Erfindung der Violet Adams
im Labor ging ihr die Arbeit nur langsam von der Hand.
Sie verband gerade einige Getriebe miteinander, die bis auf den Boden der Maschine gehen und zu einer leichteren Beweglichkeit derselben führen sollten, als ein Schatten auf ihre Arbeit fiel. Cecily war hereingekommen.
»Hallo, Ashton«, sagte Cecily, als Violet aufblickte. Cecily klimperte mit den Wimpern. Sie trug ein hochgeschlossenes blaues Kleid mit einer langen Reihe von Knöpfen.
Warum fiel Violet die Schönheit von Kleidern erst jetzt auf, wo sie sie nicht tragen durfte? Wahrscheinlich ist es unbequem, sagte sie sich, schnürt in der Taille ein und hindert einen, richtig auszuschreiten. Doch Cecily schien ganz zufrieden damit, es zu tragen.
»Guten Tag, Cecily«, sagte Violet. »Wie laufen Ihre Experimente?«
»Sehr gut, danke.« Sie stand eine Weile schweigend da. »Im Moment lasse ich gerade den letzten Satz hart werden. Ich denke, die Zusammensetzung steht jetzt. Falls es funktioniert, könnte es die Herstellung von Dingen revolutionieren. Maschinen mit Getrieben, die mit meiner … Ich weiß nicht, wie ich sie nennen soll … Paste? Lehm? … gemacht sind, würden leichter sein und reibungsloser laufen.«
»Das klingt großartig«, meinte Violet. »Das ist im Grunde genommen genau das, was ich für meine Maschine brauche. Würden Sie mir helfen?«
Cecily strahlte, dann wurde sie rot. »Ja, natürlich«, sagte sie. »Es würde mich freuen, Ihnen in jeder erdenklichen Weise behilflich zu sein.«
»Ich brauche ein Material, das sich nicht zersetzt. Wenn Ihres so hart und leicht ist, wie Sie sagen, dürften die Getriebe sich nicht so schnell abnutzen.« Violet holte die Skizzen von der Maschine heraus. »Sehen Sie?«
Cecily kam um den Tisch herum, stellte sich neben Violet und sah sich die Pläne an, ihr Körper war Violets sehr nahe. »Ja«, sagte Cecily, »ein paar Drehungen des Schlüssels, und sie läuft Ewigkeiten. Das wäre revolutionär.«
»Wenn Ihr … Lehm funktioniert, ja«, wandte Violet ein. Die Traurigkeit, die noch vor Kurzem von ihr Besitz ergriffen hatte, war verschwunden. Sie blickte in Cecilys Gesicht, sah, wie sie die Pläne studierte und die Stirn runzelte, wenn sie nachdachte. Hier stand eine Schwester in der Wissenschaft neben ihr.
»Dann werde ich dafür sorgen, dass er das tut«, sagte Cecily. »Wie wird Ihr Motor mit Energie versorgt?«
Violet begegnete Cecilys Blick, doch dann hielt sie inne. Sie hatte noch niemandem die Pläne für ihre Maschine gezeigt. Sie hatte Miriam den Grundgedanken erläutert, doch die Einzelheiten und ihr Aussehen waren bisher noch geheim, und sie genoss dieses Geheimnis. Sie befürchtete sogar, dass falls jemand ihre Pläne und die Form der Maschine sah – ihre weibliche Kontur, die Metalllagen – , er auch ihr eigenes Geheimnis erraten könnte. Sie musterte Cecily genau, vom Kopf bis zu den Fußspitzen, und sie wusste nicht, ob sie ihr trauen konnte. Das Mädchen war keine Närrin, mit Sicherheit nicht, doch sie war mehr Mädchen, als Violet es je gewesen war, und Violet fragte sich, ob sie zu der Sorte Mädchen gehörte, die über Dinge, die sie beschäftigte, kicherte und schwatzte.
Cecily schien ob der Verzögerung überrascht und öffnete den Mund, als wollte sie ihre Frage zurückziehen, doch Violet ergriff als Erste das Wort. »Wenn ich es Ihnen zeige, werden Sie es geheim halten?«, fragte Violet. »Selbst vor Ihrem Cousin?«
Cecily schürzte die Lippen. »Natürlich«, sagte sie, »wenn Sie mich darum bitten.«
»Das tue ich«, antwortete Violet und holte die Pläne hervor. »Es soll eine Überraschung werden.« Sie rollte die Pläne aus und zeigte sie Cecily, während sie ihr Gesicht beobachtete. Cecilys Augen verengten und konzentrierten sich auf die Skizzen und Notizen, nahmen jedes Detail im Laufe von Sekunden in sich auf.
»Aber … das ist genial«, flüsterte Cecily. »Mit dieser Maschine kann jeder schwere Arbeiten ausführen. Alte Männer können erheblich länger arbeiten, als sie das bislang konnten.«
»Und Frauen könnten arbeiten wie Männer.«
»Ja. Deshalb sieht sie aus wie … Das ist sehr intelligent. Und so umsichtig, eine solche Idee zu entwickeln. So feinfühlig gegenüber dem schwachen Geschlecht, uns die Möglichkeiten zu bieten, die in dieser Maschine liegen. Sie sind ein sehr großzügiger Mann«, sagte sie und sah Violet auf eine Art und Weise an, die diese sich unwohl fühlen ließ. Vor allem in Verbindung mit dem Wort Mann.
Violet fuhr sich mit
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