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Erfindung der Violet Adams

Erfindung der Violet Adams

Titel: Erfindung der Violet Adams Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Rosen
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sie sah Violet noch immer an. »Ich experimentiere mit der Herstellung einer pulverförmigen Substanz, die zusammen mit Wasser nach dem Trocknen so hart wie Stahl wird«, erklärte Cecily. »Dann könnte man Getriebe und ähnliches herstellen, ohne sie schmieden zu müssen.«
    »Das klingt brillant«, sagte Violet beeindruckt.
    »Wir sollten jetzt gehen«, erinnerte Miriam.
    Cecily nickte und lächelte Violet erneut an. »Auf Wiedersehen«, sagte sie, drehte sich um und verließ den Raum, Shakespeare hinter sich herziehend.
    »Auf Wiedersehen«, sagte Violet und sah Cecily nach, wie sie um die Ecke bog, bevor sie sich wieder ihrer eigenen Arbeit zuwandte.
    »Du solltest nicht zu freundlich zu ihr sein«, sagte eine Stimme in Violets Ohr.
    »Wie bitte?«, fragte sie und sah auf. Einer der anderen Schüler stand an ihrem Tisch und blickte sie finster an. Mit seiner blassen Haut, dem glatten, dunklen Haar und den hohen Wangenknochen hätte er auf eine düstere Weise schön sein können, hätte er nicht so sauer ausgesehen. Seine Augen waren von einem leuchtenden Schwarz wie die Nebelflecke, die ihr Vater ihr durch sein Teleskop zeigte.
    »Der Duke mag es nicht, wenn jemand zu freundlich zu ihr ist. Und du solltest nicht glauben, dass ihre Freundlichkeit etwas zu bedeuten hat. Sie ist einfach nur nett.«
    »Ich denke nicht, dass wir uns schon einmal begegnet sind«, sagte Violet und überging die etwas unhöfliche Art des Fremden.
    »Ich bin Malcolm Volio. Ich studiere im zweiten Jahr.«
    »Ich bin Ashton Adams«, erwiderte Violet und streckte die Hand aus. »Nett, dich kennenzulernen.« Sie schürzte die Lippen auf eine Weise, von der sie hoffte, dass sie ihrem Gegenüber klarmachen würde, dass sie ihre Begegnung in Wirklichkeit äußerst unangenehm fand.
    Malcolm warf einen Blick auf ihre Hand und verschränkte die Arme. »Halt dich von Cecily fern«, zischte er und stapfte zurück an seinen Tisch, der mit langen, dünnen gebogenen Metallteilen bedeckt war, die durch Zahnräder miteinander verbunden waren. Er blickte auf, sah sie zu ihm herübergucken und starrte sie an, woraufhin Violet sich wieder ihrer eigenen Arbeit zuwandte.
    Bunburry hustete heiser an seinem Tisch und spielte mit einer großen Menge Zahnräder und Stäbe herum. Hinten im Raum hämmerte ein dritter Schüler, Gregory Cheeks, den Violet nur vom Hörensagen kannte, eine lange Bronzeplatte zu einer großen, gebogenen Röhre.
    Der Aufziehmechanismus des Kaninchens hatte Violet inspiriert, doch diese Inspiration wollte noch keine konkrete Form annehmen. Wieder sah Violet das Bild der Zahnräder vor sich, die wie Puzzleteile ineinandergriffen, und sie starrte die hoch aufragende Wand mit ihren sich kontinuierlich drehenden Getrieben hinter dem Schmiedeofen an. Die Getriebe wurden von den Wassern der Themse mit Energie versorgt, doch was, wenn sie das nicht müssten? Ein Aufziehmotor musste normalerweise fortwährend aufgezogen werden, doch wenn die Zahnräder so konstruiert werden könnten, dass sie sich nicht nur miteinander, sondern auch gegeneinander drehten, könnte ein Gerät durch nur wenige Umdrehungen des Schlüssels Monate, vielleicht sogar Jahre oder Jahrzehnte laufen. Das Ganze würde nicht allzu schwer zu bewerkstelligen sein, Hemmungsräder wurden schon seit Jahrhunderten benutzt, um Uhren am Laufen zu halten. Es galt nur, die Idee leicht zu optimieren: statt sich zu schließen und zu öffnen, zu ticken und wieder zu ticken, würde dieser Motor die Kraft aus dem Pendel nicht nur verteilen, sondern sie verstärken. Er würde das Pendel zurückstoßen, wenn es langsamer wurde.
    Schnell fertigte Violet eine Skizze an. Der Motor konnte recht klein sein, überlegte sie, nicht größer als eine Taschenuhr, doch das ließe sich ändern, je nachdem was der Motor mit Energie versorgen sollte. Und was sollte er mit Energie versorgen?, fragte sie sich. Einen Motor zu bauen war schön und gut, doch sie würde seine ständig verfügbare Energie bei einer größeren Vorführung demonstrieren müssen, um die Aufmerksamkeit zu bekommen, die sie wollte.
    Violet hörte auf zu zeichnen und verschränkte die Arme. Sie hatte die grundlegenden Prinzipien des Motors im Kopf, doch sie würde sich über sein Gehäuse Gedanken machen müssen, bevor sie wirklich weiterarbeiten konnte.
    Dann hörte sie vom Nebentisch ein sanftes Klingeln. Violet warf einen Blick hinüber und sah, dass Malcolm eine kleine Glocke in der Hand hielt. Er hatte die bronzenen Bögen, die

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