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Erfindung der Violet Adams

Erfindung der Violet Adams

Titel: Erfindung der Violet Adams Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Rosen
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seltsamen Geruch – nach warmem Bier und Chemikalien. Als sie sich das erste Mal in einem Wirtshaus getroffen hatten, hatte sie nicht besonders viel von ihm gehalten: groß, laut, betrunken, kein ungewöhnlicher Mann. Dass er Schüler in Illyria war, machte ihn schon etwas interessanter, und wie er über sie lachte, als sie ihn bat, niemandem etwas davon zu erzählen, dass sie abends ausging, war, wenn nicht charmant, so doch liebenswert. Er war jünger als sie, ja, aber voller Fröhlichkeit und Großzügigkeit. Er würde sie nicht schikanieren, sagte er, nur weil sie einen Drink wollte. Er sah auch gut aus mit seiner weichen Haut und den großen lächelnden Augen, obwohl er das hinter Prahlerei und Schwitzen zu verbergen suchte.
    »Und dann hat Ashton gesagt, dass er meinen Lehm gerne für seine Erfindung benutzen würde, wenn er so wird, wie es mir vorschwebt!«, erzählte Cecily ihrem Cousin. Sie war sehr mit sich zufrieden.
    »Ich bin mir nicht sicher, ob es mir gefällt, wenn du so vertraut mit den Schülern bist, Cecily«, meinte der Duke und warf Miriam einen Blick zu. Miriam wich ihm nicht aus, sagte aber nichts.
    »Ach, mach dir keine Sorgen, Cousin Ernest«, sagte Cecily. »Ashton ist ein netter Junge mit einer einfühlsamen Seele, aber ich werde ihn nicht von seinen Studien ablenken.« Sie betonte das Wort ablenken auf eine besonders verruchte Weise. »Ich will ihm nur helfen. Er ist ziemlich intelligent. Er hat mir die Pläne für seinen Motor gezeigt.«
    »Wird er funktionieren?«, fragte der Duke.
    »Oh, ja, wenn ich meinen Teil dazu beitrage.«
    »Vielleicht sollte ich einmal runtergehen und mir die Pläne selbst ansehen.«
    »Gut, aber sei nicht so überkorrekt, und sag ihm nicht, dass er nicht mit mir befreundet sein darf. Ich kann befreundet sein, mit wem ich will.«
    »Solange seine Noten stimmen«, sagte der Duke und runzelte leicht die Stirn, bevor er in ein Stück Brot biss. Was hatte Ashton Adams an sich, das ihn für alle so anziehend machte? Zuerst wettete Tante Ada, dass er sie am meisten von allen überraschen würde, dann scheute Cecily keine Mühe, mit ihm befreundet zu sein und ihm sogar bei seiner Arbeit zu helfen. Und auch er fühlte sich auf seltsame Art zu dem jungen Mann hingezogen, musste der Duke zugeben. Es dürfte das Beste sein, mehr über ihn herauszufinden, oft bei ihm vorbeizuschauen und zu sehen, welche Fortschritte seine Arbeit machte, beschloss er. Vielleicht hatte Cecily ja recht, und er war einfach ein Genie von einem solchen Kaliber, dass er alle um sich herum beeindruckte. Und falls dem so sein sollte, könnte es dem Duke sogar gefallen, mit ihm Ideen auszutauschen. Was natürlich der Sinn und Zweck der Ausbildung in Illyria war. Er würde den jungen Mann unter seine Fittiche nehmen und seine diversen Talente fördern.
    Miriam räusperte sich. »Sir?«, fragte sie, und er nickte. Das Abendessen war beendet, und sie hatte den Abend frei. Er fragte nie, was sie an ihren freien Wochenenden machte. Er nahm an, dass sie zu ihrer Kirche fuhr, irgendwo in der Stadt, doch er wusste es nicht und fand es unhöflich zu fragen.
    »Sie gehen?«, fragte Cecily Miriam. »Ist es nicht noch ein wenig früh?«
    »Möchten Sie gerne, dass ich noch bleibe?«, fragte Miriam.
    »Nein, es ist in Ordnung«, seufzte Cecily. »Ich vermisse Sie nur immer so, wenn Sie nicht da sind.«
    »Ich vermisse Sie auch«, sagte Miriam lächelnd. Sie küsste Cecily auf die Stirn und stand auf. »Aber Sie sind jetzt eine junge Dame. Bald brauchen Sie keine Gouvernante mehr.«
    »Dann mache ich Sie zu meiner Zofe. Ich möchte, dass Sie für immer bei mir bleiben.«
    »Ich werde zumindest immer Ihre Freundin sein« sagte Miriam und tätschelte Cecily den Kopf. »Träumen Sie schön! Wir sehen uns morgen früh.« Cecily nickte und wandte sich wieder ihrem leeren Teller zu. Miriam nahm die Treppe zu der Brücke, die sich über die Große Halle neigte und zu den Privatgemächern des Dukes führte. Sie hatte ein kleines Zimmer mit einem Bett und einem Kleiderschrank neben Cecilys. An den Wochenenden zu verschwinden, war immer schwierig, da sie nicht wollte, dass der Duke oder Cecily sie in einem ihrer lasziveren Kleider sahen. Doch inzwischen war es kalt genug, das sie einen Umhang über ihrem roten Seidenkleid tragen konnte. Ihr Haar würde sie später lösen. Ihr machten diese kleinen Unbequemlichkeiten nichts aus. Sie waren ihr ihre Freiheit wert. Diese Freiheit zu behalten, war jetzt schwieriger geworden, da

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