Problem, da ihr Bewerbungsgespräch an der Illyria-Akademie am nächsten Tag stattfinden sollte. Sie war so aufgeregt, dass sie endlich die heiligen Hallen betreten würde, dass sie kaum hörte, was ihr Bruder ihr über Tonlage und Timbre erklärte. Sie fragte sich, wie es dort aussehen würde: Würden an den Wänden die Porträts berühmter Erfinder hängen? Würde sie ihr technisches Können und Wissen sofort während des Gesprächs vor allen Professoren demonstrieren müssen?
»Deine Os müssen dunkler klingen«, meinte Ashton. »Stell sie dir wie große Tonnen
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