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Erfindung der Violet Adams

Erfindung der Violet Adams

Titel: Erfindung der Violet Adams Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Rosen
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verraten, er könnte immer den Unwissenden spielen. Für ihn bestand keine Gefahr. Und wer war er, ein einfacher Kutscher, die Pläne des Adels infrage zu stellen? Das Extrageld, das sie ihm geben würden, konnte er gut gebrauchen. Und außerdem war da noch Ashtons Erkenntlichkeit, an die es zu denken galt … Antony schüttelte noch einmal den Kopf und konzentrierte sich auf die Hufe der Pferde auf dem Kopfsteinpflaster. Am besten dachte er während des Arbeitens überhaupt nicht nach. Am besten tat er jetzt seine Arbeit und ging später nach Hause und trank ein gutes Bier mit seinen Freunden.
    Die Kutsche kam vor der Akademie zum Stehen. Violet stieg aus und nickte Antony zu, der eine Verbeugung andeutete. Die Tore standen offen, da bereits die ganze Woche über junge Männer ein und aus gegangen waren, um zu den Bewerbungsgesprächen für einen der fünf begehrten Plätze für das nächste Schuljahr zu kommen. Violet nahm tapfer die Schultern zurück und ging langsam und mit maskulinem Gang auf die Akademie zu. Sie ignorierte den Garten um sie herum, da sie nicht wusste, ob ein längerer Blick auf die Dahlien nicht ihre weiblichen Gefühle wachrufen könnte, die es jetzt zu unterdrücken galt. Stattdessen konzentrierte sie sich auf das Tor und den Bediensteten mit dem Zylinder, dem Talar und dem Stück Pergament in der Hand, der davorstand.
    Als Violet näher kam, musterte der Diener sie von oben bis unten. Sie verspannte, doch sein Gesicht zeigte nichts außer Langeweile. »Sie heißen?«, fragte er.
    »Ashton Adams«, antwortete Violet.
    Der Mann schaute in seine Liste, nickte und öffnete das große Tor für sie. »Warten Sie, bis Sie aufgerufen werden«, sagte er.
    Der Raum, in den sie unmittelbar eintrat, war klein, hatte jedoch eine hohe Gewölbedecke im retro-gotischen Stil und war in dunklem Messing und Gold gehalten, sodass Violets blasse Haut sofort eine goldene Farbe annahm, als würde sie das gelbliche Licht reflektieren. Die Deckengewölbe waren mit gemeißelten Skalen und Sprungfedern geschmückt, mit Bildern von Getrieben und Bremsen, von Sternen und Elefanten, bis sie von einer mit wissenschaftlichen Symbolen bemalten Borte abgelöst wurden, unter der die dunkle Holztäfelung und die goldenen Tapeten begannen. Die Wirkung wäre protzig, wäre es nicht so dunkel gewesen, doch durch die hohen Fenster fiel nur wenig Licht, sodass der Raum wie eine Kathedrale und recht unheimlich wirkte, als dürfte man darin nur flüstern.
    »Ashton!«, hörte Violet Jack rufen. Für einen Moment war sie verwirrt – war Ashton auch hier? – , dann begriff sie, dass sie gemeint war. Ihr Blick wanderte durch den Raum. Dort, auf einer der niedrigen, dunklen Holzbänke saß Jack unter einigen anderen potenziellen Schülern und grinste sie ob ihres Geheimnisses über beide Ohren an.
    »Ich dachte, dein Bewerbungsgespräch wäre erst nächste Woche«, sagte Violet, als sie auf Jack zuging. Die anderen Schüler waren sichtlich irritiert durch ihre Freundschaft und sahen die beiden misstrauisch an.
    »Ich habe gelogen«, gab Jack zu und schüttelte Violet die Hand, bevor jemand sah, dass sie die Handfläche nach unten hielt wie eine Frau. »Ich wollte dich überraschen, ich dachte, das würde deine Nervosität ein wenig mindern. Und der Ausdruck auf deinem Gesicht hat ganz eindeutig etwas von meiner genommen.«
    Violet grinste. »Dann vielen Dank«, sagte sie und setzte sich neben ihn. Zu seinen Füßen stand ein kleiner, abgedeckter Käfig. »Hast du dein Frettchen wiedergefunden?«, fragte sie und zeigte auf den Käfig.
    »Leider nein«, antwortete er. »Bill macht noch immer das Land unsicher, ein frei fliegendes Flügelfrettchen.« Einer der neben ihnen sitzenden Bewerber starrte Jack mit großen Augen an. »Ja«, sagte Jack zu dem jungen Mann, »ich habe ein fliegendes Frettchen kreiert. Und du?«
    »Ich habe einen purpurfarbenen Frosch gezüchtet«, erklärte der Mann nervös.
    »Darf ich ihn sehen?«, fragte Jack aufgeregt.
    »Er ist gestorben«, gestand der Schüler. »Aber ich habe Berichte von Zeugen, die ihn gesehen haben.«
    »Großartig«, sagte Jack und drehte sich wieder zu Violet um. »Nein«, fuhr er fort, »Bill ist noch nicht wieder aufgetaucht, daher habe ich ein neues erschaffen. Ein Weibchen. Ich habe es Sheila genannt. Es schläft im Moment, es scheint sich mit seinen Flügeln noch nicht so richtig wohlzufühlen. Ich hoffe, dass es die Kommission trotzdem beeindruckt.«
    Violet nickte. Die Kommission

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