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Erfindung der Violet Adams

Erfindung der Violet Adams

Titel: Erfindung der Violet Adams Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Rosen
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Violet schluckte, ihre Kehle war mit einem Mal trocken. Dann riss sie sich zusammen, nahm ihre Handtasche und schritt durch die Tür.
    Die Halle, in die Violet kam, war mehr als zwei Stockwerke hoch. Auch sie hatte eine hohe Gewölbedecke in Bronze und Gold und holzvertäfelte Wände. Es gab Fenster, viele Fenster, und obwohl ein wenig Licht in schmalen Streifen auf den Boden fiel, verschluckte die Bronze das meiste. In der Mitte der Halle stand ein Podest mit sechs Stühlen, auf jedem saß ein Mann. Violet erkannte den Duke sofort und die anderen vage, da sie alle auf ihrem Gebiet eine Berühmtheit waren und sie sie bereits auf Porträts gesehen hatte. Doch die Wand hinter ihnen lenkte sie so sehr ab, dass sie den Männern zunächst fast keine Aufmerksamkeit schenkte.
    Diese Wand war ganz offensichtlich die andere Seite der Mauer mit dem Wasserrad, und endlich verstand sie, wie die Akademie ihren Strom bezog. In der Mitte der Wand befand sich ein gigantisches Getriebe, das sich im Rhythmus des Wasserrads bewegte. Das Getriebe war wunderschön: vergoldet, mit Schmucksteinen verziert und dem Motto der Akademie ARS GLORIA HOMINI EST – Erfindung ist die Größe der Menschheit – in großen, wunderschönen Buchstaben graviert. Das Getriebe allein war schon ein Kunstwerk, das es wert war, bewundert zu werden, doch Violets erfreuter Aufschrei galt dem, womit es verbunden war: Hunderttausende kleinerer Getriebe, die alle miteinander in Verbindung standen und sich so lange bewegen würden, wie die Themse floss. Sie bedeckten die Wand bis zur Decke und ließen nur Platz für die Fenster. Violet vermutete, dass sie auch über den Raum hinausgingen, in andere Stockwerke und andere Teile der Akademie, eine Wand aus ständig rotierenden Getrieben, deren Energie jedem Forscher, der sie benötigte, ständig zur Verfügung stand. Auf beiden Seiten des großen Getriebes waren kleinere Getriebe mit großen Aussparungen, in denen sich zwei große Buntglasfenster mit den Porträts von John Snow und Charles Babbage befanden. Sie warfen ein gedämpftes, warmes Licht in den Raum.
    »Eine kluge Erfindung, nicht wahr?«, sagte der Duke. »Sie ist natürlich von meinem Vater. Sie erstreckt sich bis zum Dach des Gebäudes und bis hinunter in den Keller. Sie versorgt unsere Rechenmaschinen, einige der Geräte in der Küche, den Mechanikraum und den Aufenthaltsraum der Schüler mit Energie. Alle Getriebe sind so gemacht, dass man eigene Erfindungen daran anschließen kann, um sie mit Energie zu versorgen. Natürlich nur für die Testphase. Eine Maschine, die nur mit dem Stromnetz der Akademie funktioniert, wäre schließlich nicht wirklich beeindruckend.«
    Violet bestaunte die Wand und verlor sich in den komplexen Mustern der Getriebe, die höher und höher reichten, bis sie aus ihrem Blickfeld verschwanden.
    »Sie sind Ashton Adams?«, fragte der Duke.
    Violet nickte und versuchte, sich auf den Duke und die anderen Männer zu konzentrieren.
    »Bitte, setzen Sie sich.« Der Duke zeigte auf einen kleinen Stuhl, der vor dem Podest stand, sodass die Jury auf die Bewerber hinuntersehen konnte.
    Violet nahm Platz und fand es äußerst entnervend, so beobachtet zu werden.
    »Ich habe Ihre Schwester kennengelernt«, sagte der Duke.
    Violet senkte den Kopf. »Sie hat erwähnt, dass sie die Ehre hatte, Sie zu treffen, Sir«, gab sie zurück. »Und dass Sie ihr den Garten gezeigt haben. Das war sehr freundlich von Ihnen. Es hat ihr sehr gefallen.«
    »Tatsächlich?«, wollte der Duke wissen. »Sie ist so schnell verschwunden.«
    »Ja! Dafür möchte sie sich entschuldigen«, sagte Violet, deren Gehirn auf Hochtouren arbeitete. »Ihr ist plötzlich eingefallen, dass sie Mrs Wilks, unserer Hausdame, versprochen hatte, um fünf zu einer Kleideranprobe zu Hause zu sein.«
    Ein Mann am Ende des Podests lachte auf eine Art, die Violet äußerst würdelos fand. Er war von schwerem Körperbau, und seine schwarzen Locken hingen wirr um seinen Kopf. Seine Haut war aufgedunsen, und er sah krank aus, die Augen schienen nahezu aus dem Kopf zu platzen. »Frauen und ihre Kleider«, warf er ein. »Sie war wegen eines Kleides unfreundlich zu einem Duke!« Er lachte erneut, ein entsetzlich bellendes Lachen. Violet bemühte sich, ihn nicht anzustarren.
    »Das ist Professor Bracknell«, stellte der Duke den Mann vor. »Er ist unser Astronomie-Professor. Professor Cardew, unser eigentlicher Astronomie-Professor, ist nach Amerika gereist, um an der weltweiten Angleichung

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