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Erfolg

Erfolg

Titel: Erfolg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lion Feuchtwanger
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absolviert war. Er legte sich höher, vorsichtig, daß er Johanna nicht störe, horchte auf die leisen Atemzüge der Schlafenden. Nein, es war diesmal wirklich etwas anderes gewesen. Jetzt noch klarer und beglückender spürte er das als vorher. Er liebte sie. Ein großes, dummes Wort. Aber es stimmte. Es war gut, daß Katharina es ihm so leicht gemacht hatte. Er wird jetzt mit Johanna die große Kunst- und Geschäftsreise machen. Er wird auch ihre Sache richtig managen. Diese Sache mit dem Manne Krüger, mit dem sie, er lächelte, verheiratet ist.
    Als sie, später, erwachte, während schon die erste Helle des Wintermorgens ins Zimmer kam, schaute sie um sich,nicht verwirrt, nicht lächelnd, ernst, ohne Scham. Dies war gut so. Besser als mit Tüverlin? Vielleicht.
    Hessreiter, den Arm um ihren Hals, im Halbdunkel, warm an ihr, faul, fragte, gähnend fast, ob denn nun der Mann Krüger einen Meineid geschworen habe oder nicht.
    Johanna war so erstaunt, daß sie zu atmen aufhörte. Nicht einmal erzürnt war sie gegen Hessreiter. Dieser Mann also, der seinen fleischigen Arm um sie hielt, gutmütig und sicher ehrlich verliebt, hatte niemals an seine und ihre Sache geglaubt. Er hatte sich eingesetzt für sie, weil ihr Wuchs, ihre Haut, ihre Stimme ihm gefiel. Ob der Mann, für dessen Unschuld er mit Wichtigkeit, ja mit Leidenschaft kämpfte, wirklich unschuldig war, interessierte ihn nebenher. Er fragte darüber nach einer Umarmung, gähnend. So also waren die Leute mit ihren Beziehungen und ihre Richter.
    Siehe, er mißverstand ihr Schweigen. »Wenn man das nicht wissen darf«, tröstete er mit seiner behaglichen Stimme, »macht es auch weiter nichts.« Und er fingerte an ihrer Haut, drückte sie fester an sich.
    Später überlegte sie, daß sie sicher auch gerade nach einem Meineid Martin Krüger gedeckt hätte.
    Hessreiter ging hinunter, um nach Garmisch telefonisch Weisung zu geben, man möge ihnen Kleider herüber nach Griesau schicken. Johanna sah sich mittlerweile um in dem unordentlichen, ungelüfteten, nicht komfortablen Hotelzimmer. Sie dachte an Krüger, freundlicher, sachlicher als sonst. Sie wird jetzt den Kampf für ihn besonnener führen, sie wird ihn zum guten Ende führen.
    Hessreiter kam zurück. Man frühstückte, bis die Kleider kamen. Hessreiter lächelte über die herumliegenden Maskenkostüme. Johanna sah sie gar nicht. Sie aß unbefangen, mit gutem Appetit.
    Er, an seinem Schläfenbart herumstreichend, sprach ihr in großen, gewundenen Worten von der Reise, die er vorhatte. Die Konjunktur sei günstig, er wolle sein Unternehmen ausdehnen. Es sei an der Zeit, daß er sich endlich durch denAugenschein informiere, wie weit während des Kriegs und nachher die ausländische keramische Industrie gekommen sei. Zunächst werde er nach Paris fahren. Er glaube, fügte er hinzu, sie nicht anschauend, sorgfältig ein Stückchen Butter auf das Messer nehmend, er glaube, auch Johanna könne für ihre Sache zur Zeit im Ausland mehr erreichen als in München. Er höre zum Beispiel, der Geheimrat Bichler werde demnächst nach Paris gehen. Auf Reisen sei dieser heimliche Regent Bayerns weniger unzugänglich. Er schlage ihr vor, schloß er, das Stückchen Butter endlich auf sein Brötchen streichend, mit ihm zu reisen. Er schwieg, wartete unsicher auf Antwort.
    Johanna sagte ohne weiteres ja.

Drittes Buch
Spaß. Sport. Spiel

1
Stierkampf
    Die Arena war, die billigen Plätze in der Sonne und die teuern im Schatten, seit fast einer Woche ausverkauft; überallher aus der Provinz waren die Leute gekommen, um sich des Vormittags die Prozession, gegen Abend den Stierkampf anzusehen. Denn auf dem Programm dieser Corrida, die übrigens zugunsten einer übernationalen humanitären Organisation, des Roten Kreuzes , stattfand, war der Stierfechter Montilla II angekündigt, der sich zur höchsten Rangstufe emporgearbeitet hatte, ein Espada großer Klasse, nächst dem Diktator der meistgenannte Mann Spaniens.
    Der Maler Greiderer, trotzdem er nur über ein paar Brocken Spanisch verfügte, versuchte angeregt, zutraulich, ein Gespräch mit seinem Nachbarn. Der erwiderte lebhaft. Der Bayer und der Spanier, ohne daß einer den andern recht verstand, schwatzten heftig aufeinander ein, gestikulierend, befriedigt jeder vom Interesse des andern. Der Maler Greiderer, der sehr aufnahmefähig war für jede Art von Volksschauspielen, sah in diesem Stiergefecht den Höhepunkt der spanischen Reise, die er sich gönnte, solange seine

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