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Erfindung der Violet Adams

Erfindung der Violet Adams

Titel: Erfindung der Violet Adams Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Rosen
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direkt. Ich meine, an so einem Ort sind alle intelligent, ich spreche also von den wirklich Intelligenten.«
    »Ich bin nicht schüchtern«, wandte Violet ein und trank einen Schluck.
    »Nein?«, fragte Miriam, lächelte leicht und führte einen Becher mit Bier zum Mund.
    »Nein, ich bin nur abgelenkt.«
    »Von deinem Projekt.«
    »Ja.«
    »Und was ist das für ein Projekt?«
    »Eine Maschine. Wie ein Roboter, aber auch wieder nicht. Wenn man sie trägt, verleiht sie einem große Kraft.«
    »Der Duke hat die Entwicklung von Waffen verboten, das weißt du.«
    »Nein, nein, das wird keine Waffe, das wird ein Werkzeug. Für Bauarbeiten, denke ich.«
    »Sei trotzdem vorsichtig. Vor Jahren gab es einen anderen Schüler – das war in meinem ersten Jahr, in dem ich für den Duke gearbeitet habe – , der Roboter mit Pistolen als Hände gebaut hat. Der Duke war so wütend, dass er versucht hat, den Jungen hinauszuwerfen, doch das Ende des Schuljahrs war nahe, und der Verteidigungsminister hat von der Sache Wind bekommen. Er hat eingegriffen, den Roboter konfisziert und den Duke davon überzeugt, den Schüler das Jahr beenden und einen Abschluss machen zu lassen. Niemand kennt wirklich alle Details, es sollte nach außen hin kein schlechter Eindruck entstehen, doch der Duke war gedemütigt. Er wird einen Rausschmiss in Erwägung ziehen, wenn deine Erfindung auch nur im Mindesten an eine Waffe erinnert.«
    »Na schön … das wird sie nicht. Aber ich werde die Einzelteile trotzdem solange wie möglich nicht zusammenbauen, dann weiß er nicht, was es wird. Danke für den Rat.«
    »Der Duke inspiziert die Labore an den meisten Abenden nach dem Abendessen. Du solltest alles verstecken, was gefährlich aussieht.«
    »Das werde ich. Ich nehme an, dass ohnehin alles umsonst ist.«
    »Warum?«
    »Ich brauche ein neues Material für den Motor. Etwas Widerstandsfähiges, das sich mit der Zeit nicht zersetzt. Und es muss glatt sein.«
    Miriam lachte.
    »Was ist so lustig?«
    »Cecily hat dir gesagt, woran sie arbeitet, ja?«
    »An einem Material, das in Pressformen hart wird?«
    »Ja. Und das sowohl leicht als auch strapazierfähig ist. Du solltest mit ihr reden. Ich glaube, sie hat es fast geschafft.«
    Violet schürzte die Lippen und trank einen weiteren Schluck von ihrem Bier, dann sah sie Miriam an. »Macht es dir nie etwas aus?«, fragte Violet.
    »Was?«
    »Dass Cecily freien Zugang zu der Schule, den Laboren und der Lehre hat und du nicht? Dass sie sowohl eine Frau als auch eine Wissenschaftlerin sein kann, ein Recht, das dir verwehrt ist?«
    Miriam senkte den Blick und sah wieder auf. Sie lächelte. »Ich bin keine Wissenschaftlerin«, sagte sie. »Ich interessiere mich für die Wissenschaften, aber ich habe nicht die Geduld, mich so mit ihnen zu beschäftigen, wie ihr das tut. Cecily hat sie. Sie ist une fille futée – sehr intelligent –, und ich finde, dass es für jeden von Wert ist, dass sie in Illyria sein darf, ob sie dieses Recht nun geerbt hat oder nicht. Ihre Gegenwart in Illyria hindert andere Frauen schließlich nicht daran, sich um die Aufnahme zu bewerben.«
    »Nein, wohl kaum«, sagte Violet und blickte in ihr Bier.
    »Also, nein, ich beneide sie nicht. Ich respektiere sie, obwohl sie sich oft noch wie ein sechzehnjähriges Mädchen benimmt. Sie mag dich übrigens sehr, weißt du.«
    »Tut sie das?«, fragte Violet besorgt.
    »Die meisten Schüler würden sich geschmeichelt fühlen.«
    »Ich versuche, mich von solchen Dingen nicht ablenken zu lassen.«
    »Aha«, sagte Miriam, trank von ihrem Bier und warf Violet einen langen Seitenblick zu. Sie schwiegen eine Weile. »Nun gut«, meinte Miriam, »sei einfach vorsichtig mit deiner Erfindung und ihrem Potenzial als Waffe. Du willst schließlich nicht wie Ralph Volio enden und davon abhängig sein, dass der Verteidigungsminister dir zu Hilfe kommt.«
    » Ralph Volio?«
    »Ja, der Schüler, den ich erwähnt habe. Malcolm Volios älterer Bruder Ralph.«
    »Ralph Volio – warum kommt mir der Name sonst noch bekannt vor?«
    »Er arbeitet jetzt im Verteidigungsministerium. An sehr hoher Stelle, wie ich das verstanden habe. Er entwickelt Waffen. Trifft sich mit der Queen persönlich. Das war das Seltsamste: Der Duke hat ihn erwischt, wie er ein einzelnes Teil für einen seiner Roboter gemacht hat – das Gewehr. Doch weniger als einen Monat später, nachdem der Minister den Duke davon überzeugt hatte, Ralph seinen Abschluss machen zu lassen, marschierten plötzlich

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