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Erfindung der Violet Adams

Erfindung der Violet Adams

Titel: Erfindung der Violet Adams Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Rosen
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sich jetzt bewegten und zappelten wie Fische auf dem Trockenen, mit einer Kugel verbunden. Malcolm klingelte noch einmal mit der Glocke und sofort hörte das Zappeln auf. Er blickte auf und sah, dass Violet seine Arbeit anstarrte, und grinste sie arrogant an.
    Violet errötete und wandte sich wieder ihrer Skizze zu. Eine durch Klang kontrollierte Maschine? Sie musste beweisen, dass sie unter Genies ein Genie war, wenn sie am Ende des Jahres einen Eindruck hinterlassen wollte. Sie spürte, wie ihre Brauen vor Schweiß feucht wurden, als ihr zum ersten Mal richtig bewusst wurde, dass sie jedes Quäntchen Talent, das sie besaß, brauchen würde, wollte sie in dieser Gruppe herausragend sein.
    Die Uhr an der Wand schlug dunkel und leise. Stunden waren seit ihrer Arbeit an Shakespeare und der Skizzierung ihrer Ideen vergangen. Hinter sich hörte sie ein leises Geräusch, und als sie sich umdrehte, sah sie, dass Professor Bunburry sich ihre fertigen und ihre verworfenen Skizzen ansah. Sein Körper beugte sich in einem rechten Winkel über den Tisch, da er mit seinem ummantelten Nacken nicht einfach darauf hinuntersehen konnte.
    »Sie können sie in die Hand nehmen, wenn das besser geht«, sagte Violet, neugierig, warum er ihre Arbeit so genau betrachtete.
    Er hielt die Skizze, die er sich gerade ansah, ins Licht. »Ein Aufziehmotor, der nicht aufgezogen werden braucht!« Er musste husten. »Äußerst intelligent. Aber Sie müssen dem Verschleiß der Zahnräder Rechnung tragen, sie aus einem Material fertigen, das sich nicht so leicht abnutzt und nicht regelmäßig geölt werden muss. Wenn sie regelmäßig geölt werden müssen, durchkreuzt das in gewisser Weise das Prinzip des Ganzen, nicht wahr?« Violet nickte, als Bunburry einen Moment heftig hustete. »Und obwohl der Motor allein schon eine Meisterleistung wäre, bedarf es auf der Ausstellung einer visuellen Darbietung, wenn Sie wirklich Eindruck beim Adel machen und finanzielle Unterstützung für weitere Projekte bekommen wollen. Wie wäre es mit einem Tanzmädchen, das in alle Ewigkeit weitertanzt? Die oberen Gesellschaftsschichten lieben so etwas.«
    Violet schürzte die Lippen und runzelte die Stirn. »Ich hatte mir eigentlich etwas Originelleres vorgestellt«, wand sie ein.
    »Der Motor wird neue Standards setzen«, sagte Bunburry. »Konzentrieren Sie sich darauf.« Violet nickte, und Bunburry klopfte ihr in einer väterlichen Geste auf den Rücken. »Was für schmale Schultern Sie haben«, bemerkte er und ging weiter. Er hinkte an Malcolm vorbei zu Gregory. Malcolm sah, wie Bunburry ihn ignorierte, und er sah auch, dass es Violet aufgefallen war. Malcolm wurde rot und wandte sich schnell seiner Arbeit zu, um es zu verbergen. Violet lächelte angesichts der Tatsache, dass Malcolm sich dermaßen unbeliebt gemacht hatte, dass der Professor es vermied, ihm einen Rat zu geben.
    Während sie auf weitere Inspirationen wartete, arbeitete Violet an dem Entwurf für ein aufziehbares Tanzmädchen. Sie war sich sicher, dass es zwar nett, aber nicht sonderlich eindrucksvoll wäre – sie konnte sich bereits vorstellen, wie die Herren mit den Schnurrbärten und den Zylindern darüber spöttelten. Noch ein aufziehbares Tanzmädchen, würden sie sagen und weitergehen. Als sie mit der Skizze, an der sie arbeitete, fertig war, stellte sie fest, dass es bald Zeit zum Abendessen war.
    »Hinterlassen Sie ihre Arbeitsbereiche aufgeräumt«, brummte Bunburry, bevor er selbst zum Speisesaal ging.
    Violet senkte die Schultern, legte ihren Stift zur Seite und rollte die Skizzen für das Tanzmädchen zusammen. Sie blickte finster drein, als sie darüber nachdachte – was erwartete man schon anderes von Frauen, als zu tanzen und Kinder zu gebären? Sie war wie dieses aufziehbare Tanzmädchen. Mehr war von ihr auch nicht erwartet worden, doch hier stand sie und versuchte krampfhaft, ihre Weiblichkeit zu verbergen und zu beweisen, dass sie die gleichen Chancen in der Welt der Wissenschaft verdiente wie ein Mann. Als könnte ein Tanzmädchen so etwas beweisen. Vielleicht sollte sie einen Tanzjungen bauen – nein, das wäre lächerlich. Aber es musste etwas geben …
    Einen Moment lang hatte sie das Gefühl, als könnte sie aus diesem sinnlosen Muster ausbrechen, das Tanzmädchen zerschlagen und als etwas Neues zusammensetzen, doch der Moment ging vorüber, als ihr Magen knurrte. Sie brachte ihren Platz in Ordnung und ging zum Speisesaal. Nur Malcolm blieb zurück und schob seine Arbeit zu

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