Erfindung der Violet Adams
von Liebe auf den ersten Geruch gehört, aber ich denke, das hat letztendlich nicht funktioniert.«
»Jetzt muss ich sie davon überzeugen, dass ich ihr Freund bin«, fuhr Jack fort, ihre Worte ignorierend. »Denn wenn du am Ende des Jahres deine Verkleidung ablegst, wird sie erkennen, dass ich die ganze Zeit der richtige Mann für sie war.«
»Ich bin mir nicht sicher, ob das ein vernünftiger Plan ist, Jack.«
»Er ist genauso vernünftig wie deiner, nicht?«, stichelte Jack.
»Ich nehme es an«, sagte Violet, dann seufzte sie. »Ich vermisse meinen Bruder.«
»Wir sehen ihn morgen.«
»Ich weiß. Es war einfach nicht die Woche, mit der ich gerechnet hatte.«
»Womit hast du denn gerechnet? Lob aus allen Ecken, Anerkennung deines Genies und keinerlei Anstrengungen, um deine wahre Identität zu verbergen?«
Violet antwortete nicht.
»Du bist brillant, Violet Adams«, flüsterte Jack. Es war das erste Mal in der ganzen Woche, dass er sie mit ihrem richtigen Namen ansprach, »doch du kannst nicht erwarten, dass jeder das weiß, wenn er dich nur ansieht, vor allem dann nicht, wenn du so viel von dir verbergen musst, um keine Aufmerksamkeit zu erregen.«
Violet seufzte erneut. »Und wie willst du dich mit Cecily anfreunden?«, fragte sie.
Jack wusste, dass das Eingehen auf seine Probleme ihre Art war, sich zu bedanken. »Ich weiß es wirklich nicht.«
»Frag sie nach ihrer Arbeit. Sie ist eine sehr kluge Wissenschaftlerin, doch ich denke, die meisten Männer, die ihr den Hof machen, sehen nur ihr Gesicht und ihre Figur.«
»Sie hat in der Tat etwas Ähnliches gesagt, als wir uns gestritten haben.«
»Vielleicht hat sie sich deshalb in mich … in Ashton … in mich als Ashton verliebt. Weil ich über wissenschaftliche Themen mit ihr geredet habe. Als der Duke nicht bereit war, sich über die wissenschaftlichen Gesetze der Blumen mit mir zu unterhalten, bin ich auch ziemlich ärgerlich auf ihn geworden.«
Jack lachte.
»Was ist daran so komisch?«
»Dass du nur an wissenschaftliche Gesetze denkst, wenn du Blumen siehst«, sagte er, »selbst wenn ein Mann dir ihre Schönheit zeigen will.«
»Aber das macht ihre Schönheit doch gerade aus«, protestierte Violet und schürzte die Lippen. »Ich weiß wirklich nicht, wieso dein Geschlecht glaubt, dass Wissenschaft und Schönheit zwei unterschiedliche Dinge sind? Als wären die Sterne und Planeten an sich zwar schön, doch als würde das Aufzeichnen ihres Laufs ihnen diese Schönheit nehmen. Meiner Meinung nach trägt die Art, wie ein Planet sich dreht, nur noch mehr zu seiner Schönheit bei.«
»Vielleicht hast du recht«, sagte Jack.
»Natürlich habe ich recht«, behauptete Violet.
»Der Duke hat versucht, mit dir über die Schönheit der Blumen zu sprechen?«, fragte Jack anzüglich.
Einen Moment lang war es still im Zimmer, während Violet überlegte, was er wohl meinte. »Ach, sei still und lass mich schlafen«, gab sie zurück, nahm eins ihrer Kissen und warf damit nach ihm, bevor sie sich umdrehte und das Gespräch beendete. Jack kicherte im Dunkeln.
Kapitel 14
A shton Adams, der richtige Ashton Adams, hatte eine wunderbare Woche hinter sich. Er war auf vier Lesungen gewesen und hatte an zwei Séancen teilgenommen und eine außergewöhnliche Kunstausstellung besucht, auf der ausschließlich Bilder von jungen badenden Männern zu sehen waren. Er hatte sogar einige der Modelle der Maler getroffen, auch wenn er noch mit keinem gebadet hatte. Er nahm an, dass das bis zum Sommer würde warten müssen. Im Haus war alles in Ordnung: Dank des Kochs und des Hausmädchens und Antony, die alle sehr charmant, sehr freundlich und sehr diskret waren, lief alles bestens. Ashton hatte eine Platte mit Gurkensandwiches, Kuchen, Muffins, Brot und Butter für Violet und Jack herrichten lassen. Er wunderte sich, wie sehr er trotz der kurzen Zeit, die sie getrennt gewesen waren, seine Schwester vermisst hatte und wie beschäftigt er gewesen war.
In Wahrheit machte er sich aber auch Sorgen. Violet beizubringen, sich wie ein Mann zu kleiden und wie einer zu gehen, war seinerzeit lustig gewesen, doch nach einer Woche fragte er sich, ob sie aufgeflogen war oder auffliegen würde. Und was passieren würde, falls dem so sein sollte. Die Gesellschaft verzieh Verstöße wie Geschlechterumwandlungen nicht. Die Gesellschaft verzieh nur, wenn das finanzielle Glück sich wendete, und das auch nur dann, wenn aus Reichen Arme wurden, weil man wunderbar darüber tratschen konnte.
Weitere Kostenlose Bücher